BER-Aufsichtsrat Michael Müller:Zorniger Bürgermeister

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BER-Aufsichtsrat Michael Müller (SPD), Regierender Bürgermeister von Berlin (Foto: dpa)

"Wir brauchen niemanden, der wieder alles besser weiß": Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller will endlich einen neuen Chef für den Berliner Flughafen BER bestellen. Doch es droht die nächste Blamage.

Von Jens Schneider

Es gibt im Grunde nur einen Punkt auf der Tagesordnung. Und weil der vielleicht obsolet werden könnte, wurde schon überlegt, die Sitzung lieber gleich ganz abzusagen. Das wäre peinlich. Aber die Frage war, ob es nicht die größere Blamage gewesen wäre, wieder mal kein Ergebnis zu haben.

An diesem Freitag soll der Aufsichtsrat der Berliner Flughäfen zusammenkommen, um einen Nachfolger für den Geschäftsführer Hartmut Mehdorn zu bestellen. Der hat im Dezember hingeworfen, weil öffentlich über seine Ablösung spekuliert worden war. Der Manager fand das unerträglich und beendete die Spekulationen eben auf seine Art. Der Streit über seine Nachfolge gerät jetzt zur nächsten Posse um den Hauptstadtflughafen. Der sollte doch eigentlich nur noch gute Nachrichten bringen, seitdem verkündet wurde, dass Ende 2017 endlich die Eröffnung ansteht.

Nun sollte einfach in Ruhe fertiggebaut werden. Stattdessen ringen die Gesellschafter der Flughafengesellschaft FBB - die Länder Berlin und Brandenburg sowie der Bund - seit Wochen um die Bestellung des neuen Geschäftsführers. Die Stimmung ist arg gereizt, weil es inzwischen auch ums Prestige geht. Geschaut wird vor allem auf Berlins Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD), der seit Dezember regiert. Viel Geschick ist von ihm bei diesem heiklen Thema gefordert, das seinen Vorgänger Klaus Wowereit den guten Ruf gekostet hat. Müllers Start in Sachen Hauptstadtflughafen war zunächst gut. Auch wenn es nicht unbedingt sein Verdienst war, konnte immerhin gleich nach seinem ersten Auftritt im Aufsichtsrat der Zeitplan präsentiert werden.

"Wir brauchen niemanden, der wieder alles besser weiß"

Er wollte auch die Mehdorn-Nachfolge so schnell wie möglich regeln. Nach seiner Auffassung ist es nicht gut für das ramponierte Image des Flughafens, wenn monatelang spekuliert wird. Schon jetzt wird viel gespottet, nachdem Medien mehrmals vermeintlich sichere Nachfolger genannt haben. Längst ist die Phase erreicht, in der es für mögliche Kandidaten besser ist, nicht mehr genannt zu werden.

Wenn es nach Müller ginge, wäre der Posten schon lange besetzt. Es heißt, dass er bereits im Januar feste Vorstellungen hatte. Der Sozialdemokrat will die Kontinuität auf der Baustelle wahren. Dort hat der Technikchef Jörg Marks, den Mehdorn im vergangenen Sommer holte, endlich klare Strukturen eingezogen. Diese Entwicklung soll fortgesetzt werden. Auf keinen Fall wünscht Müller einen neuen starken Mann, der sich als Zampano gebärden und vieles umkrempeln könnte. "Wir sollten nicht für neue Aufregung sorgen und schon wieder alles auf den Kopf stellen", sagte er dazu. "Wir brauchen niemanden, der wieder alles besser weiß." Der neue Geschäftsführer soll die Arbeit des funktionierenden Teams bündeln und Technikchef Marks den Rücken frei halten, wenn der Flughafen nach außen vertreten werden muss. Darin ist Müller sich grundsätzlich auch einig mit seinem Parteifreund Dietmar Woidke, dem Regierungschef in Brandenburg. Auch in Potsdam wollte man den Posten auf jeden Fall schnell neu besetzen.

Man hatte geeignete Kandidaten für diese eher kleine Lösung entdeckt. Nur Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sieht überhaupt keinen Anlass zur Eile. Der Minister bremste jede Entscheidung aus, wollte alles noch mal genau prüfen, zeigte Zweifel an diesen Kandidaten und hatte eigene Ideen. Das hat die Spitzen der Länder abwechselnd ratlos und zornig werden lassen. In Berlin fragte man sich, ob der Bundesverkehrsminister aus Bayern die boomende Hauptstadt ausbremsen will. Am Donnerstag war immer noch keine Lösung bekannt. Es wäre besser, riet jemand, alles im Konjunktiv zu formulieren. Als wäre es das BER-Motto: alles im Konjunktiv.

© SZ vom 20.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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