Valentino bei der Fashion Week Paris:Wenn russisches Ballett auf die Beat-Generation trifft

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Eine Kollektion aus zwei völlig unterschiedlichen Inspirationsquellen: Valentino in Paris. (Foto: AFP)

Eigentlich zeigt Valentino auf der Fashion Week Paris nichts, das man sich an einem Mann vorstellen kann oder will. Doch auf den zweiten Blick ist diese Herrenkollektion ziemlich meisterhaft. Das ist vor allem einer australischen Künstlerin zu verdanken.

Von Dennis Braatz, Paris

Eine Kollektion aus zwei völlig unterschiedlichen Inspirationsquellen entwerfen, das ist so etwas wie die Königsdisziplin unter Modedesignern. Viele haben sich schon daran versucht, sind aber gescheitert, weil sie keine ausgleichende Gerechtigkeit zwischen den beiden Themen finden konnten. Wenige haben es geschafft. Dries van Noten zum Beispiel, der berühmt ist für eine Saison, in der er Ballet-Kleider mit den Bühnen-Outfits von Ziggy Stardust mixte. Oder der Amerikaner Thakoon, der seinen Durchbruch in Europa schaffte, weil er aus Massai-Mustern und Renaissance-Schnitten etwas völlig Neues schuf.

Pierpaolo Piccioli and Maria Grazia Chiuri, die beiden Designer von Valentino, haben so etwas eigentlich gar nicht mehr nötig. Sie gehören längst zu den Publikumslieblingen, egal zu welcher Fashion Week.

Bei der in Paris gezeigten Herrenlinie zur Herbst-/ Wintersaison 2016/2016 nahmen sie sich trotzdem der Herausforderung an. Schon backstage lieferte ein riesiges Moodboard die Idee vom Look der Beat Generation aus San Francisco und dem der Pariser Balletts Russes. Knielange, gerade geschnittene Parka und breite Jeanshosen auf der einen Seite, daneben mit farbigen Dreiecken, Rauten und Quadraten kunstvoll dekorierte Trikots und Hosen. Eigentlich nichts, dass man sich an einem Mann vorstellen kann oder will.

Geometrische Formen dominieren die neue Valentino-Kollektion. (Foto: dpa)

Saphirblau, Tomatenrot, Ochsenblut

"Geometrie ist die neue Form der Dekoration," erklärte dann aber Pierpaolo Piccioli und lieferte damit gleich den Grund, warum das Mash-Up so gut funktioniert. Die Muster der Ballets Russes sind auf Jacken und Mänteln so angeordnet, dass sie sich achsensymmetrisch um den Körper der Models legen. Sie dekorieren Blousons, die auf Hemd-Pullover-Krawatte-Kombinationen liegen, Militärmäntel, die auf schmal geschnittenen sitzen oder gar Capes.

"Geometrie ist die neue Form der Dekoration," erklärte Valentino-Designer Pierpaolo Piccioli. (Foto: dpa)

Das beruhigt Auge des Betrachters, selbst bei einer Kolorierung, die sich aus Saphirblau, Tomatenrot, Ochsenblut und Schwarz zusammensetzt. Die Idee dazu stammt von der australischen Künstlerin Esther Stewart, die für solche Muster auf Leinwänden bekannt ist. Ihr wurde dann auch gleich noch die Ehre zu teil, die Gestaltung des Laufstegs übernehmen zu dürfen. Streng genommen war es ein Teppich, der dann nicht nur die Formen der Ballets Russes aufnahm, sondern sie auch noch in den typischen, trübsinnigen Farben der Beat Generation zeigte: Laubgrün, Sandtsteinrot und Milchblau. Dass am Ende auch das noch irgendwie zum ganzen Rest gepasst hast, das ist schon wirklich ziemlich meisterhaft.

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