Auto:VW streicht Boni der Aufsichtsräte zusammen

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Im Abgasskandal wird bei VW neu gerechnet. (Foto: Julian Stratenschulte/dpa)
  • Der Aufsichtsratschef soll künftig nur noch ein Festgehalt von 300000 Euro bekommen, sein Stellvertreter 200000 Euro.
  • VW sagt, dass die bisherige "Systematik" nicht mehr marktüblich sei.

Von Thomas Fromm

Man muss im Vergütungsbericht des Jahres 2014 nachschlagen, um zu sehen, was diese Änderung bedeutet: Vor drei Jahren bekam der damalige VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech für seine Tätigkeit noch über 1,4 Millionen Euro. Nur gerade mal 171500 Euro davon waren Fixgehalt, der Rest: erfolgsabhängige Boni.

Die anderen Aufsichtsratsmitglieder verdienten sehr unterschiedlich - wenn auch alle sehr hoch. Piechs Ehefrau Ursulas Salär wird da mit 472500 Euro angegeben (Fixgehalt: lediglich 23000 Euro), Piechs Cousin Wolfgang Porsche brachte es immerhin auf 793250 Euro. Ohne Boni wären es "nur" 150000 Euro gewesen. Alles zusammengerechnet, überwies VW seinen Aufsichtsräten im Jahre 2014 über zwölf Millionen Euro - die Höhe der Festgehälter lag seinerzeit zusammen bei 808500.

100000 Euro für einfache Mitglieder

Das ist nun vorbei. Im Abgasskandal wird neu gerechnet, die Kritik der Öffentlichkeit an den Wolfsburger Salären in Zeiten von Dieselskandal und Milliardenstrafzahlungen ist groß - und die Zeit der Bonuszahlungen für Kontrolleure läuft aus. Der Aufsichtsratschef soll künftig nur noch ein Festgehalt von 300000 Euro bekommen, sein Stellvertreter 200000 Euro.

Einfache Aufsichtsratsmitglieder gehen mit 100000 Euro nach Hause - und zwar alle. Da es für Tätigkeiten in Ausschüssen und im mächtigen Präsidium des Aufsichtsrates noch einmal 50000 Euro extra gibt, wird der amtierende Chefkontrolleur Hans Dieter Pötsch maximal 400000 Euro im Jahr erhalten - also immer noch eine gute Million weniger als Piech in seinen besten Zeiten. Beschlossen hat dies nun der Aufsichtsrat selbst, die Hauptversammlung muss der Änderung noch zustimmen - und werde dies auch tun, heißt es im Konzern.

"Die VW-Aufsichtsräte zählten in der Vergangenheit mit zu den Spitzenverdienern im Dax", sagte Pötsch der Bild-Zeitung. "Die Systematik war aber nicht mehr marktüblich. Deshalb haben wir es überarbeitet." Kontrollieren ohne Boni - das ist das Neue. Bisher kam zu der festen Vergütung unter anderem eine variable Zahlung, die sich an der Höhe der gezahlten Dividende orientierte. Je mehr Ausschüttung, desto besser war das am Ende auch für die Kontrolleure.

Es ist nun bereits der zweite Schnitt im VW-Vergütungssystem, und er fällt wohl noch heftiger aus als die vor kurzem beschlossene Deckelung der Vorstandsgehälter. Demnach sollen die Topmanager weniger verdienen; der Vorstandschef höchstens noch zehn Millionen Euro, die Vorstände maximal 5,5 Millionen. Die Kriterien für die Auszahlung der Boni werden strenger, Ziel ist, Exzesse wie einst, als der damalige VW-Vorstandschef Martin Winterkorn noch an die 16 Millionen Euro verdiente, zu vermeiden.

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