Volleyball:Orientierungslos, doch ohne Angst

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Kommunikativ: Berlins neuer Volleyball-Trainer Luke Reynolds. (Foto: Silas Stein/dpa)

Die Berlin Volleys starten mit einem sehr jungen Coach in die Saison. Luke Reynolds versteht sich gut mit dem Team, hat die Spieler aber auch im Griff.

Von Javier Cáceres, Berlin

Es treffe sich schon ganz gut, findet Kaweh Niroomand, der Chef des deutschen Meisters Berlin Volleys, dass Berlins Innensenator nicht nur für die Polizei, sondern auch für den Sport zuständig sei. Denn damit stünden die Chancen gut, scherzte Niroomand, dass sich etwaige Konsequenzen eines Verkehrsdelikts von Luke Reynolds kontrollieren lassen. Reynolds, ein Australier, ist der neue Coach der Berlin Volleys, und weil er erst seit zweieinhalb Monaten in Berlin wohnt und sein Domizil nahe des Olympiastadions - das heißt: im tiefen Westen - bezogen hat, ist er mit den verkehrstechnischen Begebenheiten in Mitte nicht so vertraut. Und so endete sein Weg zur Saisonauftakt-Pressekonferenz der Berlin Volleys, die traditionell im Restaurant des Fernsehturms stattfindet, am Donnerstagvormittag vor der Weltzeituhr am Berliner Alexanderplatz zwischen zwei Tramzügen. Am Steuer seines Kleinwagens hatte Reynolds übersehen, dass er in eine verkehrsberuhigte Zone gefahren war.

"Er kann die Spieler auch nerven, das ist gut", sagt Kapitän Kromm

Die Episode passte insofern zur Lage, als Niroomand eingestand, dass der fünfmalige Meister etwas orientierungslos in die Saison geht, die für die Volleys am Sonntag in Düren beginnt: "Ehrlich gesagt wissen wir nicht, wo wir stehen." Das habe nur bedingt mit dem vergangenen Wochenende zu tun, als man gegen den ewigen Rivalen vom Bodensee, den VfB Friedrichshafen, im Supercup verlor (1:3). "Wenn ich mir den Kader des VfB so anschaue - das lehrt mich nicht das Fürchten", sagte Niroomand. Dabei haben die Volleys eine Reihe von Leistungsträgern verloren, und Trainer Reynolds ist nun einmal auch neu und jung. Jünger zum Beispiel als Kapitän Robert Kromm, 33. Zudem ist Reynolds, 32, als Chefcoach unerfahren. Als er sich per E-Mail bei den Volleys um den Posten bewarb ("ich habe ganz schön Eigenwerbung betrieben"), assistierte er noch dem ehemaligen Volleys-Trainer Mark Lebedew beim polnischen Erstligisten Jastrzębski Węgiel sowie bei der australischen Nationalmannschaft. "Ich habe bei der Sache keine große Angst", versicherte Niroomand und fügte hinzu, dass ihm einerlei sei, dass die Menschen mal wieder sagen: "Der Niroomand hat sie nicht mehr alle."

Reynolds Vorgänger war immerhin der Italiener Roberto Serniotti, ein extrem routinierter Mann, der aber wohl nicht mehr die besten Beziehungen zum Kader unterhielt. "Es geht auch um die Kommunikation, die älteren Spieler sollen wieder mit mehr Freude zum Training kommen", sagte Niroomand. Aus dem Kader bekommt Reynolds Unterstützung, Kapitän Kromm berichtet, dass sich die Kommunikation mit Reynolds überaus offen gestalte. Er sagt auch, dass sich die Befürchtung, Reynolds könne die drei Australier der Volleys aus Heimatverbundenheit bevorzugen, nicht bewahrheitet habe. Reynolds' gute Beziehungen zum Team bedeuten aber nicht, dass der Australier nur die lange Leine kenne. "Er kann die Spieler auch nerven, und das ist gut", sagte Kromm.

© SZ vom 13.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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