Devisen:Freiheit für den Yuan

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Vom Jahr 2020 an soll die chinesische Währung frei handelbar sein. Es wäre ein epochaler Schritt - wenn er denn wirklich kommt. Die Kommunistische Partei gäbe damit erstmals ein gutes Stück der Macht über das Geld der Volksrepublik auf.

Von Marcel Grzanna, Shanghai

China will die Landeswährung Renminbi angeblich spätestens 2020 den Kräften des Marktes überlassen. Die Kommunistische Partei setzte diese Frist bei den Beratungen über den Fünfjahresplan (2016 bis 2020). Sollte der Yuan, wie die Währung auch genannt wird, tatsächlich frei konvertierbar werden, würde Peking erstmals ohne Einschränkungen Kapitalströme zulassen und Kontrolle aus der Hand geben. Daher ist Vorsicht geboten. Zuletzt hatte China die Freigabe der Währung 2013 für 2015 in Aussicht gestellt.

Die Entscheidung würde von vielen liberalen Köpfen in der Volksrepublik begrüßt, weil sie glauben, dass sie der eigenen Wettbewerbsfähigkeit gut täte. Grenzüberschreitende Investitionen in beide Richtungen würden erleichtert. Der Umtausch des Yuan soll über eine sogenannte Negativliste geregelt werden. Danach wäre im Devisenhandel alles erlaubt, was nicht ausdrücklich verboten ist. Offen ist, was auf dieser Liste stehen wird.

Vor allem aber wäre eine freie chinesische Währung ein geostrategisches Instrument. China macht kein Hehl daraus, die Rolle des Dollars international schmälern zu wollen. Seit einigen Jahren arbeiten die Chinesen auf dieses Ziel hin. Zunächst machten sie den Yuan zu einer internationalen Handelswährung. In vielen bilateralen Geschäften quer über den Globus wird bereits in Yuan bezahlt. Schritt zwei: Der Yuan wird kontinuierlich zur Investitionswährung aufgebaut. Ausländische Anleger können zunehmend in Finanzprodukte investieren, die in Renminbi notiert sind.

Um aber zur Reservewährung zu reifen und damit auch mit dem Dollar zu konkurrieren, muss der Yuan frei handelbar sein. "China will seine Währung internationalisieren. Aber das wird nicht ohne mehr Marktwirtschaft passieren", sagt Vorstandschef Sun Fei vom Verband für Internationale Finanzinvestitionen in Peking.

China wäre Marktkräften ausgesetzt, die bislang nur in der Theorie oder in Freihandelszonen erprobt wurden. Sollten Investoren auf eine weitere Aufwertung setzen, könnten in kürzester Zeit riesige Mengen Geld ins Land fließen. Das erhöht die Gefahr von Spekulationsblasen, die eine fragile Wirtschaft in enorme Schwierigkeiten bringen können, wenn sie platzen. Doch China hat noch knapp fünf Jahre Zeit, um sich auf die neue Zeitrechnung vorzubereiten. Das Ziel der freien Konvertierbarkeit steht schon seit Jahren im Raum. Im Sommer erst scheiterte Peking mit dem Wunsch, den Yuan in den Währungskorb des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu integrieren, wohl vor allem deshalb weil der Wert des Yuan weiter von der Zentralbank kontrolliert wird.

Wichtig ist es, wie sich China jetzt konkret verhält. In diesem Jahr erst hatte die Regierung mehrfach massiv in die Finanzmärkte eingegriffen, um Börsenkurse und Exporte zu steigern. Der Wille zur freien Konvertierbarkeit könnte in rauen Zeiten auf die Probe gestellt werden. Im Ausland wird eine solche Entwicklung hin zu einem freien Yuan schon seit Langem gefordert. Die USA und Europa warfen Peking immer wieder vor, durch einen künstlich verbilligte Währung den eigenen Exporteuren unerlaubt zu helfen.

© SZ vom 04.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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