Chinesisch-japanischer Konflikt:Antijapanisches Klima schwächt Toyotas Absatz

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Boykottaufrufe chinesischer Demonstranten scheinen zu wirken: Der japanische Autohersteller Toyota verkauft einem Zeitungsbericht zufolge derzeit nur noch halb so viele Autos in China wie sonst.

Wegen des Insel-Streits mit Japan kam es in China Mitte September zu heftigen Protesten. Chinesische Demonstranten attackierten Werke japanischer Unternehmen und riefen zu einem Boykott von Produkten aus dem Land auf. (Foto: AFP)

Der politische Streit zwischen Japan und China um die Senkaku-Inseln (chinesisch: Diaoyou-Inseln) zeigt offensichtlich drastische Auswirkungen auf japanische Unternehmen: Der Autohersteller Toyota hat einem Zeitungsbericht zufolge im September in China nur halb so viele Autos verkauft wie im August. Im August verkaufte Toyota rund 75.300 Autos in dem Land.

Grund sei die antijapanische Stimmung im Land wegen des Inselstreits, schrieb Japans größte Tageszeitung Yomiuri Shimbun unter Berufung auf das Unternehmen. Eine Firmensprecherin wollte sich zu dem Bericht nicht äußern und verwies darauf, dass Toyota die September-Absatzzahlen für China am Dienstag veröffentlichen wolle.

Die beiden größten Volkswirtschaften Asiens streiten sich um eine unbewohnte Inselgruppe im Ostchinesischen Meer. Der Konflikt hatte sich zugespitzt, nachdem die japanische Regierung angekündigt hatte, drei der Inseln einem japanischen Privatmann abkaufen zu wollen. In China kam es daraufhin zu den schwersten Protesten und Übergriffen auf japanische Einrichtungen seit Jahrzehnten.

Streit um Inseln
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Schon seit Tagen demonstrieren Tausende Chinesen gegen Japan. Der Grund: Die Regierung in Tokio will eine Inselgruppe im Ostchinesischen Meer kaufen. Nun kommt auch noch ein umstrittener Jahrestag dazu. Die Lage auf den Straßen vieler Großstädte ist angespannt.

Japan hatte die Inseln 1895 besetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg kontrollierten die USA das Gebiet, gaben es aber Anfang der 1970er Jahre an Tokio zurück. Sowohl China als auch Taiwan erheben Anspruch auf die Inseln. Die japanische Ankündigung, die Inselgruppe verstaatlichen zu wollen, kam zu einem brisanten Zeitpunkt, nur wenige Tage vor dem Jahrestag des japanischen Einmarschs in der Mandschurei 1931 nach dem sogenannten Mukden-Zwischenfall. Die Invasion gipfelte 1937 im Krieg gegen China (Zweiter Japanisch-Chinesischer Krieg), der von japanischer Seite mit unerbittlicher Härte und zahlreichen Kriegsverbrechen geführt wurde.

Wegen des aktuellen Streits mit Japan riefen chinesische Demonstranten Mitte September zum Boykott japanischer Produkte auf. Mehrere Unternehmen aus Japan, darunter auch Toyota, schlossen ihre Betriebe aus Sicherheitsgründen. Zuvor hatten wütende Demonstranten Werke japanischer Konzerne wie Panasonic angegriffen. Auch Autohäuser von Toyota waren Ziel der Proteste.

Japanische Firmen klagen seitdem über Absatzrückgänge in China. Sollten die Probleme in dieser Größenordnung noch länger anhalten, könnten die Gewinnziele von Toyota in Gefahr geraten.

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