Credit Suisse kauft US-Hypothekenpapiere:Giftmüll zu Gold

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Die US-Hypothekenpapiere waren Teufelszeug: Zunächst verdienten die Banken prächtig daran, doch dann stürzten sie die ganzen Welt in eine gigantische Krise. Und nun? Plötzlich sind diese Wertpapiere wieder begehrt. Die Credit Suisse kauft der US-Notenbank ein gewaltiges Paket ab.

Mit verbrieften Hypotheken konnte man Banker zuletzt noch in die Flucht schlagen. Die "toxischen" Papiere hatten die Finanzkrise ausgelöst. Doch nun ist der Giftmüll an der Wall Street wieder heißbegehrt. Zumindest lieferten sich jetzt mehrere Banken ein Wettbieten um ein großes Paket an solchen Papieren.

Die Credit Suisse gewann und hat damit Hypothekenpapiere im Volumen von mehr als sieben Milliarden Dollar von der New Yorker Filiale der Fed erworben. Den Preis gab die Fed nicht bekannt und Credit Suisse wollte den Kauf nicht kommentieren.

Unbestätigten Schätzungen von Händler zufolge soll das Institut drei bis 3,5 Milliarden Dollar gezahlt haben. Die Bank könnte damit einen Abschlag von mindestens 50 Prozent auf den Nennwert erhalten haben - und nun die Papiere erneut weiterverkaufen. Das Rad dreht sich wieder.

Die Fed hatte das Paket während der Finanzkrise 2008 von American International Group übernommen, der unmittelbar nach der Lehman-Pleite ebenfalls vor dem Kollaps stand.

Der Kauf ist eine Wette darauf, dass der in der Krise zusammengebrochene US-Hypothekenmarkt sich weiter erholt. Die Bonds bestehen aus verbrieften Hypotheken. Darunter finden sich auch sogenannte Subprime-Kredite, die an Hauskäufer mit geringer Bonität vergeben wurden. Wall-Street-Händler hatten die Papiere vor der Krise gebündelt - Ratingagenturen wie Standard & Poor's verpassten diesen Derivaten dann Bestnoten. Als allerdings die Schuldner reihenweise zahlungsunfähig wurden, kippte der Hypothekenmarkt - der Großteil der verbrieften Hypotheken galt seitdem als gefährlich, weil der wahre Wert schwierig zu ermitteln war.

Bisher gehören die betreffenden Bonds Maiden Lane II LLC, einer der Kapitalgesellschaften, welche die Fed im Zuge der Finanzkrise gegründet hatte, um die Hypothekenpapiere zu kaufen. Fed-Vehikel wie Maiden Lane II kauften der bankrotten Investmentbank Bear Stearns und dem Versicherer AIG in den Jahren 2008 und 2009 Papiere ab und hielt sie seither.

Goldman Sachs ausgestochen

Ursprünglich wollte die Großbank Goldman Sachs einen Teil dieser Bonds erstehen. Doch ihr Gebot veranlasste die Fed, die Papiere auszuschreiben. Credit Suisse, Barclays und Bank of America boten mit. Credit Suisse erhielt nun den Zuschlag, Goldman hat das Nachsehen.

Die Schweizer wissen ganz genau, wie wertvoll diese Papiere sein können. 2008 erhielten einige führende Banker der Credit Suisse ihre Boni in damals praktisch wertlosen Kredit- und Hypothekenpapieren. Deren Wert ist einem Bloomberg-Bericht zufolge um 75 Prozent in die Höhe geschossen. Der einstige Schrott ist laut Bloomberg mittlerweile "fast so gut wie Gold".

Erst am Donnerstag hatte die Bundesbank bekannt gegeben, dass der Verkauf der Papiere blendend läuft, die sie in der Krise von der deutschen Tochter der untergegangenen Investmentbank Lehman Brothers übernommen hatte. Auch für diese Verbriefungen gibt es offenbar genug riskiofreudige Investoren, die wieder bereit sind, auf den Hypothekenmarkt zu wetten.

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