Volleyball:Negative Déjà-vus

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Sechs Satzbälle abgewehrt, trotzdem verloren und dennoch ein tröstliches Ende: Die Roten Raben Vilsbiburg erreichen trotz ihrer Niederlage gegen Wiesbaden die Playoff-Spiele um die Deutsche Meisterschaft.

Von Katrin Freiburghaus

Das Ende des ersten Satzes gegen Wiesbaden verriet alles, was es über die Saison von Vilsbiburgs Bundesliga-Volleyballerinnen zu wissen gibt: 18:24 lag das Team von Trainer Jonas Kronseder zurück. Die Spielerinnen wehrten sechs Satzbälle ab, kämpften sich aus aussichtsloser Position heran - und verloren den Durchgang trotzdem mit 26:28. Es war nicht die einzige Situation, die Kronseder am vergangenen Mittwochabend bekannt vorkam. Bei der 1:3-Niederlage gegen den Tabellennachbarn aus Hessen vermisste er erneut die Risiko-Bereitschaft, vor allem aber die mentale Präsenz seiner Mannschaft.

"In den kritischen Momenten waren zu wenige Spielerinnen richtig da", monierte er, und fügte hinzu: "Das hatten wir schon ein paar Mal in dieser Saison - und es betrifft die erfahrenen Spielerinnen." Von Angreiferin Keao Burdine oder Libera Saana Koljonen erwarte er, "dass sie das Zepter in die Hand nehmen". Doch stattdessen mühte sich Nationalspielerin Lena Stigrot nach Kräften. Die 22-Jährige war mit 15 Punkten Vilsbiburgs erfolgreichste Angreiferin und wertvollste Spielerin. Zwar freute Kronseder das für sie persönlich, dem Team stellt diese Ehrung indes ein zweifelhaftes Zeugnis aus. "Sie ist momentan die Beste bei uns, aber man kann nicht erwarten, dass die das alleine trägt", sagte er.

"Die Zeit ist knapp", sagt der scheidende Trainer Kronseder

Durch die Niederlage tauschten Vilsbiburg und der bisherige Sechste Wiesbaden die Plätze. Weil der Siebte Münster gegen Aachen verlor, qualifizierte sich Vilsbiburg dennoch vor dem letzten Spiel der Hauptrunde am kommenden Wochenende in Köpenick für die direkte Playoff-Teilnahme: Das Team ist nicht mehr vom sechsten Platz zu verdrängen; das ursprüngliche Saisonziel, Platz vier, wurde aber verfehlt.

Vor der Partie in Köpenick geht es Kronseder darum, die Form für die K.o.-Runde zu finden. "Die Zeit ist zu knapp, um bis Samstag noch groß etwas zu ändern, aber bis zu den Playoffs muss es besser sein", sagte er, weshalb er mit dem Team nochmal über die Situation sprechen werde.

Für Kronseder ist das Viertelfinale das letzte in Vilsbiburg. Er wird den Verein zum Saisonende verlassen, sein Nachfolger ist im Schweizer Timo Lippuner bereits gefunden. Der 36-Jährige kommt von Sm'Aesch Pfeffingen und steht durch gemeinsame Saisonvorbereitungen seit Jahren in Kontakt zu Geschäftsführer André Wehnert. "Es war für uns wichtig, schnell eine Lösung zu präsentieren, um in die Planung für die neue Saison einsteigen zu können", sagte Wehnert über die frühe Kommunikation der Personalie. Dass Lippuner für drei Jahre in Niederbayern unterschrieb, findet Wehnert nur konsequent. Er wünscht sich Kontinuität auf der Bank und bietet dafür Lippuner "Zeit, um sich als Trainer noch zu entwickeln". Die Schweiz sei "keine ausgewiesene Volleyballhochburg, aber Timos Motivation ist sehr groß." Es gebe zwar "keine Garantie, aber eine gute Voraussetzung für Erfolg". Den hätte er auch gerne nochmal mit dem alten Trainer.

© SZ vom 03.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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