Continental tritt Star Alliance bei:Falsche und echte Allianzen

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Zuwachs für die Star-Alliance-Familie: Continental Airlines tritt dem Bündnis bei. Dagegen muss die konkurrierende Allianz Oneworld um ihre Existenz bangen.

Jens Flottau

Wer sich ein Bild davon machen wollte, welch große Bedeutung die Allianzen der Fluggesellschaften mittlerweile im internationalen Luftverkehr haben, der war am Dienstag in einem Wartungshangar von Continental Airlines gut aufgehoben. In der großen Halle am Flughafen Newark in New York mussten nicht nur ein in den Farben der Star Alliance lackiertes Flugzeug und jubelnde Mitarbeiter der neu in das Bündnis aufgenommenen Continental Airlines untergebracht werden. Für die Repräsentanten der 24 anderen Mitglieder des größten Airline-Bündnisses hatte die Regie zugleich ein Podium aufgebaut, das in seiner Breite an Parteitage der Kommunistischen Partei Chinas erinnerte.

Die Airline Continental ist dem Star-Alliance-Bündnis beigetreten. (Foto: Foto: AP)

Bedenken beim US-Verkehrsministerium

Dass mit Continental nun auch die fünftgrößte Fluggesellschaft der Welt Mitglied bei Star geworden ist, ist für die marktführende Allianz ein wichtiger Schritt. Denn damit kann sie ihren Marktanteil auch auf den wichtigen Transatlantikstrecken auf das Niveau der Rivalen Skyteam - Mitglieder sind unter anderem Air France-KLM und Delta - sowie Oneworld - mit British Airways, American Airlines und anderen - steigern. Dort kontrolliert die Star Alliance nun etwa ein Drittel der angebotenen Sitze. New York, das weltweit wichtigste Geschäftsreiseziel, wird von Star jetzt mit 70.000 Passagierplätzen pro Tag bedient.

Dennoch war das Fest im trüb verregneten New York allenfalls das Vorgeplänkel für die Entscheidung aller Entscheidungen: Das amerikanische Verkehrsministerium wollte eigentlich Ende dieser Woche darüber befinden, ob es künftig zwei oder drei konkurrenzfähige Bündnisse geben wird. Das Department of Transportation (DOT) entscheidet, ob und unter welchen Auflagen British Airways (BA) und American Airlines (AA), die hinter Oneworld stehen, wie die Konkurrenz die wettbewerbsrechtliche Freigabe für ein Gemeinschaftsunternehmen auf den Nordatlantikrouten erhalten. Für den Fall, dass der Antrag abgewiesen wird, hat BA-Chef Martin Broughton schon vor Monaten das Ende der Oneworld-Allianz prognostiziert.

Ob es so schnell geht, ist offen. Das Wall Street Journal Europe berichtet, dass das Ministerium wegen Bedenken doch nicht wie geplant bis Ende Oktober eine vorläufige Entscheidung fällen wird. Die Behörde werde sich mindestens zwei Wochen länger Zeit nehmen. Damit könnte sich die endgültige Entscheidung bis ins kommende Jahr verzögern. Auch die EU prüft den Fall und will die Verhandlungen mit den Unternehmen in den nächsten Wochen aufnehmen.

Abschreckende Auflagen

Anders als die Star Alliance um Lufthansa, United, Continental und Air Canada sowie das Bündnis Skyteam um Air France-KLM und Delta dürfen AA und BA, wie das Duo in der Branche abgekürzt wird, keine Preise absprechen, Flugpläne koordinieren und Gemeinschaftsflüge anbieten. Bereits zweimal hat das DOT Anträge von AA/BA abgewiesen oder mit so hohen Auflagen versehen, dass die beiden nicht mehr wollten.

Doch nachdem die USA und die Europäische Union Anfang 2008 den Luftverkehrsmarkt zwischen den beiden Wirtschaftsblöcken weitgehend liberalisiert haben, witterten die Konzerne eine neue Chance. Sämtliche Zugangsbarrieren zu vormals stark reglementierten Standorten wie dem Flughafen London-Heathrow sind seither weggefallen. Wird das AA/BA-Bündnis dieses Mal ohne massive Auflagen genehmigt, dann würde das bestehende System aus drei Allianzen rund um die drei größten Airlines in Europa ( Lufthansa, British Airways, Air France-KLM) und Nordamerika (United, American, Delta) wohl auf Dauer zementiert.

Dies bedeutet allerdings nicht, dass die drei Gruppen statisch sind. Continental war bislang Mitglied bei Skyteam, entschied sich aber nach der Fusion von Delta und Northwest für den Wechsel, weil "wir sonst nur noch den Status des Juniorpartners gehabt hätten", wie Continental-Vorstand Jeff Smisek sagt. Für Lufthansa hat sich die Position in New York nach dem Wechsel dramatisch verbessert. 2008 hatte der Konzern eine Minderheitsbeteiligung an der New Yorker Billigfluglinie Jetblue gekauft, um inneramerikanische Anschlussflüge bieten zu können. Das ist jetzt kein Problem mehr: Continental ist mit seinem Drehkreuz in Newark/New Jersey Marktführer in New York. Mit United, US Airways und Continental sind nun drei große US-Fluggesellschaften Mitglied bei Star.

© SZ vom 29.10.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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