Tennis:Vier Kilo leichter

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Andrea Petkovic, die zuletzt unter einer schlimmen Lebensmittelvergiftung litt, tritt beim WTA-Turnier in Nürnberg an - und trifft dort auf viele deutsche Konkurrentinnen. Es fehlt jedoch eine internationale Top-Spielerin.

Von David Weber

Am Freitag ist Barbara Rittner in Stuttgart losgefahren, mit im Auto saßen Katharina Gerlach und Lena Rüffer, zwei Talente aus dem deutschen C-Kader. 210 Kilometer sind es nach Nürnberg, sagte der Routenplaner, und Rittner, die anscheinend zügig unterwegs war, findet es "nett, wenn man in anderthalb Stunden zu einem Turnier fahren kann". Heimturniere, sagt die Kapitänin des deutschen Fed-Cup-Teams, "sind immer etwas Besonderes". Besonders zeitersparend, weil man schnell da ist. Besonders praktisch, weil man auch schnell wieder woanders ist, zum Beispiel in Paris. Und, das gilt vor allem für dieses Jahr: besonders erfolgsversprechend für die deutschen Nationalspielerinnen.

Der Nürnberger Versicherungscup, der an diesem Samstag für Gerlach, 17, und Rüffel, 16, mit der Qualifikation beginnt, ist stark besetzt, das heißt: stark und deutsch. Nationale Meisterschaften im Freien gibt es seit fast zwanzig Jahren nicht mehr, aber die dritte Auflage des mit 250 000 US-Dollar dotierten Nürnberger WTA-Turniers ist fast so etwas in der Art. Andrea Petkovic ist dabei, die Neunte der Weltrangliste, Angelique Kerber (11.) und Sabine Lisicki (22.), auch Carina Witthöft, die sich auf Rang 56 gespielt hat, dazu Annika Beck (85.), Anna-Lena Friedsam (104.) und Antonia Lottner (337.). Die Organisatoren um Sandra Reichel hoffen auf eine deutsche Siegerin. "Man hat in Stuttgart gesehen, dass die tollste Stimmung war, wenn Angelique Kerber gespielt hat", sagt Rittner, die als Turnierbotschafterin auftritt, "da sind die Zuschauer am emotionalsten." Noch größer wäre der Effekt eines deutschen Sieges, wenn im Finale eine internationale Topspielerin bezwungen würde. So eine fehlt allerdings; die Italienerinnen Roberta Vinci (44.) und Karin Knapp (51.) sowie Anna Karolina Schmiedlova (Slowakei, 47.) sind am besten gelistet. "Aber Scharapowa und Williams kommen nicht nach Nürnberg, und man darf das Feld nicht unterschätzen. Sie hatten ja in den vergangenen beiden Jahren ein unglaubliches Händchen", sagt Rittner. Simona Halep (Rumänien) gewann hier 2013 ihr erstes WTA-Turnier, mittlerweile ist sie Zweite der Weltrangliste. Eugenie Bouchard aus Kanada, die 2014 gewann, ist jetzt auf Rang sechs. Vielleicht überrascht dieses Mal ja Schmiedlova, 21, die sich seit Jahresbeginn um 27 Plätze verbessert hat und in Katowice (Polen) gewann.

Rittner wünscht sich gar keine stärkere Konkurrenz, sie findet es "wunderbar, dass sie gute Chancen haben". Sie, das dürften insbesondere Kerber und Petkovic sein. Kerber hat im Frühling schon zwei Turniere gewonnen, sei aber jüngst in Madrid und Rom erschöpft gewesen. Petkovic trainiere wieder voll, sie freue sich auf das Turnier. In Madrid gab Petkovic zuletzt auf, in Stuttgart und in Rom sagte sie ab, alles wegen einer "schlimmen Lebensmittelvergiftung", die sie laut Rittner vier Kilo gekostet hat.

Nürnberg, das ist wieder die letzte Etappe vor den French Open, wo die beiden, glaubt Rittner, "an einem guten Tag jede schlagen können". Es ist die letzte Gelegenheit, sich dieses Potenzials zu vergewissern. Und für alle anderen wieder die Gelegenheit, den Weg in die Weltspitze zu beschleunigen.

© SZ vom 16.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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