Bridgewater:Sex, Angst, Videoüberwachung: So geht es beim weltgrößten Hedgefonds zu

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Bridgewater Associates-Gründer Ray Dalio: Urbeber eines weißen Büchleins, das die Anmutung eines religiösen Textes haben soll. (Foto: Astrid Stawiarz/AFP)

Ein Job bei Bridgewater gilt unter Bankern als das große Los. Doch Mitarbeiter erzählen eine andere Geschichte.

Von Claus Hulverscheidt, New York

Als Christopher Tarui vor fünf Jahren die Nachricht erhielt, dass ihn der weltgrößte Hedgefonds Bridgewater Associates als Vermögensberater einstellen wird, da wähnte sich der junge Mann mit gerade einmal Ende zwanzig am Ziel seiner Träume. Bridgewater - das versprach Geld, Prestige und Macht, das verhieß die Zusammenarbeit mit Firmengründer Ray Dalio, der ein 154-Milliarden-Dollar-Imperium steuert und zu dem viele junge Banker bis heute wie zu einem Halbgott aufsehen. Christopher Tarui war selig.

Seit dem 6. Januar dieses Jahres ist der 34-Jährige nicht mehr in seinem Büro in Westport gewesen, er ist freigestellt, mit seinem Fall beschäftigt sich nicht nur die Menschenrechtskommission des Bundesstaats Connecticut, sondern auch das Nationale Amt für Arbeitnehmerschutz. Aus Taruis Traum ist ein Alptraum geworden.

Glaubt man den Aufzeichnungen, Akten und Zeugenaussagen, die die New York Times in einer aufwendigen Recherche über Tarui und eine Reihe weiterer Fälle zusammengetragen hat, dann ist der größte und lange Zeit erfolgreichste Investmentfonds der Welt weniger ein Sehnsuchtsort als vielmehr ein finsteres Reich aus "Sex, Angst, Einschüchterung und Videoüberwachung".

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Die Personalabteilung schnitt vertrauliche Gespräche mit

Mitarbeiter werden demnach systematisch und vor laufender Kamera fertig gemacht, Firmenfeiern arten in Saufgelage und Nacktbäder aus, wer klagt, wird unter Druck gesetzt. Über allem - manche sagen auch: über dem Gesetz - stehen jene mehr als 200 "Prinzipien", die Gründer Dalio in einem weißen Büchlein zusammengefasst hat. Sie umreißen die Sicht des Firmenchefs auf die Arbeit und das Leben im Allgemeinen und sollen die Anmutung eines religiösen Textes haben.

Ehemalige Mitarbeiter berichten von einem Video, in dem eine Managerin von leitenden Mitarbeitern, darunter Dalio, so lange verbal attackiert wird, bis sie unter Tränen zusammenbricht. Der Film soll eine Zeit lang allen Neuankömmlingen gezeigt worden sein, um ihnen die Kultur der "radikalen Transparenz", der offenen Konfrontation und des Lernens aus Fehlern bei Bridgewater vor Augen zu führen.

"Wir freuen uns auf das rechtliche Verfahren"

In Taruis Fall kam hinzu, dass er von seinem direkten Vorgesetzten immer wieder sexuell bedrängt worden sein soll. Lange Zeit schwieg er, denn er wusste: "Die Firmenkultur sorgt dafür, dass es niemanden gab, an den ich mich vertraulich hätte wenden können". Und tatsächlich: Als er sich nach einer schlechten Beurteilung durch seinen Chef schließlich doch einem Mitarbeiter der Personalabteilung offenbarte, wurde auch dieses Gespräch mitgeschnitten. Anschließend drängte man ihn, die Vorwürfe fallen zu lassen.

In einer E-Mail an die New York Times erklärte Bridgewater, man sei überzeugt, dass das eigene Management Taruis Vorwürfe "in Einklang mit unseren festgelegten Prinzipien und dem Gesetz" behandelt habe. "Wir freuen uns auf das rechtliche Verfahren, das die Wahrheit ans Licht bringen wird."

© SZ vom 28.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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