Volleyball:Nur als Profis

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Der Zweitligist Eltmann verzichtet auf den Aufstieg, weil dieser lediglich dann finanziert werden könnte, wenn der Verein weiterhin ausschließlich mit Ehrenamtlichen arbeiten würde.

Von Katrin Freiburghaus

Einmal bitten Eltmanns Zweitliga-Volleyballer am kommenden Samstag noch zum Heimspiel. Doch die wichtigste Entscheidung des Jahres fiel bereits am vergangenen Mittwochabend - ohne Zuschauer und ohne Gegner. Der VC Eltmann will, obwohl er als Tabellenzweiter sportlich dazu berechtigt wäre, keine Lizenz für die erste Bundesliga beantragen und wird folglich mindestens ein weiteres Jahr zweitklassig spielen. "Wir sind noch nicht so weit", begründete Vorstandsmitglied Rolf Werner den Beschluss, an dem auch die Mannschaft maßgeblich beteiligt gewesen sei. Die Spieler, die Eltmann nach dem knapp vermiedenen Abstieg in der vergangenen Saison in die Ligaspitze zurückgeführt hatten, trügen die Entscheidung "voll mit", betonte der Verantwortliche für Sport und Marketing: "Der Mannschaft war unser Ansatz deutlich sympathischer als alle Alternativen."

Der Ansatz, von dem Werner spricht, hat nur sehr am Rande etwas mit Sport zu tun. Denn Eltmann hätte laut Werner durchaus einen erstligatauglichen Etat für die kommende Spielzeit generieren können, was für das 5000-Einwohner-Städtchen in Unterfranken beachtlich ist. "Wir würden sicher 350 000 Euro zusammenbekommen. Damit wären wir früher auch auf jeden Fall hochgegangen", sagt Werner. Der Haken an dieser Rechnung ist, dass dieses Budget nur ausreicht, wenn alles im Verein ehrenamtlich organisiert wird. Das wäre laut Liga-Statuten aber lediglich zwei Jahre lang erlaubt. Danach greift der Masterplan der Volleyball-Bundesliga, der eine schrittweise Professionalisierung der Klubs vorsieht. "Und dann erklär' mal deinen Sponsoren, dass du plötzlich 150 000 Euro mehr brauchst, die aber nicht in die Mannschaft investiert werden, sondern darin, Hauptamtlichkeit herzustellen", sagt Werner. Dieses Vorgehen halte er für "sehr schwierig".

Aus diesem Grund werde in der kommenden Saison vorbehaltlich der entsprechenden sportlichen Qualifikation erneut an der Finanzierung für einen möglichen Aufstieg gearbeitet, sagt das Vorstandsmitglied. Eltmann werde nur als professionell geführter Verein aufsteigen, in diesem Punkt legt sich Werner fest: "Wir machen das erst, wenn wir diese Strukturen von Anfang an finanziell darstellen können. Dann hat man das auf einen Schlag erledigt."

Den letzten Ausschlag zu Ungunsten des Aufstiegs gab der Fall des unmittelbaren Nachbarn Coburg. Der Erstligist scheiterte in seinem dritten Jahr in der Bundesliga unter anderem an den Hürden der Professionalisierung, meldete Insolvenz an und steigt zwangsweise in die zweite Liga ab. "Daran haben wir gesehen, dass es keinen Sinn hat, auf ehrenamtlicher Basis hoch zu gehen", sagt Werner.

Zumal Eltmann in puncto Insolvenz ein gebranntes Kind ist: 2009 sprangen im Zuge der Wirtschaftskrise nach sechs Jahren in der ersten Liga kurzfristig tragende Sponsoren ab. Der Verein rettete seine Lizenz in das Projekt VC Franken hinüber, das nach nur einer Spielzeit jedoch noch heftiger bruchlandete.

Obwohl Werner Wert auf die Feststellung legt, dass Eltmann damals eher Opfer der Umstände als eigener Fehler geworden sei, habe diese Vergangenheit bei den aktuellen Überlegungen "natürlich eine Rolle" gespielt. "Es war eine Entscheidung der Vernunft", sagt er. In einer Sportart, die in der noch laufenden Saison bereits drei insolvente Erstligisten zu beklagen hat, ist das nichts, wofür man sich schämen müsste.

© SZ vom 01.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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