Autokrise:Bosch schreibt 2009 ab

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Ergebnis nicht erreicht und Zwangsurlaub für die Mitarbeiter: Der weltgrößte Autozulieferer Bosch wird von der Krise nicht verschont und gibt das kommende Jahr schon heute verloren.

Die desolate Lage beschreibt Bosch-Chef Franz Fehrenbach mit klaren Worten und ohne Umschweife: Der Konzern müsse im zu Ende gehenden Jahr wegen der Absatzkrise in der Kfz-Industrie einen massiven Gewinneinbruch wegstecken, schrieb er am Freitag an die Mitarbeiter. Das Unternehmen werde seine Ziele im Jahr 2008 "weit verfehlen". Die Nachrichten seien kurz vor der Jahreswende wenig erfreulich. "Unser Umsatz wird voraussichtlich leicht unter Vorjahr liegen, und wir müssen beim Ergebnis erhebliche Abstriche machen", schrieb Fehrenbach weiter.

Bosch schickt die Mitarbeiter länger in den Weihnachtsurlaub. Hier ein Blick in die Fertigung von Dieseleinspritzpumpen. (Foto: Foto: AP)

Die Hoffnungen auf Wachstum im kommenden Jahr hat der Chef bereits heute aufgegeben. Fehrenbach: "Ich rechne nicht mit Wachstum." Bosch habe einen schwierigen "Spagat zwischen Sparen und Investieren zu meistern". An zusätzlichen Sparmaßnahmen führe kein Weg vorbei, um den "zunehmenden Ertragsdruck aufzufangen".

Planungen auch für andere Werke

Die wegbrechenden Aufträge bekommen die Angestellten bereits direkt zu spüren: Zehntausende Mitarbeiter gehen in verlängerte Weihnachtsferien. Im Stammwerk in Stuttgart-Feuerbach stehen die Bänder von 22. Dezember bis 7. Januar komplett still, sagte ein Sprecher. Das bedeutet eine mehrtägige Zwangspause für 6500 Mitarbeiter an dem Standort. Je nach Fertigungslinie beginnen die Ferien auch schon einige Tage früher oder werden im Januar noch einige Tage verlängert.

Auch für andere Werke gebe es ähnliche Planungen. Dies gelte für Standorte, die stark von der Automobilindustrie abhängen, sagte der Sprecher. Der Bereich Maschinenbau und die Thermotechnik seien vom konjunkturellen Abschwung noch nicht so stark betroffen.

In seinem Werk Reutlingen-Rommelsbach hatte Bosch Mitte November 400 Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt, in Bamberg arbeiten bereits seit Anfang November 3500 Beschäftigte kurz. Auch für andere Werke würden in Gesprächen mit dem Betriebsrat die Möglichkeiten durchgespielt, falls sich die Lage nicht bessere, sagte der Sprecher.

Dabei werde auch über Kurzarbeit und mögliche Arbeitszeitverkürzungen gesprochen. "Wir werden von den Herstellern im Wochenrhythmus mit neuen Abrufzahlen konfrontiert. Die ganze Branche fliegt auf Sicht", sagte der Sprecher. "Eine Prognose für die nächsten Wochen ist schwierig. Über Weihnachten steht ein Teil der Branche komplett still."

Bosch macht auch mit zahlreichen US-Herstellern Geschäfte. GM, Ford und Chrysler sind große Kunden der Stuttgarter, eine mögliche Insolvenz eines Herstellers würde Bosch treffen.

"Es sind alles drei Kunden, mit denen wir durchaus Geschäft machen", sagte der Sprecher. Genauere Angaben dazu machte er aber nicht. Bosch liefert zahlreiche Produkte von Bremsen über Einspritzpumpen bis zu Generatoren in die USA.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/mel/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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