Bieterrennen um Warenhauskette:Cordes geht - mit oder ohne Kaufhof

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Eckhard Cordes steht womöglich nur noch wenige Wochen im Dienst der Metro-Gruppe. Um deren Warenhauskette Kaufhof ist ein Bieterwettkampf entbrannt. Zwar betont der scheidende Vorstandschef, die Kaufhäuser nicht um jeden Preis zu verkaufen. Doch ein solcher Deal könnte ihm einen triumphalen Abschied sichern.

Stefan Weber

Eines wollte Metro-Chef Eckhard Cordes am Donnerstag gleich klarstellen. Keinesfalls werde man nun hopphopp die Warenhaustochter Kaufhof abgeben, nur damit er am Ende seiner Zeit an der Spitze des größten deutschen Handelskonzerns eine milliardenschwere Transaktion präsentieren könne, polterte er. Solche Spekulationen hatte es im Metro-Umfeld in den vergangenen Tagen immer wieder gegeben.

Ausgerechnet Kaufhof hat dem scheidenden Vorstandsvorsitzende der Metro Group, Eckhard Cordes, zuletzt einen Umsatzrückgang eingebrockt. (Foto: dpa)

Es wäre ja auch ein schöner Triumph für Cordes, ausgerechnet zum Abschied den Deal zu präsentieren, den er schon kurz nach seinem Amtsantritt Anfang 2008 angekündigt hatte. Da würde vielleicht mancher, der ihn in den vergangenen Wochen hart angegangen hat, ihm Erfolglosigkeit vorgeworfen hat, noch einmal ins Grübeln kommen. Cordes hatte nach langem Gezerre vor vier Wochen bekannt gegeben, dass er nicht mehr für eine weitere Amtszeit bereit stehe.

"Sachfremd seien solche Überlegungen", zürnte Cordes, als er die Quartalszahlen präsentierte und betonte: "Es gibt beim Verkauf des Kaufhof keinen Zeitdruck." Metro werde die Warenhäuser nur an jemanden abgeben, der einen angemessenen Preis bezahle und der in der Lage sei, das Unternehmen verantwortungsvoll zu führen. "Wenn es einen solchen Bieter nicht gibt, geben wir den Kaufhof nicht ab - ganz gleich, ob ich Metro-Chef bin oder jemand anders."

Cordes' Vertrag läuft zwar noch bis Oktober 2012. Im Umfeld des Konzerns wird damit gerechnet, dass er seinen Posten noch in diesem Jahr räumen wird. Denkbar ist, dass der Aufsichtsrat auf seiner nächsten Sitzung Mitte November einen Nachfolger ausrufen wird. Wie seine Gefühlslage sei, wird Cordes am Donnerstag gefragt. "Wunderbar. Ich bin nicht in psychiatrischer Behandlung und brauche das auch nicht", gibt er schmunzelnd zurück. Aber dann muss er Luft ablassen. Zu sehr hat er sich geärgert, über Berichte, wonach bei Metro ein Führungsvakuum entstanden sei, seit sein Abgang feststehe. Unsinn sei das. "Ich erledige meine Aufgabe so lange, bis ein Nachfolger übernimmt. Das Schiff treibt nicht ohne Kapitän", betonte er.

Und der Kaufhof? Am Mittwoch war bekannt geworden, dass zwei Investoren ernsthaft an einem Erwerb der Kölner Warenhauskette mit den 139 Häusern interessiert sind. Zum einen die österreichischen Immobiliengruppe Signa, die von dem Unternehmer Rene Benko geführt wird und zu deren Geldgebern auch Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking gehört. Zum anderen Nicolas Berggruen, der Eigentümer des Kaufhof-Konkurrenten Karstadt. Cordes nennt die Bieter nicht beim Namen, spricht nur von "mehreren Gruppen", mit denen Gespräche geführt würden. Ob er für einen Interessenten Präferenzen hat, ließ er nicht erkennen.

Er sprach von der "hohen Verantwortung für die Kaufhof-Mitarbeiter". Wer will, kann in dieser Aussage einen Pluspunkt für die Offerte von Signa sehen. Denn sollten die Österreicher den Zuschlag erhalten, wackeln möglicherweise sehr viel weniger Arbeitsplätze als im Fall eines Zusammengehens mit Karstadt. Aber das ist Spekulation. Über die Konzepte der Bieter ist wenig bekannt.

Kaufhof Ausreißer beim Umsatz

Über all dem hat Metro mächtig damit zu tun, dass das Tagesgeschäft läuft. Die Wochen vor Weihnachten sind die wichtigste Zeit im Einzelhandel. Sie entscheiden häufig über die Qualität eines Jahres, und ausgerechnet jetzt schwächelt die Konsumkonjunktur. Dabei ist Metro diesmal auf die Adventszeit angewiesen. Denn nur, wenn das Weihnachtsgeschäft "deutlich besser" als 2010 verläuft, wird der Konzern das anvisierte Ergebnisplus von zehn Prozent erreichen. Bei einem nur "normalen" Verlauf sei nur ein Plus von gut fünf Prozent drin, so Cordes.

In den ersten drei Quartalen hatte der Handelskonzern, zu dem neben Kaufhof die SB-Warenhauskette Real, die Großhandelsmärkte (Cash & Carry) sowie Media Saturn gehören, das betriebliche Ergebnis um 16,5 Prozent auf 1,066 Milliarden Euro gesteigert. Der Umsatz war mit 47,2 Milliarden Euro um 0,6 Prozent niedriger ausgefallen als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Ausreißer war ausgerechnet der Kaufhof. Die Warenhäuser setzten 6,3 Prozent weniger um und verdienten auch deutlich schlechter. Aus Sicht von Cordes ist das nur eine Momentaufnahme, für die vor allem das Wetter Schuld hat. "Alle, die Bekleidung verkaufen, hatten es in den vergangenen Wochen schwer."

© SZ vom 04.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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