Energiemarkt:Eon macht ernst

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Die Kühltürme des Kohlekraftwerks im britischen Ratcliffe-on-Soar. Es gehört Uniper. (Foto: Chris Ratcliffe/Bloomberg)

Der Stromkonzern will sich von den letzten Anteilen an der Kraftwerks-Tochter Uniper trennen, Finnlands Energieriese Fortum will dafür 3,8 Milliarden Euro zahlen. Doch das Uniper-Management macht Ärger.

Von Michael Bauchmüller, Berlin

Nein, von einer "Übernahme" dürfe man nicht sprechen, wiegelt Pekka Lundmark ab. "Für uns ist es nur ein Investment." Nur "Aktionär" bei Uniper wolle Fortum werden, wenn auch ein ziemlich großer. Lundmark, Chef des größten finnischen Energieversorgers Fortum, will für jede Uniper-Aktie 22 Euro hinlegen, was alleine dem Eon-Konzern knapp 3,8 Milliarden Euro einbringen würde, am Mittwoch wurde die Offerte offiziell.

Mit Uniper hatte Eon eine eigenständige Tochter für seine Kraftwerke und das Gasgeschäft geschaffen, vor ziemlich genau einem Jahr war sie an die Börse gegangen. Der Eon-Konzern hält noch knapp die Hälfte der Anteile. Doch wie eigenständig die Tochter agiert, das bekommt er nun auch zu spüren. "Wir haben Fortum nicht um ein Übernahmeangebot gebeten", ließ Uniper am Mittwoch wissen. "Dieser Vorstoß kommt unaufgefordert und passt nicht zu unserer Strategie, die wir mehrfach öffentlich erläutert haben", sagt Uniper-Chef Klaus Schäfer. Es gibt Ärger.

13 000 Eon-Mitarbeiter wurden Uniper-Mitarbeiter und sind es bis heute

Das Interesse von Fortum ist nicht neu. Schon seit dem frühen Sommer kursieren Gerüchte, der finnische Konzern habe Interesse an Uniper. Die Geschäfte ergänzen sich prächtig. Beide Unternehmen sind an, teils den gleichen, Kernkraftwerken in Schweden beteiligt. Beide haben ein starkes Geschäft mit Wasserkraft. Beide sind in Russland aktiv. Fortums Aktivitäten in Deutschland allerdings sind bisher bescheiden: 36 Mitarbeiter beschäftigt die hiesige Fortum-Tochter, meist für die Wartung kleinerer Anlagen. "Das wird eine kraftvolle Verbindung für Europas Energiewende", schwärmt Lundmark. Es gebe eine "starke strategische und finanzielle Ratio" hinter dem Deal. Zumal sich Uniper nahe dem Heimatmarkt Fortums bewege.

Wenn das nur die Spitze von Uniper genauso sähe.

Dessen Chef Klaus Schäfer hatte erst vorige Woche einen Warnschuss abgegeben. "Ich verlasse mich mal darauf, was von Anfang an als Ziel der Aufspaltung formuliert worden war", sagte Schäfer dem Handelsblatt. "Es sollte zwei Firmen der Weg in eine unabhängige Zukunft eröffnet werden." Mit der Betonung auf unabhängig. Eine Übernahme durch Fortum dagegen könnte Uniper abermals zum Anhängsel machen, diesmal eines finnischen Konzerns. Das Uniper-Management sähe es offenbar lieber, wenn die Eon-Anteile über den Kapitalmarkt veräußert würden, so wie die übrigen 53 Prozent schon im vorigen Jahr: Von denen liegen 34 Prozent bei institutionellen Anlegern und elf Prozent bei Privaten. Bei den verbleibenden acht Prozent sind die Aktionäre nicht näher identifiziert.

Allein deshalb betont Fortum-Chef Lundmark am Mittwoch so oft den Unterschied zwischen Übernahme und Investment. Natürlich habe Fortum "volles Vertrauen in Unipers Management", das auch weiter das Unternehmen leiten soll. Selbstverständlich bleibe Düsseldorf der Sitz des Unternehmens, und die Interessen der Beschäftigten würden, logisch, gewahrt. "Wir wollen ein Partner werden", so Lundmark. Und, nein, "das ist keine Übernahme".

Das allerdings wird nicht so einfach, denn sollten sich Fortum und Eon auf die Übernahme der Anteile einigen, wollen die Finnen auch den übrigen Uniper-Aktionären ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot unterbreiten. Mit 22 Euro je Aktie läge das weit über dem Börsenkurs der Vergangenheit. Vor einem Jahr war die Aktie mit einem Preis von zehn Euro gestartet, im März lag sie bei 15 Euro. Am frühen Mittwochnachmittag aber erreichte sie einen neuen Höchstwert von 22,46 Euro, ein Plus von 6,6 Prozent. Weitere Interessenten sind bisher noch nicht auf den Plan getreten. Lundmark jedenfalls will nicht über 22 Euro hinausgehen. Damit wäre Uniper den Finnen insgesamt acht Milliarden Euro wert.

Das ist weit weniger als jene zwölf Milliarden Euro, mit denen Uniper noch im vorigen Jahr in den Eon-Büchern stand, aber das ist mittlerweile abgeschrieben. Der Konzern, der sich ganz dem Geschäft mit Verteilnetzen, erneuerbaren Energien und Dienstleistungen verschreiben will, möchte Uniper nun nur noch loswerden - und das aus steuerlichen Gründen gleich zu Beginn des neuen Jahres. Auch der Eon-Kurs legte am Mittwoch um gut drei Prozent zu, der von Fortum erreichte den höchsten Wert seit zwei Jahren.

Eon-Chef Johannes Teyssen vollendet mitdem Verkauf ein Werk, das er vor drei Jahren begonnen hatte. Damals hatte er die Aufspaltung des Konzerns bekannt gegeben, 13 000 Eon-Mitarbeiter wurden in der Folge Uniper-Mitarbeiter und sind es bis heute. Einzig die deutschen Kernkraftwerke verblieben bei Eon - Kohle- und Gaskraftwerke mit einer Gesamtleistung von 39 Gigawatt dagegen wanderten zur neuen Tochter. Hier könnten noch am ehesten Konflikte mit einem Großaktionär Fortum entstehen, denn das Unternehmen gibt sich klimafreundlich. Das Engagement bei Uniper, das einige der größten Steinkohlekraftwerke Deutschlands betreibt, "ändert nichts an Fortums Vision einer sauberen Energiewelt", sagt Lundmark. Weiterhin bleibe die Dekarbonisierung, der Abschied von fossilen Rohstoffen, "weit oben auf der Agenda". Und was, wenn eine künftige Bundesregierung mehr Druck zur Stilllegung alter Kraftwerke mache? Da, sagt Lundmark, vertraue er ganz auf das Management von Uniper.

© SZ vom 21.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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