Apple:Showtime in Cupertino

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Ein handliches Handy, ein iPad mit Stift - es gibt Neues von Apple. Und zugleich Zweifel daran, ob der Konzern noch genug Innovationskraft mitbringt.

Von Helmut Martin-Jung, München

Ein neues Jahr, dasselbe Spiel: Apple lädt zu einem special event ein, einem besonderen Ereignis, und schon lange vorher spekulieren Heerscharen von Technik-Journalisten, was der iPhone-Konzern dieses Mal Neues zu bieten haben wird. Über die Jahre sind sie immer besser darin geworden, und so gab es keine Überraschungen. Auch dem sehr geheimniskrämerischen Unternehmen aus Cupertino in Kalifornien gelingt es eben nicht mehr, alles völlig geheim zu halten. Dennoch bleibt das große "Stimmt's, Stimmt's nicht?" eine prächtige Werbemaschine, die Apple keinen Cent kostet.

Wie von den Apple-Propheten vorhergesagt, kündigte das Unternehmen am Montagabend deutscher Zeit ein neues iPhone an, das den Namenszusatz SE trägt. Dahinter verbirgt sich ein Handy, das kleiner ist als die heute üblichen Spitzen-Smartphones von Samsungs Galaxy-S-Reihe bis zu den aktuellen iPhones 6s und 6s plus. Das Innenleben ist jedoch technisch dem des Einsteiger- oder Mittelklasse-Segments deutlich überlegen. Ein solches Gerät bietet derzeit keiner der großen Konkurrenten von Apple an.

Bei den Wisch-Computern gehen die Verkäufe schon seit Längerem zurück

Das iPhone SE vereint die Größe des iPhones 5 mit einigen wichtigen Ingredienzien aus den aktuellen iPhones. Damit ist es mindestens ebenso der Vorstoß in eine Marktlücke wie der Versuch, ein Gerät zum Einstieg ins Apple-Produktportfolio anzubieten. Der Verkaufspreis von 399 Dollar (in Deutschland 489 Euro) für das günstige iPhone SE zeigt, dass Apple versucht, auch Kunden an sich zu binden, die nicht gleich 600 oder 700 Euro für ein Handy ausgeben wollen.

Apple hatte mit dem iPhone 5c bereits einmal einen Versuch in dieser Richtung unternommen - allerdings ohne durchschlagenden Erfolg. Den Fehler, die Ausstattung allzu sehr abzuspecken, hat der Konzern dieses Mal vermieden. Prozessor und Kamera entsprechen denen der aktuellen Flaggschiffe. Die Verbreiterung des Angebots lässt sich auch als Versuch Apples deuten, den erwarteten Umsatzrückgang im ersten Quartal 2016 aufzufangen.

Bei den Tablets gehen die Verkaufszahlen schon seit Längerem zurück. Die Wisch-Computer dienen den meisten als komfortables Zwischendurch-Gerät oder zum Medienkonsum. Ob die Neuauflage des Tablets in Standardgröße (knapp 25 Zentimeter Bildschirm-Diagonale) daran etwas ändern wird, muss man sehen.

Auffälligste Neuerung: Wie das im Herbst vorgestellte iPad Pro ist nun auch die kleinere Ausgabe mit einem Stift bedienbar und wird beworben als Ersatz für ältere Windows-Laptops. In Wahrheit richtet es sich eher gegen Geräte wie Microsofts Surface und ähnliche Tablets und Multifunktionsgeräte anderer Hersteller.

Eine Neuauflage der Computer-Uhr Apple Watch gab es nicht. Sie war vor einem Jahr präsentiert worden. Stattdessen zeigte Apple lediglich einige neue Armbänder dafür und gab bekannt, dass das Einstiegsmodell künftig für 100 Dollar weniger zu haben sein wird.

Überraschungen blieben also aus. So dürften sich die Stimmen derer mehren, die das Innovationsvermögen des Konzerns in Zweifel ziehen. Schon bei der Vorstellung neuer iPhones im Herbst hatte es Kritik in dieser Richtung gegeben. Bestätigt sehen sich die Kritiker auch, weil die Firma zur Apple Watch noch immer keine Verkaufszahlen veröffentlicht hat. Die Uhr ist die einzige neue Produktkategorie, die Apple seit dem iPad (2010) herausgebracht hat.

© SZ vom 22.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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