Turnen:"Abgesprochen"

Lesezeit: 1 min

Bei den Weltverbandswahlen scheitert der deutsche Sportdirektor Willam nicht nur mit seiner Bewerbung als Vizepräsident: Er fliegt gleich ganz aus der Exekutive.

Riesenenttäuschung für den Deutschen Turner-Bund bei den Wahlen um die Spitzenämter im Weltverband FIG: DTB-Sportdirektor Wolfgang Willam scheiterte am Mittwoch wie schon vor vier Jahren mit seiner Kandidatur um den Posten als FIG-Vizepräsident und verlor beim Wahlkongress in Tokio sogar seinen Platz in der Exekutive des Turn-Weltverbandes.

"Die asiatischen und amerikanischen Turnverbände haben ihre Wahlentscheidungen komplett abgesprochen, und Europa ist total zersplittert aufgetreten. Es ist eine große Enttäuschung für uns, denn Wolfgang Willam hat in den zurückliegenden Jahren eine sehr umsichtige Arbeit für den Weltverband geleistet", sagte DTB-Ehrenpräsident Rainer Brechtken. "Es ist bitter, aber Europa ist derzeit führungslos", fügte Brechtken mit Blick auf die Uneinigkeit der nationalen Turnverbände hinzu.

Der Präsident des Europäischen Turnverbandes UEG, der Franzose Georges Guelzec, hatte sich ganz auf seine Kandidatur um das Präsidentenamt konzentriert. Er war aber mit nur 19 Stimmen chancenlos gegen den Japaner Morinari Watanabe, der mit 100 Stimmen die Nachfolge des nicht mehr kandidierenden Bruno Grandi antrat. Der Italiener hatte die FIG 20 Jahre lang geführt.

Watanabe, der 57 Jahre alte Generalsekretär des japanischen Turnverbandes, tritt das Präsidentenamt am 1. Januar 2017 an. Er ist der insgesamt neunte Präsident seit Gründung der FIG im Jahr 1881. "Es ist Zeit für eine Erneuerung des Turnens. Diese Botschaft senden wir heute an die Welt", erklärte Watanabe.

Der Wahl für die drei Posten als Vizepräsidenten stellten sich neben Willam sechs weitere Kandidaten. Wiedergewählt wurde im ersten Wahlgang der Russe Wassili Titow (68 Stimmen). Neue Vizepräsidenten sind die fünfmalige Turn-Olympiasiegerin Nelli Kim (Weißrussland/64 Stimmen) und der Chinese Luo Chaoyi (50). Willam erreichte zwar den zweiten Wahlgang, erhielt dort aber nur 35 Stimmen - so wenige wie kein anderer der verbliebenen vier Kandidaten.

Noch enttäuschender war für den 60-Jährigen das Abstimmungsverhalten bei der Wahl der Exekutive. Aufgrund von Absprachen zwischen den Turnverbänden Asiens und Amerikas wurden unter anderen Kandidaten aus Katar, Syrien, Südkorea und den USA in das Führungsgremium gewählt. Willam scheiterte mit nur 36 von 118 möglichen Stimmen.

© SZ vom 20.10.2016 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: