Zehn Zylinder Formel 1:Bauch bringt Glück

In Barcelona erlebt Nico Rosberg ein "fast perfektes" Wochenende mit Ehefrau, Sebastian Vettels "Eva" ist langsam wie nie, bei McLaren muss ein Mechaniker aus dem Weg hechten. Die Zehn Zylinder der Formel 1.

Von Elmar Brümmer und René Hofmann, Barcelona

Nico Rosberg

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(Foto: REUTERS)

Hat etwas Anlauf gebraucht, um in die Saison zu finden. "Nicht perfekt", lautete stets Rosbergs Kommentar nach den Rennen in Australien, Malaysia, China und Bahrain, bei denen Teamkollege Lewis Hamilton schneller war. Die Zeit von Freitagvormittag bis Sonntagabend in Spanien fand Rosberg nach seinem Triumph "fast perfekt". Was ihn besonders freute: Dass der "Glücksbauch" zugegen war, wie er selbst sagt; seine Frau Vivian ist im siebten Monat schwanger. Bald wird die Tochter erwartet, deren Namen Rosberg noch nicht verrät. Zu vielen Rennen wird seine Frau demnächst nicht mehr kommen. Nur ein Besuch liegt noch nahe: der am 24. Mai in Monte Carlo. Die Rosbergs wohnen im Fürstentum.

Lewis Hamilton

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(Foto: Getty Images)

Wirkte ein wenig genervt. Nicht nur wegen der Niederlage gegen Rosberg. Seit Dezember verhandelt Hamilton mit den Mercedes-Gewaltigen über eine Verlängerung seines zum Saisonende auslaufenden Vertrages. Der 30-Jährige hat sich vorgenommen: Dieses Mal mache ich alles selbst! Inzwischen aber merkt er, was das bedeutet: 80 Seiten Juristen-Englisch genau lesen, immer wieder. Mittlerweile kenne er das Schriftstück, in dem für drei Jahre die Gegenleistung von 200 Millionen Euro vermerkt sein soll, ganz gut, gibt Hamilton an. Und nicht nur das: Die Fachbegriffe gingen ihm sogar so gut von der Zunge, dass er selbst als Manager arbeiten könne, behauptet Hamilton. Angenommen hat er das Angebot dem Vernehmen nach aber noch nicht.

Sebastian Vettel

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(Foto: Getty Images)

Beschwerte sich am Funk während des Rennens über die Überrundeten, die ihm im Weg standen. Relativierte die Klage beim Interview auf dem Siegerpodium, zu dem er als Dritter geladen war, aber umgehend: "Als Rennfahrer hat man immer was zu meckern. Vor allem als Deutscher." Worüber er wirklich hätte Klage führen können: den gewaltigen Rückstand, den er sich mit seinem Auto trotz eines neuen Frontflügels und eines neuen Unterbodens einhandelte - mehr als 45 Sekunden. Derart war er noch nie distanziert worden, seit er mit seinem Boliden namens "Eva" zusammen ist. Fand trotzdem: "Das war das Optimum heute." Gratulierte außerdem nicht nur seiner Mutter artig zum Muttertag, sondern auch seiner Oma und seiner Freundin.

Team McLaren

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(Foto: REUTERS)

Schoss beim Boxenstopp über das Ziel hinaus. Was ungeschickt und gefährlich aussah; der Mechaniker am vorderen Wagenheber konnte in letzter Sekunde nur mit einem beherzten Sprung aus dem Weg hechten. Nach der Szene, mit der Alonsos Heimrennen vorzeitig endete, wurde schnell klar: Den Lokalmatador traf keine Schuld, an seinem McLaren hatten die Bremsen versagt. Noch gespenstischer die Probleme, die sein Teamkollege Jenson Button erlebte. Der routinierte Brite sprach nach seiner Zielankunft als abgeschlagener Sechzehnter davon, die ersten 30 Runden seien die "furchteinflößendsten" seiner Karriere gewesen. "Es war der Horror", berichtete Button, "es hat sich so angefühlt, als ob das Heck gar nicht mit der Front verbunden war." Erst als er diverse Einstellungen änderte, wurde das Auto fahrbar.

Carlos Sainz junior

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(Foto: Getty Images)

War als Neunter der beste Spanier beim Spanien-Grand-Prix. Hatte bereits am Samstag als Qualifikations-Fünfter Aufsehen erregt. Auf dem letzten Umlauf legte sich der 20 Jahre alte Sohn des zweimaligen Rallye-Weltmeisters Carlos Sainz in seinem Toro Rosso beherzt mit Daniel Kwiat an, seinem Halb-Teamkollegen im Auto des größeren Teams Red-Bull-Racing, das ebenfalls dem österreichischen Energy-Drink-Produzenten Dietrich Mateschitz gehört. Bekam wegen der Aktion eine Einladung zu den Rennkommissaren, blieb letztlich aber unbestraft, was überraschenderweise sogar Red-Bull-Teamchef Christian Horner gut fand: "Die Jungs sollen doch gegeneinander fahren!"

