Tennis:Gerne Chauffeur

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Tommy Haas bekräftigt, dass er nun aber wirklich aufhört mit der Profi-Karriere. Künftig kümmert er sich um das Turnier in Indian Wells - und kocht das Essen für seine Kinder.

Von Jürgen Schmieder

Es sind diese Sachen, die man eben so sagt, wenn man ins Plaudern kommt. In der vergangenen Woche saß Tommy Haas in seinem Büro auf der Tennisanlage in Indian Wells, auf dem Tisch lag das Buch " Solve for Happy" des Google-Ingenieurs Mo Gawdat - eine sehr unterhaltsame Anleitung zum Glücklichsein. Haas sprach über seine Rolle als Turnierdirektor, über seine Kinder, über ein künftiges Match gegen John McEnroe auf der sogenannten Champions Tour. Dann sagte er: "Es ist eigentlich vorbei. Ich denke nicht, dass ich noch mal irgendwo auftauchen werde auf der Tour."

Seit Donnerstagabend steht fest, dass es tatsächlich vorbei ist. "Ich schätze mich sehr glücklich, dass ich mehr als zwei Jahrzehnte meines Lebens professionell Tennis spielen konnte", verkündete Haas auf dem Centercourt. In einem Einspieler meldeten sich viele Weggefährten zu Wort, rühmten den "großen Wettkämpfer" (James Blake) mit der "herausragenden Rückhand" (Jim Courier). Sein Freund Roger Federer sagte: "Er hat sich entschieden, sich auf das nächste Level zu begeben." Also aufzuhören. Endgültig.

Zuletzt hatte es einige Irritationen um Haas, 39, und sein Karriereende gegeben. Mitte Februar verschickte sein Management eine kuriose Mitteilung. Die Überschrift lautete: "Klarstellung zum Karriereende von Tommy Haas". Es war eine Art Rücktritt vom Rücktritt. Haas, so hieß es, habe in einem Interview mit der kalifornischen Zeitung Desert Sun "keinen offiziellen Rücktritt erklärt". Er war dort zitiert worden mit dem Satz: "Das letzte Match, das ich auf der Tour gewonnen habe, ist gegen Roger Federer gewesen." Nun bleibt es doch dabei.

Den Tennisprofi hat Haas im Grunde schon länger hinter sich gelassen. Auf seiner Visitenkarte steht mittlerweile " Turnierdirektor von Indian Wells", bei den Australian Open hätte dort auch " Berater des Profis Lucas Pouille" stehen können - vor allem aber müsste da stehen: " Vater". "Ich kümmere mich um die Kinder, mache Frühstück, fahre sie in die Schule, danach zu Ballett, Gymnastik, Tennis - was im Verkehr von Los Angeles auch mal dauern kann. Danach koche ich Abendessen und bringe sie ins Bett. Plötzlich ist es halb neun, und ich denke: Jetzt habe ich heute gar nichts gemacht. Man wird ja auch ein bisschen faul." Er sagte das mit der Gelassenheit eines Menschen, der tatsächlich lieber Tochter-Chauffeur ist als Tennisprofi.

Tommy Haas wirkte äußerst entspannt in seinem Büro. Die Tennistasche lag in Sichtweite, sah aber nicht so aus, als würde sie mehrmals täglich benutzt. "Ein befreundeter Arzt hat mir gesagt: ,Das beste Gefühl ist es, morgens aufzustehen und nichts zu spüren'", sagte Haas, der in seiner Karriere häufig verletzt war: "Ich spüre gerade sehr wenig - was gut ist."

© SZ vom 17.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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