Aktienmärkte:Anleger wieder nervös

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Es geht weiter nach unten am Aktienmarkt. Zu den Brexit-Sorgen gesellt sich nun die italienische Bankenkrise.

Die Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen des Brexit hat die europäischen Anleger am Dienstag wieder eingeholt. Sie sorgte für deutliche Kursverluste am deutschen Aktienmarkt. Der Leitindex Dax verlor bis zum Handelsschluss 1,8 Prozent auf 9533 Punkte. Verstärkt wurde die Verunsicherung der Investoren durch die Krise italienischer Banken, die auf einem 360 Milliarden Euro hohen Berg fauler Kredite sitzen. "Italien könnte ein größeres Risiko für die Stabilität der Euro-Zone sein als der Brexit", sagte Andrew Edward, Chef des Brokerhauses ETX Capital. Das Land habe nach der Lehman-Pleite 2008 seine Hausaufgaben nicht gemacht und den Finanzsektor nicht reformiert. Größtes Sorgenkind ist weiterhin Banca Monte dei Paschi di Siena (BMPS). BMPS-Aktien rutschten am Dienstag um weitere 14 Prozent ab und markierten mit 0,2828 Euro erneut ein Rekordtief.

Bestätigt sahen sich die Konjunkturpessimisten von Aussagen des britischen Notenbankchefs Mark Carney. Er warnte vor gravierenden Folgen des Brexit für die Wirtschaft auf der Insel. Gleichzeitig lockerte er die Kapitalvorschriften für die Geschäftsbanken, damit diese die Krise besser meistern. Nun stehen den Geldhäusern insgesamt 150 Milliarden Pfund (176 Milliarden Euro) zusätzlich zur Verfügung, die sie zum Beispiel als Kredite vergeben können. Diese Ankündigung hievte den FTSE-Leitindex knapp ins Plus.

Bei den Einzelwerten sorgten Thyssen-Krupp für Aufsehen mit einem Verlust von 6,6 Prozent. Aktionäre folgten einer Verkaufsempfehlung von Analysten der Investmentbank Kepler Cheuvreux. Sie stuften die Titel herunter, weil sie wegen des Brexit nicht mehr an einen Zusammenschluss des europäischen Stahlgeschäfts von Thyssen-Krupp und Tata glauben. Zusätzlich auf die Stimmung drückte die Nachricht, dass das Bundeskartellamt dem Verdacht von illegalen Absprachen beim Einkauf von Stahl in der Auto- und Autozulieferindustrie nachgeht. VW, BMW und Daimler bestätigten die Durchsuchungen der Ermittler. Die Titel der Automobilhersteller verloren im Schnitt drei Prozent an Wert. An der Wall Street beendete der Dow Jones den Handel mit einem Minus von 0,6 Prozent. Anleger trennten sich von Tesla-Aktien, nachdem der Elektroauto-Pionier im zweiten Quartal zum zweiten Mal in Folge weniger Fahrzeuge an seine Kunden auslieferte als in Aussicht gestellt. Der Kurs gab um gut ein Prozent nach.

© SZ vom 06.07.2016 / amon, Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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