Datenschutz:Burda rechnet mit Facebook ab

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Der Konzernchef fordert strenge Datenschutz-Regeln. Er will Internet­anbieter verpflichten, regelmäßig alle gesammelten Daten zu löschen.

Von Caspar Busse, München

Das Medienunternehmen Burda schlägt vor, Internetanbieter wie Facebook oder Google zum regelmäßigen Löschen aller gesammelten Daten über Nutzer zu verpflichten. Wie Unternehmenschef Paul-Bernhard Kallen in München sagte, lese zum Beispiel Facebook geschätzt 30 Prozent des deutschen Netzes mit und lege quasi unbemerkt riesige Datensammlungen an, zusätzlich zu den von den Facebook-Nutzern selbst angelegten Profilen. Dies würde dann "für die Ewigkeit" gespeichert. Dadurch entstehe eine ungeheure Macht.

Die EU solle deshalb ein regelmäßiges Löschen der Daten vorschreiben, wie es auch für Telko-Firmen gilt, und die Regelungen allgemein verschärfen. "Europa kann seine Bürger schützen", sagte Kallen, die EU soll eine weltweite Vorbildrolle einnehmen, denn weder die USA noch China kümmerten sich ernsthaft. "Keiner von uns will in einem totalen Überwachungssystem leben", so Kallen. Unternehmen wie Facebook würde mit ihrem "despotischen Verhalten" den ursprünglich positiven Kern des Internets zerstören.

Facebook und andere Internetfirmen sind zu großen Konkurrenten von Burda geworden, sie nehmen den traditionellen Verlagen Konsumenten und Werbeeinnahmen ab. Damit sei die Vielfalt der Medienbranche gefährdet, so Kallen. Das Medienunternehmen Burda, das unter anderem Bunte, Focus sowie eine ganze Reihe von Frauen- und Fernsehzeitschriften verlegt, meldet für 2017 ein Umsatzplus von 18 Prozent auf fast 2,7 Milliarden Euro. Damit wird in etwa wieder das Niveau von 2013 erreicht, seit fünf Jahren hatte Burda die Geschäftszahlen nicht mehr erläutert. Das Unternehmen hatte sich zwischenzeitlich ganz aus Russland zurückgezogen und dann im vergangenen Jahr den britischen Verlag Immediate Media übernommen.

1,4 Milliarden Euro des Umsatzes entfallen auf verschiedene Digitalgeschäfte, dazu gehören etwa das soziale Netzwerk Xing, Holiday-Check sowie Handels- und andere Internetplattformen. Das nationale Zeitschriftengeschäft, einst Kern von Burda, macht noch 670 Millionen Euro aus. Beschäftigt werden 12 000 Mitarbeiter.

Kallen verwies darauf, wie stark sich die Geschäfte in den vergangenen zehn Jahren geändert haben. "Unter der Motorhaube ist bei uns sehr viel los", sagte er. So hätten die bestehenden Geschäfte, vor allem Magazine und Druckereien, seit 2009 einen Umsatz von 350 Millionen Euro verloren. Gleichzeitig seien aber andere Bereiche gewachsen und ganz neue Geschäfte hinzu gekommen. Das Unternehmen gehört vollständig Hubert Burda und seinen Kindern Jacob und Elisabeth.

© SZ vom 20.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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