Nico Hülkenberg

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(Foto: AFP)

Deutschlands Renn-Nico Nummer zwei hatte sich relativ schnell gefasst, er ist Kummer mit seinem Dienstwagen gewöhnt. "Wahrscheinlich hätte ich das Rennen besser vom Sofa aus betrachtet." Es dauert immer noch ein paar Monate, bis die aktuelle Version des Rennautos von Force India fertig sein wird. So lange holt sich der Emmericher seine Erfolgserlebnisse lieber im Langstrecken-Porsche. Dort war er zur Vorbereitung auf einen Start bei den 24 Stunden von Le Mans zuletzt Sechster geworden. Im Formel-1-Auto kam er in Barcelona hingegen nur auf dem 15. Rang ins Ziel, daran waren eine falsche Taktik und dichter Verkehr mit Schuld. Er nimmt es hin: "So oder so waren die Punkte aber zu weit entfernt." Die Formel 1 an sich aber, die will er nicht aufgeben. Zumindest nicht freiwillig.

Susie Wolff

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(Foto: picture alliance / dpa)

Fernando Alonso hinter sich gelassen, Jenson Button auch - aber Susie Wolff wollte sich ihr Trainingserlebnis in Barcelona nicht schön reden. Die Frau des Mercedes-Sportchefs war bei ihrem Einsatz als Testfahrerin des Williams-Teams auf Platz 14 gelandet, was ganz ordentlich ist für jemanden mit wenig Fahrpraxis. Aber was auch deutlich schlechter war als das Ergebnis des Stammfahrers Felipe Massa. Daran misst sich die erste Frau, die seit langem wieder in der Königsklasse mitfährt (zumindest sporadisch). Ersatzpilotin für Renneinsätze ist die 32-Jährige nicht, den Job macht auf Abruf Adrian Sutil. Weshalb die Schottin nach ihrem Heimrennen in Silverstone im Juli entscheiden wird, ob sie so überhaupt noch weitermachen will.

Romain Grosjean

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(Foto: dpa)

Neutralität soll künftig wieder eine größere Rolle im Leben des französischen Rennfahrers spielen, er hat einen Schweizer Pass beantragt. Auf dem Circuit de Catalunya gelang es ihm nicht, sich herauszuhalten. Der ehemalige Crash-Pilot kam nach gutem Start in Runde 13 ausgerechnet seinem Teamkollegen Pastor Maldonado in die Quere, der auch immer für einen Zwischenfall gut ist. Die beiden waren schon in den Top Ten, als Grosjean mit seinem Lotus dem anderen einen Schubs gab, so dass der Heckflügel zerbrach. Der Venezolaner musste später aufgeben und ging einmal mehr leer aus, während Grosjean als Achter vier WM-Punkte einfuhr. Vielleicht doch kein so gutes Omen, dass der Rennstall seine Autos mit Werbeschriftzügen für den Film "Mad Max" verziert hatte.

Valtteri Bottas

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(Foto: Getty Images)

Die Gerüchte verdichten sich, dass der Williams-Pilot in der kommenden Saison seinen finnischen Landsmann Kimi Räikkönen bei Ferrari ablösen könnte. Die Pläne jedenfalls werden von keiner beteiligten Seite so richtig bestritten. Demnach könnte der Große Preis von Spanien dem 25-Jährigen als perfektes Bewerbungsschreiben dienen, denn Bottas hat es mit cleveren Manövern verhindert, dass ihn Räikkönen am Ende doch noch vom vierten Platz verdrängt. Doch Bottas hält sich aus den Spekulationen raus - so gut es geht: "Es gehen so viele Geschichten um. Manche davon sind ziemlich lustig." Er habe noch keinen Vorvertrag unterschrieben, dafür hat er eine Zusage schon gegeben - bei der Verlobung mit der finnischen Olympia-Schwimmerin Emilia Pikkarainen.

Hockenheim

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(Foto: dpa)

Im ersten Entwurf für den Rennkalender 2016 ist für Mitte Juli der Große Preis von Europa angesetzt, und der soll in Baku erstmals in Aserbaidschan ausgetragen werden. Damit würde der Hockenheimring seinen angestammten Termin verlieren, aber die gute Nachricht ist doch eine andere: "Die Austragung des deutschen Grand Prix ist zu hundert Prozent sicher", sagte Ring-Geschäftsführer Georg Seiler als Gast in Barcelona. Aus finanziellen Gründen hatte es Seiler ablehnen müssen, dass sein Motodrom in diesem Sommer als Ersatzort für den Nürburgring einspringt. Die beiden deutschen Strecken sollen sich eigentlich abwechseln, weshalb Seiler für das nächste Jahr lediglich eine Pro-forma-Erklärung abgeben musste: "Das ist zu hundert, sogar zu tausend Prozent sicher." Auch 2018 wäre die Heimstrecke von Mercedes wieder dran.

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