Branche unter Druck:Pakt der Zulieferer

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Zeitenwende für die Automobilzulieferer: Der Fall Conti/Schaeffler könnte ein Vorbote für den Umbruch der Branche sein.

Harald Schwarz

Die kriselnde Autoindustrie steht vor einem gewaltigen Umbruch. Die Beratungsgesellschaft Ernst & Young spricht sogar von einer neuen technologischen und industriellen Revolution, die Herstellern und Zulieferern viel abverlangen und die Branche gravierend verändern wird. Die Auslöser der "weiteren Konsolidierungswelle" seien die Rohstoff- und Kraftstoffpreise sowie der hohe Innovationsdruck, unter dem die Unternehmen stünden, sagt Peter Fuß, Partner bei Ernst & Young.

Die Zuliefererbranche muss enorme Innovationskosten schultern. (Foto: Foto: dpa)

Angefacht wird die Revolution in der PS-Branche nach seiner Ansicht von vier großen Herausforderungen, mit denen Hersteller und Zulieferer konfrontiert werden. Diese sind: Den Kraftstoffverbrauch der Fahrzeuge zu verringern, die Emissionen zu reduzieren oder sogar zu vermeiden, der Einsatz alternativer Kraftstoffe und die Entwicklung neuer Antriebstechnologien.

Einigen Anbietern droht die Pleite

Fuß zufolge übt das einen "immensen Druck" auf den Industriezweig aus. Viele Zulieferer müssten sich daher "neu ausrichten und erhebliche Investitionen tätigen", sagt Fuß. Den Unternehmen, die in dem sich wandelnden Umfeld den Anschluss verpassten, weil sie die "enormen Innovationskosten" nicht schultern könnten, werde schnell das Aus drohen.

Neben Pleiten wird es nach seiner Meinung vermehrt Fusionen und Kooperationen von Firmen geben. Für die Zulieferer gehe es darum, ihre Produktsortimente zu erweitern. Diese Aufgabe sei ein "Dauerbrenner", denn manche Zulieferteile würden in den Fahrzeugen der Zukunft nicht mehr gebraucht.

Für Fuß ist der Versuch der Schaeffler-Gruppe, Continental zu übernehmen, nur ein "erstes prominentes Beispiel" für kommende Transaktionen. Fuß sagt: "Es wird noch mehr solche Fälle geben." Er hält es durchaus für denkbar, dass Zulieferer künftig in neue Dimensionen wachsen.

Firmen mit Umsätzen zwischen 40 und 50 Milliarden Euro könnten entstehen. Fuß nennt sie "Mega-Anbieter" und "Dick-Schiffe mit großen Portfolios". Zum Vergleich: Bosch als derzeit größter deutscher Auto-Zulieferer kommt in seiner Sparte Kraftfahrzeugtechnik momentan auf einen Umsatz von gut 28 Milliarden Euro.

Schon heute ist die Branche der Zulieferer von einer großen Kluft geprägt. Fuß erklärt, die Schere zwischen gut aufgestellten, finanziell kerngesunden Unternehmen und schwächeren Firmen, die sich nur mit großer Mühe behaupten könnten und "mit dem Rücken zur Wand" stünden, gehe bereits auseinander.

Chancen durch Private Equity Investoren

Viele Zulieferer machten sich aus gutem Grund zunehmend Sorgen über die finanzielle Stabilität ihrer eigenen Zulieferer. Die "Revolution" macht aber auch vor den Autoherstellern nicht halt. Unternehmen, die sich "jahrzehntelang spinnefeind" gewesen seien, sprächen nun über Kooperationen etwa bei Motoren und Getrieben.

Der Ernst & Young-Partner glaubt zudem, dass Finanzinvestoren im kommenden Veränderungsprozess eine "Katalysator-Rolle" spielen könnten. "Private Equity ist eine sehr interessante Alternative zu den Banken, um Innovationen zu finanzieren, wenn sich diese in einem fortgeschrittenen Stadium befinden", meint er.

Derzeit kursieren Spekulationen, wonach sich Finanzinvestoren am Daimler-Konzern beteiligen. Fuß will sich zu diesem Fall nicht äußern. Er vertritt aber die Ansicht, von Private Equity geführte Firmen seien erfolgreicher als Firmen ohne solche Investoren.

© SZ vom 08.08.2008/jpm/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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