Dividenden:Lass rüberwachsen

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Die 30 Dax-Konzerne zahlen in diesem Jahr Rekorddividenden und schütten 36 Milliarden Euro aus. Doch Anleger müssen genau hinschauen, wenn sie profitieren wollen.

Von Victor Gojdka, München

In diesem Jahr schütten die Dax-Konzerne so viel Geld als Dividenden an die Aktionäre aus wie noch nie. Voraussichtlich gut 36 Milliarden Euro zahlen die Konzerne ihren Anlegern für das abgelaufene Geschäftsjahr 2017 insgesamt. 15 Prozent mehr als im vergangenen Jahr, hat die Beratungsgesellschaft EY ermittelt. "Der starke Anstieg spiegelt die gute Entwicklung der meisten Dax-Konzerne wider", sagt EY-Geschäftsführer Mathieu Meyer. 25 Unternehmen wollen ihre Dividende erhöhen, drei halten sie konstant, die Deutsche Bank reduziert, die Anleger der Commerzbank gehen wie 2017 leer aus.

Da Sparer nun schon seit Jahren unter den niedrigen Zinsen auf ihren Sparbüchern leiden, blickt mancher nun auf den Aktienmarkt. Dividenden seien der neue Zins, geben clevere Fondsmanager als Devise aus. Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Im Unterschied zum sicheren Geld auf dem Sparbuch können die Kurse von Aktien fallen und Vermögen vernichten. Wenn Anleger von Dividenden profitieren wollen, müssen sie also genau hinschauen. Zu den Dividendenzahlern in Deutschland gehören wieder einmal der Autokonzern Daimler, der insgesamt 3,9 Milliarden Euro an seine Anleger ausschüttet, sowie der Versicherer Allianz, der 3,5 Milliarden Euro spendiert.

Im Vergleich zum aktuellen Aktienkurs erwirtschaften Anleger bei Daimler mit ihrer Dividende eine Rendite von 5,3 Prozent, im Falle der Allianz von 4,2 Prozent. Solche Renditen gibt es bei soliden Staatsanleihen und Sparbüchern schon lange nicht mehr. Doch Anleger sollten sich auf der Suche nach interessanten Dividendentiteln nicht vorschnell von großen Zahlen locken lassen. So kann das Verhältnis zwischen Kurs und Dividende auch nur deswegen mächtig wirken, weil der Kurs einer Aktie zuvor deutlich nach unten gegangen ist und die Dividende entsprechend ins Gewicht fällt.

Auch wenn Unternehmen einen großen Teil ihres Gewinns ausschütten, klingt das zwar auf den ersten Blick gut für Anleger. Finanzexperten sehen es jedoch kritisch. "Unternehmen sollten genug Geld übrig lassen, um Zukunftsinvestitionen stemmen zu können", sagt Adrian Roestel vom Vermögensverwalter Huber, Reuss und Kollegen. Im Großen und Ganzen gehen die deutschen Dax-Konzerne bei ihrer Dividendenpolitik jedoch vorsichtig vor, analysiert EY. Die meisten Konzerne schütten nicht mehr als 50 Prozent des Gewinns an ihre Anleger aus, lassen also genug Geld in ihrer Kasse, um investieren zu können.

Mit speziellen Fonds können Anleger einen Teil ihres Portfolios auf Dividendentitel ausrichten. So sammelt der sogenannte Div-Dax-Index die 15 Titel mit der größten Dividendenrendite. Dessen Entwicklung können Anleger mit sogenannten Indexfonds nachvollziehen. Dieser Index schaut nur auf die Dividendenrendite und sagt nichts über die Lage der Unternehmen und ihre Strategie. Alternativ können Anleger auf aktiv gemanagte Fonds setzen, bei denen Fondsmanager die Aktien prüfen. Dafür müssen sie allerdings höhere Fondsgebühren zahlen.

© SZ vom 23.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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