Apple:Abgerechnet wird nach Weihnachten

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Apples iPhone ist auch in China eine Erfolgsgeschichte. Dort macht der Konzern mittlerweile ein Viertel seines Umsatzes. (Foto: Kim Kyung-Hoon/Reuters)

Apple erzielt mit seinen Gadgets erneut einen Umsatzrekord. Dennoch zweifeln viele an der Zukunft.

Von Helmut Martin-Jung, München

Die Frage wird dem wertvollsten Konzern der Welt nicht zum ersten Mal gestellt. Sie ist ja auch berechtigt: Wie will Apple weiter wachsen, wie sollen die Superlative der vergangenen Jahre, die einen Rekord nach dem anderen brachten, noch gesteigert werden? Die Antworten, die der seit 2011 amtierende Chef Tim Cook darauf gibt, bringen zwar nichts sonderlich Erhellendes. Doch mit der Zeit für die Quartalsergebnisse kommt stets auch Zeit für den nächsten Rekord. Das ist auch dieses Mal nicht anders: 51,5 Milliarden Dollar hat Apple von Anfang Juli bis Ende September umgesetzt, dabei 11,1 Milliarden Dollar Gewinn gemacht - das entspricht einem Anstieg um 31 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Der Konzern macht in China ein Viertel des Umsatzes

Dass Anleger trotzdem nicht in Jubelarien ausbrechen, hat mehrere Gründe. Der erste: Apples Erfolg gründet vor allem auf dem iPhone, mehr als 60 Prozent der Einnahmen stammen aus dem Geschäft mit den Smartphones, die Apple zu so hohen Preisen verkaufen kann wie keiner der Konkurrenten. Mit dem Verkauf von deren jüngster Generation, den Modellen der 6s-Baureihe, hat der Konzern erstmals in allen wichtigen Märkten zur gleichen Zeit begonnen: in den USA, Europa und auch in China. Das hat der Bilanz sicher nicht geschadet, denn in China macht Apple etwa ein Viertel seines gesamten Geschäftes.

Diese große Abhängigkeit von China ist die nächste Sorge der Analysten: Was, wenn sich die chinesischen Börsenturbulenzen und das verlangsamte Wirtschaftswachstum auf die Nachfrage nach iPhones auswirken? Nach Handys, für die im Schnitt 670 Dollar ausgegeben werden? Cook lächelt das mit den Worten weg, man wisse aus den Nachrichten davon, merke aber bei den Verkaufszahlen nichts.

Und, drittens, zur ersten neuen Produktkategorie seit dem iPad vor fünf Jahren, nämlich der Computer-Uhr Apple Watch, legte der Konzern keine Zahlen vor. Dieses Segment sei "vielversprechend", ließ Cook lediglich wissen, stehe aber "erst am Anfang". Immerhin, die Umsätze im Bereich "andere Produkte", zu denen die Uhr neben den iPod-Musikspielern und der Fernsehbox Apple TV gehört, wuchs um 61 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf etwas mehr als drei Milliarden Dollar. Der größte Teil dieses Anstiegs dürfte auf das Konto der Apple Watch gehen. Dass Apple mit den Verkaufszahlen nun schon so lange hinterm Berg hält, steigert aber nicht das Vertrauen in die Firma, daraus ein lukratives Geschäft zu machen.

Die Luft raus ist auch aus dem Hype um Tablets. Die Verkäufe der iPads gingen im Jahresvergleich um knapp ein Fünftel auf - immer noch sehr respektable - 9,9 Millionen Geräte zurück. Unter einem Rückgang der Verkaufszahlen leiden auch PC-Hersteller weltweit, Apple macht hier allerdings eine Ausnahme: Die Verkäufe der Mac-Computer und Laptops wuchsen gegen den Trend um drei Prozent.

Die Bewährungsprobe wird das laufende Quartal, in dem sich das Weihnachtsgeschäft abspielt. Schlechte Karten hat Apple dafür nicht: Viele Kunden haben noch ältere iPhones und könnten nun die Gelegenheit nutzen, sich ein neues zu wünschen. Und als die Investmentbank Piper Jaffray vor Kurzem Jugendliche befragte, welches Handy sie als nächstes haben wollen, antworteten zwei Drittel: ein iPhone. Die neuen Modelle sind auch erst seit Ende September verfügbar, die des wichtigsten Konkurrenten Samsung dagegen schon länger. Und noch eine Zahl aus der Quartalsbilanz: 30 Prozent der iPhone-Käufer hatten vorher ein Gerät mit Googles Betriebssystem Android - womöglich die Quittung dafür, dass es im Vergleich zur Apple-Software Updates nur spärlich gibt und es als unsicherer gilt.

© SZ vom 29.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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