Tennis:Weiter verknotet

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Andrea Petkovic verliert deutlich gegen Belinda Bencic. Die kriselnde Deutsche agiert gegen die Schweizerin zu eindimensional.

Von Jürgen Schmieder, New York

Am Ende des ersten Satzes wusste Andrea Petkovic natürlich, warum sie ihn verloren hatte. Sie wedelte wütend mit ihrem Schläger und verscheuchte dabei mindestens 100 Fliegen, dann klopfte sie auf die Saiten, die offensichtlich viel zu weich gespannt waren und zahlreiche Bälle neben das Spielfeld schickten. Sie wechselte das Arbeitsgerät, verlor jedoch 3:6, 2:6 gegen Belinda Bencic (Schweiz).

Petkovic agiert viel zu eindimensional

Petkovic, 28, hatte vor der Partie auch über spielerische Fortschritte gesprochen, denen nun nur noch die Ergebnisse folgen müssten. Gegen Bencic allerdings agierte sie eindimensional, sie variierte das Tempo nur selten und nutzte kaum die Winkel auf dem Spielfeld - am Ende leistete sich mehr als drei Mal so viele Fehler (49), wie sie Gewinnschläge (14) schaffte. Weil auch Bencic den Ball häufig ins Aus oder ins Netz schlug, war bereits nach wenigen Ballwechseln absehbar, dass nicht die bessere Spielerin diese Partie gewinnen, sondern die schlechtere sie verlieren würde. Das war Petkovic. "Ich werde in entscheidenden Situationen noch immer hektisch und mache blöde Fehler", sagte sie danach: "Natürlich zweifeln nun viele Menschen an mir, doch ich bin völlig ruhig und weiß, dass ich bald viele Leute überraschen werde."

Eine negative Überraschung verhinderte Angelique Kerber. Die Nummer zwei der Welt bezwang Mirjana Lucic-Baroni nach hartem Kampf mit 6:2, 7:6 (7)

. Eine positive Überraschung gelang Carina Witthöft gegen Julia Putinzewa. Sie brauchte allerdings viel länger als nötig, um diesen Knoten zu lösen. Sie spielte lange souverän und führte bereits 6:1, 5:2, vergab dann jedoch drei Matchbälle und verlor noch den zweiten Durchgang. Sie schimpfte kurz, dann wischte sie sich ein paar Tränen aus dem Gesicht und teilte ihrem Begleiter auf der Tribüne mit, er möge doch nun bitteschön die Klappe halten. Sie beruhigte sich und sorgte dafür, dass ihre Gegnerin ihr Arbeitsgerät bis zur Unbrauchbarkeit auf den Boden prügelte. Witthöft spielte die Bälle ins Feld und wartete geduldig auf Fehler von Putinzewa. Die kamen zwar spät, aber sie kamen.

Nach fast drei Stunden Spielzeit hatte Witthöft mit 6:1, 6:7 (1), 6:1 gewonnen und trifft am Freitag auf Roberta Vinci, die im vergangenen Jahr nach ihrem Erfolg über Serena Williams das Finale erreicht hatte. Zuvor wird Witthöft noch im Doppel antreten - mit Putinzewa, die sie gerade besiegt hatte. Ein Blick in deren Tasche verriet: Sie hat genug Schläger dabei, um antreten zu können.

© SZ vom 01.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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