BMW-Hauptversammlung:Zoff um Wiederwahl von Aufsichtsräten

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BMW droht ein Aufstand der Aktionäre auf der Hauptversammlung am kommenden Donnerstag: Gegen die Wahl zweier Aufsichtsräte formiert sich Widerstand. Die Begründung: Die Manager Wolfgang Mayrhuber und Franz Haniel hätten zu viele Aufsichtsratmandate.

Von Thomas Fromm

Das Geschäft läuft, die Strategie steht: BMW-Hauptversammlungen waren bislang ruhige Veranstaltungen. Zuletzt wurde zum Beispiel kontrovers über Frauenquoten im oberen Management diskutiert; ein Dauerbrenner ist auch die Elektroauto-Strategie der Münchner. Sonst aber war alles gut.

Doch diesmal könnte es richtig Zoff geben. Wenn die BMW-Aktionäre am kommenden Donnerstag zur Hauptversammlung in die Münchner Olympiahalle kommen, werden sie wohl nicht nur über Autos und CO2-Emissionen diskutieren, sondern über die Frage, wie viele Aufsichtsratsmandate ein Manager haben darf - und wo die Grenze liegt. Gegen den früheren Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber und gegen Franz Haniel, Familienoberhaupt des gleichnamigen Industriellenclans, formiert sich Widerstand. Sie sollen nach dem Willen der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) draußen bleiben: Die DSW plane, am Donnerstag "gegen die Wiederwahl der Herren Mayrhuber und Haniel zu stimmen", heißt es auf der Internetseite der Schutzvereinigung. Begründung: "In beiden Fällen haben wir Bedenken an der zeitlichen Verfügbarkeit der Kandidaten aufgrund der Vielzahl anderweitiger Verpflichtungen in börsennotierten Gesellschaften."

Fünf Aufsichtsräte, deren Amtszeit im Mai endet, stehen zur Neuwahl: Franz Haniel, der US-Manager Robert Lane, Wolfgang Mayrhuber sowie die BMW-Großaktionäre Susanne Klatten und Stefan Quandt. Mayrhuber ist derzeit Aufsichtsratschef bei der Lufthansa und beim Chiphersteller Infineon; außerdem ist er Aufsichtsratsmitglied beim Rückversicherer Munich Re sowie beim US-Luftfahrtzulieferer Heico. Franz Haniel hat unter anderem den Aufsichtsratsvorsitz beim Metro-Konzern inne. "Wir schauen uns das immer ganz genau an, und die haben zu viele Mandate", sagt Daniela Bergdolt von der DSW. Es handele sich um "klassische Fälle von 'Overboard'" - also zu viele Sitze in zu vielen Gremien und Aufsichtsräten.

Ex-Manager, die wie Mayrhuber nach ihrem Ausscheiden aus dem Tagesgeschäft Mandate sammeln wie andere schicke Oldtimer: Kritisiert wird seit langem, dass diese Art der Sammelleidenschaft nicht nur zu unguten Ämterhäufungen führt, sondern auch zu festgefahrenen Netzwerken innerhalb der Wirtschaft. "Früher gab es mal die Deutschland AG, da dürfen wir nicht wieder hinkommen", sagt Daniela Bergdolt.

Der Vorstoß wird womöglich für Wirbel sorgen - auch wenn fraglich ist, ob die Aktionärsvertreter mit ihrem Ansinnen Erfolg haben. Bei der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) etwa heißt es: Ja, es gebe Grenzen für vielbeschäftigte Aufsichtsräte, und hier stehe man tatsächlich kurz davor. Allerdings: "Wir schätzen diese Leute fachlich, und deshalb werden wir sie wiederwählen." Außerdem hält die Familie Quandt knapp die Hälfte der BMW-Aktien.

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