Unfallserie im Motorsport:20 Minuten Angst

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20 Minuten dauerte es, bis Carlos Sainz junior unter den schweren Plastikblöcken geborgen werden kann. (Foto: Ivan Sekretarev/AP)
  • Im dritten Training beim Großen Preis von Russland verunglückte Toro-Rosso-Fahrer Carlos Sainz junior.
  • Der Spanier blieb weitgehend unverletzt. Doch die Unfälle im Motorsport häuften sich an diesem Wochenende.
  • Bei der Motorrad-WM stürzte Alex de Angelis und verletzte sich schwer.

Von René Hofmann

Romain Grosjean hatte Glück. Carlos Sainz junior hatte Glück. Alex de Angelis hatte weniger Glück. Im Motorsport hat es am Wochenende eine Unfallserie gegeben, die auffällig ist - und Diskussionen auslöst.

Am Samstag verunglückte beim dritten Training der Formel 1 für den Großen Preis von Russland in Sotschi der Spanier Carlos Sainz junior. Der 21-Jährige, Sohn des zweimaligen Rallye-Weltmeisters Carlos Sainz, verlor auf dem Kurs, der durch den Olympia-Park der Winterspiele 2014 führt, in Kurve 13 die Kontrolle über seinen Rennwagen des Teams Toro Rosso. Nach Angaben von Teamchef Franz Tost hatte Sainz unmittelbar zuvor seine Bremseinstellungen verändert. Als er anschließend verzögerte, blockierten die Hinterräder und der Rennwagen geriet ins Schleudern.

20 Minuten bis zur Befreiung

Mit rund 200 km/h traf Sainz auf die Streckenbegrenzung, die an dieser Stelle aus TecPro-Barrieren besteht - 120 Kilo schwere Blöcke aus Plastik, die teils mit Luft und teils mit Schaum gefüllt sind und sehr viel Energie absorbieren können. Das Problem beim Unfall von Sainz: Sein Wagen rutschte unter die Blöcke. 20 Minuten dauerte es, bis die Helfer ihn befreit hatten. Und weil der Funk nicht mehr funktionierte, wusste niemand, wie es ihm ging.

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"Das war ein beängstigender Anblick", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Sebastian Vettel, einer der Sprecher der Fahrergewerkschaft, fand ebenfalls deutliche Worte: "Es war schockierend zu sehen, dass er so tief in der Bande steckte. Der Sinn der Barriere ist nicht, dass sie auf deinem Auto liegt, darüber müssen wir uns Gedanken machen." Künftig könnte es zur Vorschrift werden, dass die TecPro-Blöcke am Boden verankert werden.

Beim Einschlag wirkte eine Kraft von 46g auf Sainz. "Ich hatte Glück, dass mir nichts zugestoßen ist", sagte er. Die Qualifikation verfolgte er im Krankenhaus im TV. Am Sonntagmorgen prüften die Streckenärzte seinen Gesundheitszustand erneut - und erteilten die Rennfreigabe, die Sainz glücklich annahm. Sein Chef schickte ihn mit hohen Erwartungen in den Grand Prix. "Ich erwarte ein gutes Rennen von ihm. Er hat ja drei Sätze frische Reifen", so Teamchef Franz Tost. Carlos Sainz fuhr nahezu fehlerlos, bis er sechs Runden vor dem Ziel mit einem Bremsproblem ausschied, an der selben Stelle, an der er am Tag zuvor seinen Unfall hatte.

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Auffällig in dem Rennen war ein weiterer Unfall. In der zwölften Runde verlor der Franzose Romain Grosjean in Höhe des olympischen Eisstadions bei Tempo 250 die Kontrolle über seinen Lotus. Der 29-Jährige schlug ebenfalls hart in die TecPro-Barrieren ein. Was der Grund für den Unfall war, konnten weder der Fahrer noch sein Team gleich sagen.

Grosjean gab an, ihm sei kein Fehler unterlaufen - und zeigte sich fatalistisch. "Die TecPro-Barrieren haben gut funktioniert", rapportierte er im Stile eines Technikers. Auf die Frage, wie es ihm gehe, antwortete er: "Einen Marathon würde ich jetzt nicht gewinnen. Es tut schon ein bisschen weh." In der Formel 1 war es der dritte heftige Unfall binnen weniger Wochen, der glimpflich endete: Beim Großen Preis von Japan hatte sich der Russe Daniel Kwjat in der Qualifikation bei Tempo 270 überschlagen.

Schlechtere Nachrichten kommen aus der Motorrad-WM: Dort stürzte Alex de Angelis aus San Marino beim Training zum Japan-Grand-Prix am Samstag in Motegi schwer. Der 31-Jährige liegt in einem kritischen Zustand auf der Intensivstation eines Hospitals unweit der Rennstrecke. De Angelis hat sich eine Kopfverletzung, eine Lungenquetschung sowie fünf Wirbel- und drei Rippenbrüche zugezogen. "Wir werden ihn genau überwachen müssen, um sicherzustellen, dass er keine Atemprobleme oder Infektionen bekommt", so der behandelnde Arzt.

© SZ vom 12.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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