Superfett, altmodisch und immer voll mit Alkohol: Die Schwarzwälder Kirschtorte ist die wahrscheinlich deutscheste Torte der Welt. Würde man sie als Torten-Diagramm darstellen, sähe man lauter ungesunde Bestandteile. Das Ding ist ein regelrechter Mittelgebirgshügel aus Schoko-Biskuit, Sahne, Kirschen und Schnaps.
Eben nicht im Schwarzwald geboren
Die Torte wurde vor genau 100 Jahren erfunden, seltsamerweise nicht im Schwarzwald, sondern im Rheinland, und zwar vom schwäbischen Konditor Josef Keller, der aus Riedlingen an der Donau stammte und in Bad Godesberg praktizierte. Wie der Bollenhut, die Kuckucksuhr und der Schwarzwald insgesamt hat die Torte mittlerweile mit einem Imageproblem zu kämpfen.
Tretbootfahren auf dem Titisee, Kaffee aus Kännchen, Torte auf der Terrasse? So was von old school! Statt zur kalorienreichen Kirschbombe greifen trend- und gesundheitsbewusste Menschen lieber zum veganen Käsekuchen aus Kokosfett, Ei-Ersatz und Agavendicksaft.
Schoko-Sahne-Berg statt zuckerfreier Einheitsbrei
Ein moderner Kuchen hat fast zuckerfrei zu sein, außerdem fettfrei, glutenfrei, alkoholfrei, laktosefrei und weitgehend geschmacksfrei. Wie herrlich unvernünftig erscheint es dagegen, so einen Schoko-Sahne-Berg mit der Kuchengabel abzutragen. Nein, man muss keinen Schuss haben, um einen Klassiker wie die Schwarzwälder Kirschtorte zu loben, zu preisen und mit Genuss zu verspeisen.