Bankgebühren:Die Macht der Kunden

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Viele Geldhäuser scheuen vor weiteren Gebührenerhöhungen zurück. Die starke Konkurrenz untereinander, die immer noch verbreiteten Gratiskonten sowie Wechsel-Apps, die den Umzug der Kontoverbindung erleichtern, machen den Instituten zu schaffen.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Geht es darum, die Gebühren zu erhöhen, kennt der Erfindungsreichtum deutscher Banken kaum Grenzen. Ob für Kreditkarte, Girokonto oder das Abheben am Geldhautomaten: Quer durch die Republik erhöhten die Geldhäuser in den vergangenen Monaten die Preise. Auch was früher umsonst war, kostet nun häufig etwas. Die Kreditinstitute begründen dies mit den Negativzinsen der Zentralbank, die ihnen das Geldverdienen erschweren.

Doch womöglich haben die Bankkunden in punkto Gebührensteigerungen das Schlimmste hinter sich. Darauf deutet jedenfalls eine Umfrage der Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) unter 120 Instituten hin, die zusammen für 70 bis 80 Prozent des hiesigen Bankenmarktes stehen. Gut zwei Drittel (68 Prozent) der befragten Häuser gaben dabei an, sie wollten bei Gebühren für Privatkunden in diesem Jahr alles beim Alten lassen. Der Rest sieht noch Spielraum, beziehungsweise hat die Preise dieses Jahr bereits erhöht.

Haben die Banken auf einmal ihr Herz für den Kunden entdeckt? Wohl kaum. EY-Bankenexperte Dirk Müller-Tronnier führt die Zurückhaltung eher auf den harten Wettbewerb zwischen den Geldhäusern zurück: "Jede Bank muss vor Ort abwägen, ob sie Gebührenerhöhungen durchsetzen kann, oder ob ihr dann nicht Direktbanken die Kunden streitig machen". Schließlich gibt es längst Konto-Wechsel-Apps, die es den Verbrauchern erleichtern, der Hausbank den Rücken zu kehren.

Tatsächlich gilt der deutsche Bankenmarkt als umkämpft: Die fünf größten heimischen Banken haben nur einen Marktanteil von rund 30 Prozent. In Deutschland herrschte daher bei Finanzdienstleistungen lange Zeit Gratiskultur, bis die anhaltende Niedrigzinsphase die Geldhäuser dazu zwang, über neue Einnahmequellen nachzudenken. Noch immer aber bieten laut der Fachzeitschrift Finanztest 23 Kreditinstitute in Deutschland "Gratiskonten ohne Wenn und Aber" an, also auch ohne, dass die Gebührenfreiheit an einen monatlichen Geldeingang geknüpft ist.

Diese "Gratisbanken" verfügen zwar in der Regel nicht über Filialen, üben aber dennoch Anziehungskraft aus: Allen voran Banken, die Gebühren für bislang kostenlose Dienstleistungen einführen, müssen daher damit rechnen Kunden zu verlieren. "Solange dabei nicht alle Marktteilnehmer mitziehen, werden Kunden zur Konkurrenz wechseln", sagt etwa Nils Beier von der Beratungsfirma Accenture. Gerade jungen Kunden sei weder die Marke ihrer Bank wichtig, noch der Ansprechpartner.

Bleibt die Frage, wie es die Institute mit den Negativzinsen halten. Zuletzt hatten einzelne Volksbanken von sich Reden gemacht, weil sie bei hohen Beträgen "Strafzinsen" auch von Privatkunden kassieren. Laut Müller-Tronnier werden die meisten Kunden wohl von derartigen Zinsen verschont bleiben. "Im Zweifel wird es immer genug Banken geben, die das nicht nötig haben", sagt Müller-Tronnier. Sie könnten dann die Spareinlagen betroffener Kunden einsammeln und ihre Marktanteile deutlich ausweiten.

© SZ vom 13.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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