Autohersteller in Not:Opel-Krise: Merkel redet mit Obama

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Opel auf höchster Ebene: Das Schicksal des angeschlagenen Autoherstellers wird auch beim Deutschland-Besuch von US-Präsident Barack Obama für Diskussionsstoff sorgen.

Regierungssprecher Thomas Steg sagte am Freitag, das Treffen am 3. April biete die Möglichkeit, sich "unmittelbar, auch im direkten Gespräch" über Opel zu verständigen.

Opel in der Krise - und die Mitarbeiter kämpfen. (Foto: Foto: dpa)

Unterdessen hat sich die Opel-Belegschaft entschlossen, zusammen mit den Händlern in einer künftigen europäischen Opel AG mitmischen zu wollen. Die Opel-Mitarbeiter streben eine Sperrminorität an. Sie seien bereit, dafür auf Teile ihres Tarifeinkommens verzichten, wie Betriebsratschef Klaus Franz am Freitag verdeutlichte

Franz sagte nach einer Betriebsversammlung in Rüsselsheim, die Belegschaft strebe zusammen mit den 2000 Händlern die Sperrminorität von 25 Prozent bei dem neuen Opel-Konzern an, um Einfluss auf grundlegende Entscheidungen zu haben. Die Beschäftigten seien zu einem finanziellen Beitrag im dreistelligen Millionenbereich zur Rettung des Unternehmens bereit. Frühere Bedenken des Managements gegen eine Kapitalbeteiligung der Beschäftigten seien mittlerweile beseitigt.

Zwar müsse sichergestellt sein, dass das monatliche Einkommen gleich bleibe. Doch könne man über Urlaubs- und Weihnachtsgeld und die Tariferhöhung in diesem Jahr reden, sagte Franz nach dem Treffen mit mehr als 9000 Opel-Beschäftigten. Die Rettung des Autobauers sei ohne Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen möglich.

Die US-Regierung müsse nun erklären, ob sie die Pläne der Opel-Konzernmutter General Motors zur Schaffung eines eigenständigeren europäischen Unternehmens akzeptiere, forderte Franz. Die Beschäftigten bedauerten, dass Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg bei seiner USA-Reise in dieser zentralen Frage kein klares Zeichen der amerikanischen Regierung bekommen habe.

Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Volkswagen, Bernd Osterloh, befürwortete unterdessen eine Rettung von Opel auch mit staatlicher Hilfe. Die Opel-Beschäftigten seien für die Situation nicht verantwortlich, sagte der dem Berliner Tagesspiegel einer Vorabmeldung zufolge.

"Die haben einen guten Job gemacht und sollen jetzt die Fehler anderer ausbaden." Wenn es eine nachhaltige Perspektive für die Traditionsmarke gebe, dann seien auch "staatliche Hilfen richtig".

Die Bundesregierung verneinte unterdessen einen Interessenskonflikt bei Opel-Koordinator Roland Berger: Berger sei nur der Ansprechpartner. Er habe keinen Vertrag mit der Regierung, sondern mit General Motors Europe, erklärte die Sprecherin des Wirtschaftsministeriums, Beatrix Brodkorb. Ein Interessenskonflikt sei für sie nicht ersichtlich - jedenfalls keiner, der die Bundesregierung betreffe.

Bundeskanzlerin Merkel hält an ihrem Plan fest, am 31. März das Opel-Werk in Rüsselsheim zu besuchen. Regierungssprecher Steg erklärte, sie werde bei einer Veranstaltung mit mehr als 3000 Teilnehmern über "den aktuellen Sachstand und ihre Bewertung" reden.

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