Autos:Schwache Zugangsdaten

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Illustration: Stefan Dimitrov (Foto: N/A)

Digitale Technik kann Autos sicherer machen - aber eben auch angreifbar. Als Schwachpunkt erweisen sich Passwörter.

Von Mirjam Hauck

Im Januar fuhr ein Audi 900 Kilometer zur Elektronik-Messe CES nach Las Vegas, ohne dass der Fahrer viel hätte tun müssen. Porsche bietet eine Smartphone-App an, die anzeigt, ob der Tank noch gut gefüllt, ob der Reifendruck optimal ist. Zudem löst sie bei einem Unfall automatisch einen Pannennotruf aus. BMW hat eine App entwickelt, mit der Smart Home-Funktionen gesteuert werden können - direkt aus dem Auto heraus. Schon jetzt fahren weltweit etwa 25 Millionen vernetzte Autos auf den Straßen, doch das ist erst der Anfang: Die Marktforscher der Beratungsfirma Gartner sagen voraus, dass im Jahr 2020 bereits 250 Millionen vernetzte Autos unterwegs sein werden. Doch wie sieht es mit ihrer Sicherheit aus? Bei einer Umfrage des IT-Branchenverbandes Eco unter Computer-Experten sagte fast ein Drittel davon, vernetzte Autos würden eher für weniger als für mehr Sicherheit auf den Straßen sorgen. Nur 14 Prozent nehmen an, dass die neuen Technologien auch mehr Sicherheit bedeuten werden.

Die Probleme der vernetzten Autos liegen laut einer Studie des Antivirensoftware-Herstellers Kaspersky vor allem im Umgang mit Zugangsdaten. Auch seien Funktionen wie ein automatischer Notruf eine Schwachstelle. Insgesamt böten alle über Funk angesteuerten Bereiche wie Türschlösser und Wegfahrsperre eine Angriffsfläche. Für Vicente Diaz, Virus-Analyst bei Kaspersky, erschaffen vernetzte Autos ein komplett neues Ökosystem für Nutzer. Um damit losfahren zu können, braucht jeder Besitzer zunächst einen Account auf einer Website und eine App auf dem Smartphone. Dann ist im Auto selbst noch ein Computer verbaut, der mit dem Internet verbunden ist und beispielsweise das ganze Infotainmentsystem steuert. Das ist auf der einen Seite kompliziert für den Anwender und bietet andererseits viele Angriffsflächen. Nutzer können so einfach durch eine Phishing-Mail zum Opfer von Hackern werden: "Ein kleines Informationsleck kann schnell zu einem Diebstahl des Autos führen".

Aber auch ausgefeiltere Attacken seien denkbar - wie etwa Angriffe, die die Kontrolle über das Auto übernehmen. So könnten im vernetzten Auto Hacker auf das Gas- oder Bremspedal zugreifen, aber für sehr wahrscheinlich hält Diaz dieses Szenario nicht. "Hier muss man sich fragen, wem nützt das. Wenn Hacker damit keinen Gewinn erzielen können, werden sie es auch nicht machen." Aber grundsätzlich könne alles in einem modernen Auto angegriffen werden. Eine Lösung sei es, sicherheitsrelevante Fahrzeugelemente wie Motorsteuerung, Bremse, ABS und Airbags von IT-Systemen wie Navigation und Smartphone-Anbindung zu trennen.

Diaz sieht hier vor allem die Industrie in der Pflicht, für sichere vernetzte Autos zu sorgen. Wie das aussehen kann, macht beispielsweise BMW mit seiner "Start-up Garage" vor. Mit diesem Projekt will der Großkonzern gezielt technologische Start-ups ansprechen, um mit ihnen zusammenzuarbeiten. "Zum Beispiel im Bereich Cyber-Security haben sie mehr Wissen als wir", sagte Gründer und Co-Chef Gregor Gimmy auf der DLD-Konferenz in München. "Beim E-Car steht noch nicht fest, ob es sich durchsetzen wird. Aber das vernetzte Auto, das wird sicher kommen."

© SZ vom 24.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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