WM-Fight zwischen Mormeck und Klitschko:Diesmal ohne Schlägerei

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Wladimir Klitschkos französischer Gegner Jean-Marc Mormeck will sich nicht zum typischen Herausforderer der Gebrüder Klitschko stilisieren lassen, sondern gibt sich als Gentleman. Diese Ruhe tut den Klitschkos nach einigen turbulenten Wochen ganz gut - schließlich kann nicht jeder Kampf in einem Eklat wie zuletzt gegen Chisora enden.

Jürgen Schmieder

Jean-Marc Mormeck entlarvte den plumpen Versuch sogleich. Wladimir Klitschko wollte ihn mit Mike Tyson vergleichen, da sagte Mormeck sogleich: "Ich bin nicht Mike Tyson! Ich verfüge weder über die Explosivität noch über den Punch. Dieser Vergleich ist nur ein PR-Gag!" Der Herausforderer will sich nicht zum typischen Herausforderer der Gebrüder Klitschko stilisieren lassen, er ist kein böser Bube, sondern eher ein Gentleman.

Wladimir Klitschko (rechts) und sein französischer Herausforderer Jean-Marc Mormeck in der Esprit Arena in Düsseldorf. (Foto: dpa)

Mormeck ist der Herausforderer von Wladimir Klitschko, am Samstag in Düsseldorf geht es um die Schwergewichts-Titel der Verbände IBF, WBO und WBA. Der Franzose ist 1,82 Meter groß und gerade einmal 98 Kilo wuchtig, das unabhängige Ring Magazine zählt ihn nicht zu den besten zehn Kämpfern im Schwergewicht - er gehört womöglich nicht einmal zu den besten fünf Boxern, die Mormeck heißen. Vor allem ist er kein Schaumschläger, die eine Veranstaltung im Preisboxen durch markige Sprüche aufblähen.

Der 39-Jährige war erfolgreich in niederen Gewichtsklassen gewesen, als Preisboxer hat er 36 von 40 Kämpfen gewonnen. Im September 2007 lieferte er sich ein hochklassiges Duell mit David Haye um den Titel im Cruisergewicht. Mormeck schlug den Briten nieder, ging später jedoch schwer zu Boden und verlor den Kampf. "Ich habe mich weiterentwickelt und meinen Stil verändert", sagt Mormeck. Wieder kein markiger Spruch, sondern eher ruhige Selbsterkenntnis.

Ein bisschen Ruhe tut den Klitschkos ganz gut nach den turbulenten vergangenen Wochen. Erst gab es die Schlägerei zwischen Dereck Chisora und David Haye nach dem Kampf von Vitali vor zwei Wochen. Danach gab es Vorwürfe, das Klitschko-Management und der Sender RTL würden so manchen Konflikt inszenieren - schließlich tauchte im Internet ein Video auf, das Vitali Klitschko zeigt, wie er Haye nach der Rangelei mit Chisora applaudiert und gar mit ihm abklatscht.

Boxweltmeister im Schwergewicht
:Vitali Klitschko verteidigt Titel gegen Chisora

Für einen K.o. hat es nicht gereicht: Vitali Klitschko muss über die volle Distanz von zwölf Runden gehen, um seinen WM-Titel im Schwergewicht gegen Dereck Chisora zu verteidigen. Der packende Kampf im Rundenprotokoll.

Jürgen Schmieder, München

"Niemand kann ernsthaft glauben, dass Sportler wie die Klitschkos ihre Gesundheit gefährden und sich fürs Drehbuch eine Ohrfeige geben lassen oder gar eine Schlägerei inszenieren würden. Auch bei RTL würde niemand auf so eine Idee kommen", sagt Klitschko-Manager Bernd Bönte.

Die letzten Klitschko-Gegner
:Wer kann mit den Klitschkos mithalten?

Seit 2004 hat keiner der Klitschko-Brüder mehr verloren. Jetzt versucht Francesco Pianeta sein Glück gegen Wladimir, ihm werden aber kaum Chancen gegeben. Die Ukrainer werden häufig kritisiert, nur gegen mittelmäßige Gegner zu boxen. Doch ist das wahr? Eine Liste der letzten Klitschko-Gegner, mit Vote.

Die Zahlen für den Kampf scheinen ihm erst einmal Recht zu geben: Auch ohne Gedöns und Schlägerei ist die Halle in Düsseldorf ausverkauft, 50.000 Zuschauer werden dabei sein. Auch aus RTL-Kreisen ist zu hören, dass der Sender eine hohe Einschaltquote erwartet.

Das liegt womöglich daran, dass Wladimir Klitschko einige runde Zahlen vorweisen kann: Es ist sein 60. Profikampf, zum 20. Mal geht es um die Weltmeisterschaft, er könnte seinen 50. Sieg durch Niederschlag schaffen. Freilich tut der 35-Jährige gut daran, keinen Gegner zu unterschätzen, das haben schon zahlreiche Boxer später bereut. Mike Tyson etwa oder Joe Louis - oder Klitschko selbst, der vor 14 Jahren Ross Puritty locker umhauen wollte und dann selbst niedergeschlagen wurde.

Er müsste Mormeck allerdings nicht derart stark reden, wie er es zuletzt getan hat: "Er bewegt sich mit dem Kopf sehr schnell und ist auch im Ring schnell auf den Beinen. Es ist wird schwer sein, ihn zu treffen. Der Mann macht keine Show. Er will es wissen", sagte Klitschko kürzlich. Das ist keine falsche Aussage - es wäre aber auch eine richtige Behauptung, dass Mormeck wohl keine Chance hat, zwölf Runden zu überstehen, wenn Klitschko konzentriert agiert.

Der Ukrainer hat seit acht Jahren keinen Kampf mehr verloren, beim Wiegen am Freitag wirkte er äußerst austrainiert, die Waage zeigte 111 Kilogramm an. Klitschkos ist also 13 Kilogramm schwerer als sein Gegner und 17 Zentimeter größer. Vor allem aber ist er einfach der bessere Boxer.

Damit es nicht allzu langweilig wird, hat sich Mormeck am Ende doch noch zu einer knackigen Aussage hinreißen lassen: "Klitschko hat etwas, das ich will, und ich muss sein Gesicht zerschmettern, um es zu bekommen." Na immerhin.

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