Die Mimik: Mailand, 20 Grad, Victoria Beckham präsentiert ihre neue Kollektion: Die Miene ist versteinert. Los Angeles, 45 Grad, Gatte David hat gerade ein Tor geschossen: Das Gesicht verrät keinerlei Emotion. London, 6 Grad, Frau Beckham verlässt mit Tochter Harper das Haus: Die Lippen sind zu einem schmalen Strich gepresst. Ein sexy Augenzwinkern? Ein strahlendes Lächeln? Ausdrücke, die Victoria Beckham nicht kennt. Ihr Gesicht ist wie der fünf Meter hohe Betonzaun eines Luxusanwesens; nichts kommt hinein, noch weniger dringt nach draußen.
Was früher vielleicht dem Selbstschutz diente, ist zur Marke geworden: Victoria Beckham ist die Frau ohne Mimik. Die Öffentlichkeit reagiert mittlerweile fast erschrocken, wenn doch einmal der Ansatz eines Lächelns über Poshs Gesicht huscht. Andere Menschen nutzen 2-in-1-Shampoo, Victoria Beckham hat den all-in-1-Gesichtsausdruck erfunden. Stress, Schwermut, Heiterkeit, wer für all das nur eine einzige Miene braucht, muss ein wahrer Minimalist sein. Und unendlich cool.
Der Verzicht auf Mimik hat noch einen weiteren Vorteil: Sollte die Sache mit der Mode irgendwann nicht mehr laufen, könnte die Beckham übergangslos eine Karriere als Pokerspielerin starten. Auch ihre Auswahl übergroßer Sonnenbrillen könnte sie dort gewinnbringend einsetzen.
(Felicitas Kock)
Victoria Beckham während der Präsentation ihrer neuen Kollektion im November 2013 in München.