Bahn: Mehdorn und Tiefensee:Hassliebe, letzter Akt

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Hartmut Mehdorn tritt noch einmal nach: Wolfgang Tiefensee habe "von Beginn an mit der Bahn gefremdelt", ätzt der langjährige Konzernchef über den Verkehrsminister.

Am Donnerstag räumt Hartmut Mehdorn offiziell seinen Chefstuhl bei der Deutschen Bahn. Er sei nicht traurig oder erleichtert, sondern "wehmütig", sagte Mehdorn der Bild-Zeitung in einem Interview zum Abschied.

Hartmut Mehdorn: "Ich bin dem Unternehmen verpflichtet und nicht einer Behörde", lästert er über Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee. (Foto: Foto: ddp)

Harsche Kritik übte er an Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD). "Herr Tiefensee hat von Beginn an mit der Bahn gefremdelt. Vielleicht hat er sich geärgert, dass er nicht mein Chef war. Die Bahn ist eben eine Aktiengesellschaft, ich werde vom Aufsichtsrat kontrolliert. Ich bin dem Unternehmen verpflichtet und nicht einer Behörde. So sind die Regeln", sagte Mehdorn.

Auf die Frage, ob die Datenaffäre Grund genug war, einen erfolgreichen Bahnchef gehen zu lassen, antwortete Mehdorn: "Es gab eine Agenda, mich wegzukriegen, und das ist gelungen. Es wurde und wird der Eindruck vermittelt, dass unsere Mitarbeiter systematisch bespitzelt wurden. Das entspricht zwar bis heute nicht den Tatsachen, und das wird aus meiner Sicht auch der Abschlussbericht unabhängiger Ermittler belegen."

"Ich habe ein reines Gewissen"

Er bestreite gar nicht, dass bei der Korruptionsbekämpfung Fehler gemacht worden seien. Und: "Offenbar gab es auch Fehlverhalten Einzelner." Daraus müssten Lehren gezogen werden. "Ich bleibe aber dabei: Es wurde von DB-Mitarbeitern nichts Strafbares getan." Er selbst habe von den Vorgängen nichts gewusst. "Ich habe ein reines Gewissen", sagte der Manager.

Eine Abfindung lehnt Mehdorn ab, stattdessen pocht er auf die Auszahlung seines Vertrags. "Ich habe einen Vertrag mit der Bahn, und der muss erfüllt werden. Nicht mehr und nicht weniger."

4,9 Millionen Euro sind nach Angaben aus Aufsichtsratskreisen vorgesehen, errechnet aus den verbleibenden Ansprüchen aus seinem Vertrag, der noch bis zum Jahr 2011 läuft.

© sueddeutsche.de/AFP/mel/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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