Drohnentest:Luftnummern

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Eine Drohne der schweizerischen Post liefert ein Paket in der Gemeinde Bas-Vully aus. (Foto: Jean-Christophe Bott/dpa)

Die Schweizer Post testet Drohnen für die Zustellung ihrer Pakete. Das kann vor allem für abgelegene Bergdörfer eine interessante Zustellart werden.

Von Charlotte Theile, Zürich

Es ist windstill, die Sicht ist klar. Aus dem dichten, dunkelgrünen Gras erhebt sich eine weiße Drohne sanft in die Lüfte, in ihren Armen ein knallig gelbes Paket der Schweizerischen Post. Leise brummend steigt sie in den blauen Himmel, fast verschmelzt sie mit der gleißend hellen Sonne, die an diesem Juli-Tag über Bas-Vully im Kanton Freiburg scheint. In einer Medienmitteilung wird Dieter Bambauer, Logistik-Chef der Schweizer Post, diese "Zustellform der Zukunft" mit dem Wechsel auf den Schienenverkehr vergleichen.

Bis die Schweizer Post ihre Sendungen mit Drohnen zustellt, wird allerdings noch einige Zeit vergehen. Mindestens fünf Jahre werde es dauern, bis man es von der jetzigen Testphase zur tatsächlichen Marktreife gebracht habe. Und doch geht die Post, die für diese Machbarkeitsstudie eine Partnerschaft mit dem kalifornischen Drohnen-Hersteller Matternet eingegangen ist, mit diesem Schritt voran. Man wolle diese neue Technologie "nicht einfach übernehmen, sondern sie auch mitprägen" und im eigenen Haus formen, erklärt das Unternehmen und fügt stolz hinzu, die Schweiz sei das erste Land in Europa, in dem die Matternet Drohnen fliegen würden.

Zunächst habe man sich für die Tests ein sehr einfaches Gelände ausgesucht: "Das Berner Seeland ist ganz flach. An die Berge wagen wir uns später", sagt ein Sprecher. Entsprechende Lufträume sind nun für den bemannten Verkehr als "danger areas", "gefährliche Zonen" eingezeichnet.

Langfristig könnten aber gerade die Schweizer Berge für die Drohnen interessant sein: Wenn etwa ein Alpen-Dorf durch einen Felssturz von der Außenwelt abgeschnitten sei und dort Medikamente benötigt würden. In diesem Fall werden weder die "Pöstler" durch gesichtslose Maschinen ersetzt noch ist es ein Problem, dass die Drohnen derzeit nur Pakete, die bis zu einem Kilogramm wiegen, transportieren können und eine Reichweite von maximal 20 Kilometern haben. Doch an den Batterien, die hier die Leistung einschränken, wird gearbeitet.

Es seien Spezialfälle, in denen Drohnen zum Einsatz kämen, beruhigt der Konzern. Und überhaupt: Technisch sei es schwer vorstellbar, dass mehr als 500 000 Pakete, die täglich in der Schweiz verschickt werden, per Drohnen durch die Straßen sausen könnten. Man werde sich den Gegebenheiten anpassen, sagt Logistik-Chef Bambauer und verweist auf den Ferienort Grindelwald im Berner Oberland: Hier werden Pakete im Winter noch immer mit dem Hornschlitten zugestellt.

An Zukunftsvisionen fehlt es den Schweizern trotzdem nicht: Wenn ein Kunde ihnen die GPS-Koordinaten seines Autos und den technischen Code zu dessen Entriegelung mitteile, könne man die Sendung direkt in seinen Kofferraum liefern, schwärmt Bambauer. Das sei es schließlich, was die Kunden sich wünschen: Schnelle, individuelle Lieferung, unabhängig von Arbeitszeiten und Wochenenden. Dann erwähnt er den Druck, der auf den Paketzustellern lastet: "Branchenfremde Anbieter", Amazon, Google oder Uber, drängten zunehmend in die Logistik hinein. Anders als die Post müssten sie in diesem Geschäft jedoch keine Gewinne machen und könnten Druck auf die Margen der Zustelldienste machen. Diese Entwicklung - zusammen mit einem immer höheren Paket-Aufkommen im Online-Handel - zwinge "die klassischen Paketlogistiker zu immer höherer Effizienz."

Ob die Drohnen tatsächlich billiger sein werden als die sogenannten Pöstler, sei noch alles andere als klar, heißt es aus dem Unternehmen. Andreas Raptopoulos, Chef von Matternet, nannte dagegen eine Zahl, die etwas anderes vermuten lässt: Die Energie-Kosten für einen Paket-Flug sollen bei maximal fünf Rappen liegen.

© SZ vom 09.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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