Emissionshandel und Airlines:Der Flug nach Mallorca wird sechs Euro teurer

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Kostenfaktor Klimaschutz: Die EU bezieht Lufthansa, Ryanair und Co. in den Emissionshandel mit ein - die zusätzlichen Kosten werden wohl auf die Passagiere abgewälzt.

Lufthansa, KLM-Air France, Ryanair und andere Luftfahrtgesellschaften werden künftig beim Klimaschutz stärker in die Pflicht genommen. Das Europaparlament billigte am Dienstag abschließend einen Kompromiss, der die Einbeziehung der Airlines in den Emissionshandel ab 2012 vorsieht.

Bald in der Pflicht zum Klimaschutz: Lufthansa-Flugzeuge rollen am Flughafen Frankfurt/Main zur Ausgangsposition für den Start. (Foto: Foto: ddp)

Europa prescht vor, die Welt soll nachziehen

Demnach sollen die Fluggesellschaften 85 Prozent der Verschmutzungsrechte zugeteilt bekommen. Den Rest müssen sie bei Versteigerungen erwerben. Umweltkommissar Stavros Dimas sprach von einem "ganz wichtigen Signal".

Die EU-Kommission werde sich nun für ein internationales Abkommen einsetzen. Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen kritisierte den europäischen Alleingang.

"Öko-Flieger" sollen profitieren

Die Neuregelung verpflichtet die Airlines, ihre CO2-Emissionen gegenüber dem Zeitraum 2004 bis 2006 zunächst um drei Prozent, in den Jahren von 2013 bis 2010 dann um fünf Prozent zu senken. Damit werden erstmals für den Flugverkehr Obergrenzen festgelegt, wie sie schon seit drei Jahren für die Industrie gelten.

Besonders umweltfreundliche Luftlinien könnten von dem Handel profitieren, sagte der EU-Parlamentarier Peter Liese (CDU). Wer hingegen die Auflagen nicht erfülle, müsse Emissionszertifikate dazukaufen. Vergeben werden die Zertifikate Liese zufolge an die Airlines gemäß ihrem Passagier- und Frachtaufkommen. Die Auflagen gelten auch für Luftlinien aus Drittländern wie die USA, deren Flugzeuge in der EU landen und starten.

Der Luftverkehr steht nach Berechnungen der EU-Kommission für rund drei Prozent der Treibhausgase - bei stark steigender Tendenz: Seit 1990 hätten sich die CO2-Emissionen durch Flugzeuge mehr als verdoppelt, betonte Liese.

Nach Bush wird es einfacher

Zwei Drittel dieses Ausstoßes stammten aus Interkontinental-Flügen. Der nun erreichte Kompromiss sei daher "überfällig" gewesen. Warnungen vor einem Handelskrieg mit den USA wies Liese als übertrieben zurück. Nach Ende der Amtszeit von US-Präsident George W. Bush werde es einfacher sein, mit Washington eine Einigung zu erzielen.

Die Vereinigung der Europäischen Fluglinien (AEA) der Unternehmen wie British Airways, KLM-Air-France und die Lufthansa angehören, hatte die Pläne bereits Ende Juni kritisiert. Dies werde die europäische Luftfahrt mit 4,8 Milliaren Euro pro Jahr belasten, warnte AEA-Sprecherin Françoise Humbert.

Sechs Euro mehr nach Mallorca

Die Gewinne hätten sich im vergangenen Jahr hingegen nur auf 3,7 Milliarden Euro belaufen und das laufende Jahr sei wegen der explodierenden Kerosinpreise "sehr schwierig".

Letzlich dürften die zusätzlichen Kosten auf die Fluggäste abgewälzt werden: Ein Ticket von Frankfurt nach Mallorca wird sich nach Lieses Berechnungen um gut sechs Euro verteuern. Bei Langstreckenflügen könnte der Aufschlag rund 40 Euro betragen.

Die Einnahmen sollen zweckgebunden für den Klimaschutz verwendet werden - etwa den Ausbau umweltfreundlicher öffentlicher Verkehtrsmittel oder den Kampf gegen die Abholzung in der Dritten Welt.

© sueddeutsche.de/AFP/jkr/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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