Volleyball:Ein paar Häuser weiter

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Sonthofens Frauen wollen in der zweiten Liga wieder oben angreifen - helfen sollen namhafte Zugänge aus Lohhof. Das bedeutet für die Neuen keinen großen Mehraufwand: Zwei Mal pro Woche trainieren die Allgäuerinnen ohnehin in München.

Von Katrin Freiburghaus

Der Aufstieg komme als Saisonziel ja leider nicht in Frage, sagt Andreas Wilhelm, Teil des vierköpfigen Trainerteams bei Sonthofens Zweitliga-Volleyballerinnen. Man überlegt einen Moment lang, ob man sich womöglich gerade verhört hat. Nicht, dass es etwas Neues wäre, dass die sportlichen Ambitionen im Allgäu durch finanzielle und strukturelle Hürden gedeckelt sind: Für einen seriös budgetierten Gang in die erste Liga fehlen viel Geld und eine Halle. Vor dem Hintergrund der vergangenen Spielzeit, in der Sonthofen mit einer unerfahrenen Rumpftruppe nur denkbar knapp dem Abstieg entronnen war, ist Wilhelms Aussage allerdings trotzdem ziemlich bemerkenswert. Denn wer einen Aufstieg aus freien Stücken ablehnen will, muss zuvor erst einmal gefragt werden - und dafür muss er mindestens Tabellendritter werden.

Das neue Selbstbewusstsein in Sonthofen kommt kurz vor dem ersten Trainingslager in der Vorbereitung nicht von ungefähr. Die Liste der Zugänge liest sich eindrucksvoll: Neu im Kader stehen die ehemaligen Lohhoferinnen Carolin Strobl (ehemals Herrmann/Mittelblock), Tamara Zeller (Angriff) und Marion Mirtl (Libera), von der DJK München-Ost kommen Mittelblockerin Loraine Neumann (ehemals Henkel) und Außenangreiferin Sabrina Karnbaum. Zwischen dem neuen Personal und der teilweise zweitliga-unerfahrenen ersten Sechs der Vorsaison "liegen schon ein paar Hausnummern", sagt Sonthofens Kapitänin Veronika Kettenbach, die über eine Erstliga-Station in Hamburg einst ebenfalls indirekt aus Lohhof kam.

Aus Wilhelms Sicht ist der gebündelte Wechsel von der Münchner Konkurrenz nichts Ungewöhnliches, zumal sein Team zwei seiner drei wöchentlichen Einheiten ebenfalls in der Landeshauptstadt absolviert. "Es passiert oft, dass sich gute Spielerinnen in einem Verein scharen", sagt Wilhelm. In der vergangenen Saison sei das bei München-Ost der Fall gewesen, "und dieses Jahr sind wir halt dran". Finanzielle Aspekte schließt er für die Entscheidung der Spielerinnen aus: "Sie wissen einfach, dass wir hier ein schönes Umfeld haben - ich kann mir nicht vorstellen, dass wir mehr zahlen."

Zuletzt wurde mit Mühe und Zittern der Abstieg vermieden

Dass sich Sonthofen einen so großen Kader, in dem weiterhin auch Franca Blanz, Tanja Neyer, Nadja Roth und Theresa Müller stehen, überhaupt wieder leisten kann, liegt an der Sparsamkeit in der vergangenen Saison. Das Team hatte damit sportlich zwar nur mit Mühe den ersten Nicht-Abstiegsplatz erreicht und wochenlang zittern müssen, ob das wegen der Insolvenzen in der ersten Liga womöglich zu wenig gewesen sein könnte. "Aber es war von vornherein ein Problemjahr, in dem es finanziell einfach eng war", sagt Wilhelm, "es war eine Konsolidierungsphase, die nötig wurde, weil es in den Vorjahren immer wieder ein paar Verluste gab, die wir innerhalb dieser Saison aber komplett abgebaut haben."

Einen wesentlichen Beitrag zur schnellen Schließung der finanziellen Lücken leistete das heimische Publikum. Zuspielerin Kettenbach staunt noch heute ein bisschen darüber, "dass die Halle trotz unserer schlechten Tabellensituation immer voll war". Für die ab Mitte September mit dem Spiel gegen Erstliga-Absteiger Straubing beginnende Saison stellt sie den Zuschauern allerdings ein gänzlich anderes Programm in Aussicht: "Wir mussten uns ein Jahr lang gemeinsam durchbeißen, aber das wird ein ganz anderer Volleyball werden."

© SZ vom 11.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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