Diesel-Affäre:Stuttgarter Partyschreck

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Sorgen über Sorgen: VW-Chef Matthias Müller. (Foto: Uli Deck/dpa)

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen VW-Chef Matthias Müller. Ihm werden Marktmanipulation im Zusammenhang mit der Dieselaffäre bei Volkswagen vorgeworfen.

Von Max Hägler und Stefan Mayr, Stuttgart

Am Porscheplatz 1 in Stuttgart-Zuffenhausen sollte am Donnerstag die große Sause gefeiert werden: Der einmillionste Porsche 911 verließ das Werk des Sportwagenbauers. Zum Festakt waren Journalisten aus aller Welt, der gesamte Vorstand der Porsche AG und Familien-Oberhaupt Wolfgang Porsche gekommen. Aber noch bevor das Jubel-Auto vorfuhr, war die gute Stimmung verflogen. Einige Mitarbeiter der Porsche AG und der Porsche SE waren gar stinksauer. Am Vorabend hatten vier Top-Manager von VW erfahren, dass die Staatsanwaltschaft Stuttgart gegen sie ermittelt. Aus den Medien.

Diese Meldung hatte am Mittwoch die Hauptversammlung der Volkswagen AG in Unruhe versetzt - denn unter den Verdächtigen ist auch Matthias Müller. Er ist nicht nur Vorstandschef der Volkswagen AG, sondern auch Strategie-Vorstand der Stuttgarter Holding Porsche SE (PSE), in der die Familien Porsche und Piëch ihre Anteile am Volkswagen-Konzern gebündelt haben.

Wie die Staatsanwaltschaft bestätigt, liege ihr eine Anzeige der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) vor. Darin werde Müller Marktmanipulation im Zusammenhang mit der Diesel-Affäre bei VW vorgeworfen. Zudem richte sich die Anzeige gegen Ex-VW-Chef Martin Winterkorn, Hans-Dieter Pötsch (VW-Aufsichtsratschef und PSE-Vorstandschef) und PSE-Vorstand Philipp von Hagen. Offenbar sollen sie die Börse zu spät über die Ermittlungen der US-Behörden informiert haben.

Ein PSE-Sprecher sagt, er wisse nichts von einer Anzeige oder Ermittlungen. Im Oktober 2015 habe die Bafin Auskünfte zum Diesel-Thema erbeten. Die PSE habe diese erteilt. Seitdem habe man nichts von der Bafin gehört. Auch Wolfgang Porsche äußerte sich nicht zu den Ermittlungen. In den USA kommt VW mit der Beilegung von Rechtsstreitigkeiten voran. Ein US-Gericht genehmigte am Donnerstag den mit Behörden und Privatklägern vereinbarten, 1,22 Milliarden Dollar schweren Vergleich über die Entschädigung von 80 000 Kunden mit großen Dieselautos. Gleiches gilt für einen Vergleich mit dem Zulieferer Bosch zur Zahlung von 327,5 Millionen Dollar an US-Eigentümer von VW-Dieselfahrzeugen.

© SZ vom 12.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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