Volleyball:Vilsbiburg ohne Mannschaft

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Trainer Jonas Kronseder möchte die Roten Raben Vilsbiburg wieder zu einer Spitzenmannschaft formen. Der Kader droht allerdings nach dem Aus in der ersten Playoffrunde gegen Stuttgart zu zerfallen.

Von Katrin Freiburghaus

Aus den Hallenboxen dröhnte am Samstagabend zu oktoberfesttauglichen Klängen "Jetzt geht's los, ihr seid nicht mehr aufzuhalten"; im Takt dazu hüpfte eine gut gelaunte Showtanzgruppe über das Spielfeld, das die Vilsbiburger Bundesliga-Volleyballerinnen kurz zuvor mit hängenden Köpfen und Tränen in den Augen verlassen hatten. Ein paar von ihnen sahen sich das Rahmenprogramm noch tapfer an, obwohl es nach dem deutlichen Viertelfinal-Aus kaum unpassender hätte ausfallen können: Das glatte 0:3 (21:25; 25:27; 11:25) im zweiten Playoffduell mit dem MTV Stuttgart bedeutete nach dem 1:3 zum Auftakt der Best-of-three-Serie das Saisonende für Vilsbiburg. Ein Ende, das sich die Beteiligten nach einer wechselhaften, insgesamt jedoch zufriedenstellenden Spielzeit anders vorgestellt hatten.

Nachdem Vilsbiburg im zweiten Satz eine Sechs-Punkte-Führung verspielt hatte, vermisste Geschäftsführer André Wehnert im finalen Durchgang "die Orientierung". Trainer Jonas Kronseder wiederum hatte beobachtet: "Die Spannung war komplett runter, es war nichts mehr möglich." Das mentale Problem ist nicht neu, und der Spielverlauf symptomatisch für die gesamte Saison der Roten Raben Vilsbiburg, die die Hauptrunde mit dem Minimalziel Platz sechs beendet hatten. Die junge Mannschaft hatte in teils hochklassigen Spielen ihr spielerisches Niveau bewiesen, zu oft aber fehlte dann auch die Konstanz, um einen Punktevorsprung durch ein Spiel zu bringen. "Wir sind zufrieden, weil wir Platz sechs erreicht haben, aber gleichzeitig traurig, weil wir selbst das Viertelfinale hätten gewinnen können", fasste Kronseder die Gefühlslage zusammen. Aus diesem Grund sei es ihm wichtig, "mit den Spielerinnen länger als ein Jahr zusammenzuarbeiten, damit sich bestimmte Grundmechanismen festigen - im zweiten Jahr geht der Weg eigentlich erst richtig los". Wie viele Spielerinnen den Weg in Vilsbiburg mitgehen werden, ist jedoch offen.

Vor allem Außenangreiferin Roslandy Acosta ist begehrt

Mit Ausnahme des Trainers und der Außen-Annahme-Spezialistin Lena Stigrot steht keine Spielerin der Roten Raben für die kommende Saison unter Vertrag. Der Verein hatte im Sommer Zweijahresverträge angeboten, die Spielerinnen folgten aber dem in der Liga verbreiteten Trend, sich lediglich für ein Jahr festzulegen. Wehnert will so viele Spielerinnen wie möglich halten, eine Tendenz sei aber noch nicht absehbar. "Es wird genauso schwierig wie in den letzten Jahren, weil alle möglichst lange abwarten und gucken, was es sonst noch für Möglichkeiten gibt", sagte er.

Um in der nächsten Saison wieder in der Ligaspitze anzugreifen, gilt es für Vilsbiburg jetzt vor allem, die Eigenfehlerquote zu reduzieren. Wehnert wünscht sich deshalb möglichst wenig personelle Veränderungen im Team, doch er muss abwarten. Roslandy Acosta etwa, die laut Kronseder "eine Wahnsinnssaison gespielt hat" und in der Hauptrunde die meisten Auszeichnungen als wertvollste Spielerin sammeln konnte, dürfte auch im Ausland Begehrlichkeiten geweckt haben. "Wenn sie ein Angebot aus Polen bekommt, wo sie im Jahr 40 000 Euro mehr verdient, wäre es verständlich, wenn sie wechselt", sagte Kronseder. Um an ihrer Zukunft zu arbeiten, müssen die Raben jetzt erst einmal die Gegenwart klären.

© SZ vom 29.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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