Tennis:Zeit zum Genießen

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"Es ist wunderschön, den Pokal endlich mal vor heimischem Publikum überreicht zu bekommen." - Julia Görges, die auch in Regensburg lebt, hielt die Meisterrede. (Foto: Dean Lewins/dpa)

Die um Julia Görges gebaute Regensburger Bundesliga-Mannschaft wird zum dritten Mal in Serie deutscher Meister. Wie es mit dem Team in der kommenden Saison weitergeht, ist dennoch offen.

Von Matthias Schmid

Der Vorabend ließ nichts Gutes erahnen für die Regensburger Tennisfrauen, als sie sich nach einer gemeinsamen Einheit im Klubrestaurant versammelten. Der Regen hämmerte nach dem Training so stark auf die Tennisanlage des TC Rot-Blau an der Dürerstraße herab, als hätten sich die Tropfen in Steine verwandelt. "Das war brutal", erzählte Michael Geserer am Sonntag. Der Teammanager der Regensburger Bundesligamannschaft lächelte. Alles hatte sich zum Positiven gewendet. Die Sonne schien, es waren viele Zuschauer gekommen und auch seine Mannschaft hatte die Partie am letzten Spieltag als Gesamtsieger beendet. "Es war ein toller Tennistag", stellte Geserer genüsslich fest. Denn mit dem 8:1-Sieg gegen Ludwigshafen hatte Regensburg den Titel verteidigt, es ist die dritte deutsche Meisterschaft für die Oberpfälzer nacheinander. "Es ist wunderschön, den Pokal endlich mal vor heimischem Publikum überreicht zu bekommen", schwärmte Julia Görges in ihrer Rede auf dem Platz.

"Die Spielerinnen genießen die familiäre Atmosphäre", sagt Teammanager Geserer

Die Weltklassespielerin gehört seit dem Erstligaaufstieg vor vier Jahren zum Regensburger Team. Dass der Klub nun dreimal in Serie die Runde als Klassenbester beenden würde, damit hatte bei der Premierensaison 2015 niemand gerechnet. "Das kann man nicht planen", sagt Geserer, "weil es im Mannschaftstennis so viele Unwägbarkeiten gibt."

Aber dem persönlichen Trainer von Julia Görges scheint es jedes Jahr zu gelingen, Spielerinnen zu finden, die gerne auch in der Mannschaft auflaufen. Obwohl in dieser Woche die Rasensaison beginnt, hat er auch gegen Ludwigshafen ein spielstarkes Team aufbieten können. Neben Görges traten unter anderem die lettische Top-20-Spielerin Anastasia Sevastova und die Schwedin Johanna Larsson an, die vor kurzem das WTA-Turnier in Nürnberg gewonnen hat. "Die Spielerinnen genießen die familiäre Atmosphäre", sagt Geserer. Aber es ist natürlich nicht nur das italienische Essen im Klubrestaurant, das sie nach Regensburg lockt. Sie werden auch ordentlich entlohnt und können zudem gegen starke Gegnerinnen Selbstvertrauen für die Spiele auf der Tour holen.

Gegen Ludwigshafen stand der Sieg und die damit verbundene Meisterschaft schon nach den Einzeln fest. Uneinholbar mit 6:0 führte Regensburg, Julia Görges brauchte für ihren Sieg im Spitzeneinzel gegen Olga Ianchuk aus der Ukraine etwas länger, erst im Match-Tiebrak des dritten Satz machte sie den letzten Punkt. Görges, die auch in Regensburg lebt, wird bis Mittwoch in der Stadt bleiben, um mit Geserer an ihrem Spiel zu feilen. Danach reisen sie gemeinsam nach Halle, wo sie sich unter anderem mit einem Schaukampf gegen Tommy Haas für die Rasensaison präpariert. "Es immer etwas Besonderes, mit Regensburg Meister zu werden", sagte die 29-Jährige am Sonntag. Und nach dem ersten Spieltag war es auch nicht abzusehen gewesen, dass die Saison mit einer großen Feier endet. Die Mannschaft hatte ohne Görges in Hannover verloren. Es war die erste Niederlage nach zwei makellosen Spielzeiten. "Wir hatten diesmal eine schwere Saison", gab Geserer zu. Erst der klare 9:0-Sieg am Freitag gegen den TC Blau-Weiß Aachen brachte den Regensburgerinnen die Tabellenführung vor den punktgleichen TC Rüppurr Karlsruhe ein.

Wie es in der nächsten Saison weitergeht, daran hat Geserer nach eigenen Angaben noch keinen Gedanken verschwendet. "Jetzt gilt es erst einmal, diesen Erfolg zu genießen", sagt er. Am Sonntag erreichte ihn noch eine weitere frohe Kunde: Die Tschechin Barbora Krejcikova hatte in Roland Gaross bei den French Open den Titel im Doppel an der Seite von Katerina Siniakova gewonnen und ihren ersten Grand-Slam-Turniersieg gefeiert. "Das freut mich sehr für sie", sagt der frühere Weltranglistenspieler. Krejcikova steht auf der Regensburger Meldeliste. Ob sie und die übrigen erfolgreichen Spielerinnen um Julia Görges auch im nächsten Sommer für den TC Rot-Blau Regensburg auflaufen werden, dazu sagte Geserer nichts.

© SZ vom 11.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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