Bayer:Zeit der Ernte

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Eine sehr umstrittene Übernahme: Demonstranten bei der Bayer-Hauptversammlung im vergangenen Mai (Foto: Wolfgang Rattay/Reuters)

Der Konzern vollzieht die Übernahme des Saatgut-Riesen Monsanto. Die einen freuen sich, die anderen sind sauer.

Von Elisabeth Dostert, München

Vorstandschef Werner Baumann hat geliefert. Am Donnerstag vollzog der Leverkusener Konzern Bayer wie vor wenigen Tagen angekündigt die Übernahme des US-Saatgut-Konzerns Monsanto. 128 Dollar je Aktie zahlt Bayer den Investoren von Monsanto. Das Papier verschwindet vom Kurszettel der New Yorker Börse. "Heute ist ein guter Tag", lässt sich Baumann am Nachmittag in einer Pressemitteilung zitieren. Aus seiner Sicht für ziemlich alle: für die Kunden des Konzerns, also die Landwirte, die Aktionäre, die Verbraucher und die "Gesellschaft insgesamt".

Für die Manager in Leverkusen und St. Louis, wo Monsanto seinen Sitz hat, mag das ein Tag der Freude sein. Die Gegner machen ihrem Ärger noch mal Luft. Die Übernahme bedrohe die Kleinbauern weltweit, heißt es am Donnerstag in einer gemeinsamen Mitteilung der Nichtregierungsorganisationen Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, Forum Umwelt und Entwicklung, Aktion Agrar und Goliathwatch. Für Umwelt, Artenvielfalt und Lebensmittelsicherheit berge der Deal und die Entstehung eines weiteren "Agrargiganten enorme Risiken", schreiben die Grünen-Politiker Anton Hofreiter und Katharina Dröge in einer Mitteilung. Angesichts des "enormen finanziellen Drucks", unter dem Bayer nach dieser Übernahme steht, sei kaum davon auszugehen, dass der Bayer-Vorstand sein Versprechen, höchste ethische, ökologische und soziale Standards zu sichern, einhalten werde. "Sie bleiben damit Schönfärberei", so die Grünen-Politiker. Die Bundesregierung müsse eine Klage gegen die Zulassung des Zusammenschlusses prüfen, verlangen sie.

Durch die Übernahme rückt Bayer zum weltweit größten Anbieter von Pestiziden und Saatgut auf. Es ist das dicke Ende einer ganzen Reihe von Fusionen in der Agrochemie. Schon vorher verbündeten sich Chemchina und Syngenta sowie die beiden US-Konzerne Dupont und Dow Chemical, ihr Agrargeschäft heißt Corteva.

Die Kritiker äußerten sich schon, bevor Bayer am Nachmittag seine Mitteilung über den Vollzug verschickte. Am Vormittag kam vom deutschen Konzern erst einmal eine andere Nachricht. Mit der Übernahme hat sie vordergründig nichts zu tun. Aber sie trägt zum Bild bei, das Bayer von sich hat und gerne verbreitet. Für Studierende der Naturwissenschaften sei Bayer der "Top-Arbeitgeber". Der Konzern beruft sich auf das "Absolventenbarometer" des Trendence-Instituts. Ihm zufolge wurden für die Studie 3600 Studenten an 36 Hochschulen befragt. Jeder Fünfte würde nach seinem Abschluss gerne für Bayer arbeiten.

© SZ vom 08.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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