Tennis:Immer besser

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Der 1. FC Nürnberg ist mit Spielern aus der Region aus der Bundesliga abgestiegen - dennoch hofft er noch auf den Verbleib in der ersten Liga, weil Blau-Weiß Neuss finanzielle Probleme hat und als Wackelkandidat gilt.

Von Matthias Schmid

Es war nicht despektierlich von Jürgen Melzer gemeint, als er kundtat, dass er von Matthias Wunner nie zuvor gehört habe. "Aber er hat eine gute Vorhand", schob der zweifache Grand-Slam-Turniergewinner dann noch lobend hinterher, als er den Nürnberger erst mit 10:8 im Match-Tiebreak des dritten Satzes besiegen konnte. Auch wenn Melzer nicht mehr zu den besten zehn Spielern des Planeten gehört, kennt er die meisten Profis nicht, die jenseits von Rang 700 in der Weltrangliste gelistet werden. So wie im Fall des Österreichers, der in der deutschen Tennis-Bundesliga für den HTC Blau-Weiß Krefeld aufschlägt, ging es auch vielen anderen Konkurrenten - die Mannschaft des 1. FC Nürnberg war in der ersten Liga für die meisten Teams die große Unbekannte. "Wir haben uns aber sehr positiv verkauft", findet der FCN-Teamchef Günter Ganser, der die Spieler auch trainiert.

Wunner, Härteis, Uhlig: "Alle sind an ihren Aufgaben gewachsen."

Vor dem letzten Spieltag an diesem Sonntag - Nürnberg hat spielfrei - steht fest, dass die Franken nach einem Jahr in der Beletage des deutschen Mannschaftstennis absteigen müssen. Der 4:2-Sieg am vergangenen Wochenende gegen den Gladbacher HTC konnte daran nichts mehr ändern. "Er kommt leider zu spät", sagt Ganser: "Wir waren aber nah dran und haben in keiner Partie Prügel bezogen."

Diese Feststellung ist dem Cheftrainer wichtig. Es hatte ja im Umfeld vor Saisonbeginn die Befürchtung gegeben, dass die Spieler überfordert sein könnten. Die Nürnberger waren die einzige Mannschaft in der Liga, die konsequent mit zwei oder drei deutschen Spielern aus der Region gespielt hat. Darauf stellten sich die Konkurrenten ein und boten jeweils ihre besten Formationen gegen Nürnberg auf. So spielte Düsseldorf mit drei Top-50-Spielern. "Wir wollten an unserer Philosophie festhalten, obwohl wir wussten, dass unsere jungen Spieler über sich hinauswachsen müssen", sagt Ganser. Die erste Liga kam wohl zu früh, doch niemand wollte sie sich entgehen lassen. "Nur so kann sich jeder einzelne von uns verbessern", sagt Wunner, der zwei Einzel in dieser Saison gewinnen konnte.

Fördern durch fordern - so nennen die Verantwortlichen des FCN ihr Nachwuchskonzept. "Wir wollen die Jungs auf dem Weg zum gestandenen Profi bestmöglich unterstützen", sagt Ganser. Und das Konzept scheint aufzugehen, neben Matthias Wunner hätten sich auch Johannes Härteis und Daniel Uhlig in der sechs Wochen währenden Saison gesteigert, sagt Ganser. "Sie sind alle an ihren Aufgaben gewachsen."

Alle drei werden auch in der zweiten Liga weiter für Nürnberg auflaufen. Das steht schon fest. FCN-Manager Franz-Josef Wich hatte bereits vor der Erstligarunde die Verträge so ausgestaltet, dass der Klub nach dem Abstieg nicht vor einem kompletten Neubeginn steht und in der hochwertigen zweiten Liga wieder vorne mitspielen kann. Zudem liebäugelt Ganser damit, in Maximilian Marterer vom Zweitligisten Uttenreuth einen weiteren Spieler aus der Region zum FCN locken zu können.

"Zu Saisonbeginn war der Respekt noch zu groß."

Sie alle arbeiten mit Vehemenz daran, auch in der nächsten Saison hochklassiges Tennis am Valznerweiher anbieten zu können. Dabei war in der kleinen Zweitligaszene schon kolportiert worden, dass sich die Nürnberger möglicherweise in die Regionalliga zurückziehen würden. Ganser muss lächeln, als er davon hört. "Da ist absolut nichts dran", entgegnet der Tennislehrer. Er hofft vielmehr darauf, dass sie weiter in der ersten Liga bleiben können. Blau-Weiß Neuss gilt als Wackelkandidat, da der Verein schon in dieser Runde Schwierigkeiten hatte, seinen veranschlagten Etat decken zu können. "Wir haben da noch ein paar Baustellen zu beackern", sagt der Neusser Präsident Abraam Savvidis.

Die nächsten Wochen werden zeigen, in welcher Liga Nürnberg künftig spielt. Matthias Wunner sehnt die erste Liga herbei. Denn der 22-Jährige hat gemerkt, dass er mit den Spielern wie Jürgen Melzer, die er bisher nur aus dem Fernsehen kannte, mithalten, ja sie sogar schlagen kann. "Zu Saisonbeginn war der Respekt noch zu groß", gibt der Weltranglisten-733. zu. Gleichzeitig deckten die Partien gegen die Weltklassespieler aber auch schonungslos die Defizite auf. Günter Ganser sagt: "Sie alle wissen jetzt, woran sie noch intensiv arbeiten müssen."

© SZ vom 13.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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