China:"HNAs Geschäfte gehören der Partei"

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Chen Feng, der Gründer und Aufsichtsratschef des Deutsche-Bank-Großaktionärs HNA, irritiert mit einem Loblied auf die KP Chinas.

Von Christoph Giesen, Peking

Chen Feng erklärte vor Genossen, HNA folge unbeirrbar der Partei. (Foto: Jason Lee/Reuters)

Eine Videokonferenz Ende vergangener Woche. Zugeschaltet sind etwa tausend Genossen an insgesamt 139 Orten des Landes. Sie alle sind Mitglieder der Kommunistischen Partei, und gemeinsam hören sie Chen Feng zu, dem Gründer und Aufsichtsratschef des chinesischen Mischkonzerns HNA, der seit knapp einem Jahr größter Anteilseigener der Deutschen Bank ist. Eine Krisensitzung?

Seit Beginn des Jahres musste HNA etliche Schicksalsschläge hinnehmen. Da sind die konzerneigenen Fluglinien, die Gebühren für geleaste Maschinen nicht fristgerecht begleichen können. Oder die Tochtergesellschaft in Hongkong, die für die zweite Brückenfinanzierung eines Bauvorhabens "um mehr Zeit" bittet. Sieben von 16 HNA-Aktien wurden gar vom Handel ausgeschlossen. Offizielle Begründung: "Restrukturierung der wichtigsten Anlagen". Doch die finanziellen Schwierigkeiten erwähnt Chen mit keinem Wort.

Stattdessen das: HNA bewahre "bewusst die zentrale Autorität der Kommunistischen Partei mit Generalsekretär Xi Jinping als deren Kern" und folge "unbeirrbar der Partei", sagt Chen. So steht es in dem Manuskript der Rede, das das Unternehmen über soziale Medien verbreitete. "HNA ist ein in China verwurzeltes Unternehmen aus Hainan. HNAs Geschäfte gehören der Partei, den Menschen und der Menschheit."

Etwa 50 Milliarden Dollar hat HNA in den vergangenen Jahren im Ausland investiert. Der Regionalflughafen Hahn im Hunsrück gehört dazu, genauso wie eine Beteiligung an den Hilton-Hotels oder der amerikanische IT-Großhändler Ingram Micro. Und natürlich die Anteile an der Deutschen Bank. Alles bloß Geschäfte der Kommunistischen Partei?

Seit dem vergangenen Frühjahr meldet sich meist via Twitter ein Milliardär aus dem Exil in New York zu Wort. Miles Kwok nennt er sich, auf chinesisch heißt er Guo Wengui. Kwok behauptet, HNA werde von Wang Qishan, einem der mächtigsten Männer Chinas gesteuert. Wang war bis vor Kurzem der oberste Korruptionsjäger des Landes und ein enger Vertrauter von Staats- und Parteichef Xi Jinping. Für Kwoks Behauptungen gibt es keine konkreten Belege. HNA hat ihn deshalb in New York wegen Verleumdung verklagt. Und nun diese Offenbarung von Aufsichtsratschef Chen. Ein Missverständnis scheint ausgeschlossen.

Denn: Ähnliche Worte wählte bereits Anfang Februar Chens Kompagnon Wang Jian im Aufsichtsrat. Der Text seiner Rede wurde später an Mitarbeiter des Unternehmens verteilt. Wachsende Schulden? Alles kein Problem, behauptete Wang. Es handele sich vielmehr um "Angriffe reaktionärer Kräfte sowohl aus China als auch Übersee, die dem Aufstieg Chinas entgegenwirken" und sich HNA als Ziel ausgesucht hätten. "Eine große Verschwörung gegen das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei mit Xi Jinping im Zentrum". Namen der angeblichen Verschwörer nannte Wang nicht.

Und was sagt Philipp Rösler dazu? Seit Ende vergangen Jahres leitet der ehemalige Bundeswirtschaftsminister eine Stiftung in New York; offiziell hält sie knapp 30 Prozent der HNA-Anteile und ist somit auf dem Papier der größte Aktionär des chinesischen Konzerns. Auf Anfrage teilt ein Sprecher von Rösler lediglich mit: "Zu möglichen Aussagen von HNA müssen Sie schon mit HNA selbst sprechen. Philipp Rösler konzentriert sich als CEO auf die globale Hainan Cihang Charity Foundation, die von HNA unabhängig ist." Und wenn sich HNA künftig in den Dienst der Kommunistischen Partei stellen sollte, gilt das auch für die von Rösler geführte Stiftung? Dazu kein Kommentar.

Die Führung in Peking scheint derweil gewillt zu sein, HNA zu retten. Ein chinesisches Lehman Brothers soll um jeden Preis verhindert werden. Der Propagandaapparat ordnete jüngst per Rundschreiben an, dass chinesische Medien nicht mehr über die Geldsorgen bei HNA und anderen privatwirtschaftlich geführten Unternehmen berichten dürfen. Nur noch Jubel. Überall.

© SZ vom 12.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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