Tennis:Probleme bei der Einreise

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Tennis-Bundesligist TC Bruckmühl-Feldkirchen dachte, er holt sich einen Spieler, der den Unterschied ausmacht. Doch dann verschätzte sich der Brasilianer mit seiner Arbeitserlaubnis, musste zurückreisen - und Bruckmühl ist jetzt Absteiger.

Von Matthias Schmid

Rogerio Dutra Silva entschuldigte sich hinterher mehrmals. Der Fauxpas bei der Einreise war ihm selbst am unangenehmsten. Er wolle wiederkommen, um im nächsten Jahr den Fehler gutzumachen, kündigte der brasilianische Tennisprofi in verschiedenen Kurzmitteilungen an Bernhard Gleissner an. Doch im Moment weiß nicht einmal der Teammanager des Bundesligisten TC Bruckmühl-Feldkirchen, ob es ein nächstes Mal überhaupt geben wird. Die Mannschaft aus dem Landkreis Rosenheim ist am letzten Spieltag am vergangenen Wochenende aus der Tennis-Bundesliga abgestiegen. Sie hatte in der letzten Saisonpartie gegen Rot-Weiß Köln nur 3:3 gespielt, ein 5:1-Sieg wäre nötig gewesen, um noch vom vorletzten Platz am direkten Konkurrenten vorbeizuziehen. "Wir wollen jetzt erstmal eine Auszeit nehmen, Abstand gewinnen", sagt Gleissner.

Die Saison war anstrengend und voller Überraschungen. Die negativste war dabei die Sache mit Dutra Silva. "Die hat uns das Genick gebrochen und ist mitentscheidend dafür, dass wir den Klassenverbleib verpasst haben", meint Gleissner. Der 32 Jahre alter Brasilianer war als Nummer eins in drei Spielen vorgesehen, er sollte gegen die vermeintlich gleichstarken Mannschaften den Unterschied bringen. "Rogerio war damals noch die Nummer 85 der Welt und hätte uns enorm verstärkt, weil die Mitspieler dann eine Position nach hinten gerutscht wären", sagt Gleissner.

Doch Dutra Silva hatte bei seiner Saisonplanung nicht bedacht, dass er sich als Nicht-EU-Bürger nur 90 Tage innerhalb eines halben Jahres im Schengen-Raum aufhalten darf. Als er in Frankfurt gelandet war, um kurz darauf das ATP-Turnier in Kitzbühel zu spielen, erfuhr er, dass er sein Kontingent bis auf sechs Tage schon aufgebraucht hatte. Viel zu wenig also, um nach dem Wettbewerb in den österreichischen Alpen anschließend den Brückmühlern zum Klassenverbleib verhelfen zu können. "Er hatte mir damals gleich das Schreiben vom Zoll geschickt", erzählt Gleissner. Die Bruckmühler Verantwortlichen suchten juristischen Beistand. Sie wollten schließlich nichts unversucht lassen. Doch die bestehenden Gesetze ließen wenig Spielraum. Dutra Silva hätten empfindliche Strafen gedroht, wenn er seine Aufenthaltsdauer im Schengen-Raum beliebig verlängert hätte.

Manager Gleissner gibt Dutra Silvas Berater eine Mitschuld

Auch eine kreative Lösung stand kurz zur Debatte. "Aber die wollten wir dem Spieler dann doch nicht antun, weil er dann ganz allein weit weg in einem Hotelzimmer gehockt wäre", sagt Gleissner. Sie hatten sich überlegt, Dutra Silva immer nur am Spieltag aus einem Nicht-Schengen-Land einfliegen zu lassen. Kroatien wäre da infrage gekommen. Bruckmühl verzichtete letztlich darauf, und Dutra Silva flog wieder zurück in seine Heimat, anstatt in Deutschland Tennis zu spielen. Bruckmühl musste schnell Ersatz für ihn finden. Das ging gründlich schief, der Klub gewann nur eines der drei vorentscheidenden Spiele um den Klassenverbleib. "Das war Ultrapech für uns, dass Rogerio nicht einreisen durfte", sagt Gleissner und gibt dessen Berater eine Mitschuld, weil dieser nicht auf die Frist geachtet hatte.

Es gibt nun natürlich die Möglichkeit, dass die Bruckmühler ein Startrecht in der Bundesliga auf anderem Wege erhalten können, zum Beispiel, wenn Klubs aus der zweiten Liga nicht aufsteigen wollen oder Bundesligavereine ihre Mannschaften zurückziehen. "Das kommt eigentlich jedes Jahr vor", betont Bernhard Gleissner. Bis Ende September bleibt den Klubs nun Zeit darüber zu befinden, in welcher Liga sie spielen wollen. Auch die Bruckmühler wollen im Moment nichts ausschließen. "Wir werden uns nach einer Pause in Ruhe mit allen Beteiligten an den Tisch setzen", sagt Bernhard Gleissner. Rogerio Dutra Silva fragt derweil wöchentlich, ob sie mit ihm planen werden.

© SZ vom 19.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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