BER:Im niedrigen einstelligen Bereich

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Pannenflughafen BER: Die Mängel beim Brandschutz waren die Hauptursache für die Verzögerungen. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Auf Berlins Pannenbaustelle für den Hauptstadtflughafen gab es Brandschutzexperten, die keine waren.

Von Jens Schneider

Niemand sollte überrascht sein, denn auf jegliche Überraschung hat Berlins Flughafenchef Karsten Mühlenfeld die Politik und die Öffentlichkeit vorbereitet. Als vor einigen Wochen mal wieder Probleme an der Pannenbaustelle für den neuen Hauptstadtflughafen in Berlin-Schönefeld bekannt wurden, warnte Mühlenfeld für die Zukunft vor. Auf der BER-Baustelle sei in der Vergangenheit einiges schiefgelaufen, so könnten immer Altlasten hochkommen.

Nun ist da wieder was, eine kleine, aber unerfreuliche Sache, freilich eine eher jüngere Altlast. Auf der Baustelle des BER haben Firmen, die Aufträge im Bereich des Brandschutzes übernommen haben, Mitarbeiter als Brandschutzexperten ausgegeben, die keine waren. So steht es in einer Antwort des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD) - er ist Aufsichtsratschef des Flughafens - auf eine Anfrage der Berliner Piratenfraktion.

Deren Fraktionschef und Flughafenexperte Martin Delius hatte nachgefragt. Nun teilt der Regierende Bürgermeister in seiner Antwort mit, dass es bei beauftragten Firmen Einzelfälle gegeben habe, "bei denen die Zusammenarbeit aufgrund fehlender Fachkunde gestoppt wurde". Den vermeintlichen Experten fehlte also die Expertise. Ausgerechnet im Brandschutz, dessen Mängel die Hauptursache für die Verzögerungen auf der Baustelle sind.

Für diese Einzelfälle findet das Berliner Rathaus eine drollige Größeneinordnung: Sie lägen, so heißt es, "soweit bekannt, im niedrigen einstelligen Bereich". Welch eine geheimnisvolle Dimension: Das werden wohl kaum sechs sein, aber vielleicht fünf oder vier, nur drei gar?

Am BER hat man offenbar vor einem Jahr mehr Problembewusstsein entwickelt. Die Fachkompetenz eines Auftragnehmers sei bereits bei der Vergabe eines Auftrags durch die Flughafengesellschaft FBB eingefordert und geprüft worden, schreibt Müller. Und bei personellen Veränderungen sei die Prüfung der Eignungsnachweise während der Auftragsabwicklung erfolgt. Aber seit August 2014 werden "die Eignungsnachweise regelmäßig zusätzlich im Rahmen der Baustellenaudits personenbezogen überprüft".

Arge Folgen soll die Sache nicht gehabt haben. Die Reaktion von FBB-Geschäftsführer Mühlenfeld klingt genervt: "So was gibt es auf jeder Baustelle", sagt er. Die Tatsache, "dass es den einen oder anderen Mitarbeiter im Brandschutz gab, der nicht die nötige Qualifikation hatte", müsse nicht in die Nachrichten. Das Gute sei eigentlich, "dass man's herausgefunden hat". Den Baufortgang soll die Sache nicht erschüttern. Die FBB hofft weiter, im zweiten Halbjahr 2017 eröffnen zu können - vermutlich vorbehaltlich weiterer Überraschungen.

© SZ vom 05.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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