Burda ohne Salm:Der Medienfürst verliert seine Kronprinzessin

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Trubel oder Trouble? Verleger Hubert Burda erlebt den Abgang seiner möglichen Nachfolgerin Christiane zu Salm - nach nur acht Monaten.

H.-J. Jakobs

Es war eine Personalie, die einen Generationenwechsel im Hause des Verlegers Hubert Burda, 68, einleiten sollte. Im April begann dort die langjährige TV-Chefin Christiane zu Salm, 42, im Vorstand - und bald machte die Spekulation die Runde, sie sei so etwas wie die "Kronprinzessin" im Reich von Bunte, Focus, Lisa und Freizeit-Revue.

Geht nach rund sieben Monaten im Hause Burda: Christiane zu Salm. (Foto: Foto: oH)

Wenn nur die Beratung bleibt

Nun ist alles ganz anders: Nach nur acht Monaten verlässt Salm wieder das München-Offenburger Traditionsunternehmen - es sei eine "persönliche Entscheidung", wie es Burda in der Pressemitteilung ausdrückt. Schon Ende November ist Schluss. Danach werde sie dem Verlag weiter für ein weiteres Jahr als Beraterin zur Verfügung stehen.

Irgendetwas muss schiefgegangen sein beim Generationenwechsel a la Burda. Zwar verließ der langjährige Stellvertreter des Verlegers, der Ex-CDU-Politiker und heutige Autor Jürgen Todenhöfer kürzlich das Haus, doch seine umfangreichen Aufgaben wurden geteilt. Salm, die in der Branche als Verlegerin in spe gehandelt worden war, bekam Burda Direct, nicht aber das Verlagsgeschäft. Dies übernimmt der vom Axel-Springer-Konzern am 1. Dezember zurückgekehrende Manager Philipp Welte.

Angetreten war Christiane zu Salm, die in Deutschland MTV und Neun Live geleitet hatte, mit der Aufgabe, "Crossmedia"-Geschäfte zu entwickeln, also Marken sowohl im Print als auch online oder im Fernsehen zu vermarkten. Doch die Inhalte, die zu einem solchen Job gehören, blieben wie ehedem bei den Bereichsfürsten.

Alles, nur keine Konkurrenz

Aufmerksam soll insbesondere Focus-Gründer Helmut Markwort, 71, darüber gewacht haben, dass hier keine Konkurrenz entsteht. Der Mitgesellschafter einiger Privatradios kümmert sich um Fernsehgeschäfte bei Burda. Umgekehrt gilt es als offene Frage, wie der Verleger bei der Operation Generationenwechsel wohl mit Markwort umgeht - und das bei größer werdenden ökonomischen Problemen der Zeitschrift Focus. Hat Christiane zu Salm womöglich zu oft auf das drängende Problem aufmerksam gemacht?

Noch im August gab sie der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung ein großes Interview, in dem sie neue Perspektiven aufriss. "Change or die", war das Motto, verändern oder scheitern. Sie setzte etwa auf Merchandising ("Anzeigen sind auch kein Journalismus"), wollte Leser zu Kunden machen und traditionelle Werbekampagnen über das Internet beleben. Das alte Fotostudio im Haus verwandelte sich in ein Filmstudio.

Nun übernimmt Neu-Vorstand Welte die crossmedialen Aktivitäten. Mit Burda-Vorstand Paul-Bernhard Kallen - auch er galt schon einmal als potentielle Nummer eins des Hauses - teilt sich Welte die Burda Direct Group in Offenburg.

"Man darf sich die Niederlage erst gar nicht vorstellen", sagte die Tochter eines Mainzer Fachpresseverlegers, die im Buchverlag S. Fischer gelernt hat, in dem Interview auch noch. Scheitern sei keine Option. Auf die Kronprinzessin-Frage antwortete sie: "Ach, was die Leute alles reden. Das entscheidet allein Hubert Burda. Dinge, die erst in vielen Jahren anstehen, interessieren mich heute nicht."

Vielleicht war sie einfach zu amerikanisch, zu unbekümmert, zu jugendlich für das patriarchalisch geführte Haus.

Künftig wird sich Christiane zu Salm vermutlich wieder stärker als Investorin um Beteiligungen sowie um ihre Galerie in Berlin kümmern - und um ihre vierjährige Tochter. Hubert Burda aber, der "Medienfürst" (Buchautorin Gisela Freisinger), wird sich weiter um seine Dynastie kümmern.

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