Sportpolitik:Mit Lahm als Helfer

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Durch die Deutsche Sportlotterie sollten Spitzenathleten für Olympia gefördert werden. Weil das Glücksspiel zu kompliziert war, wird es nun vereinfacht. Außerdem soll ein bekannter Fußballer der Lotterie zu mehr Bekanntheit verhelfen.

Von Christopher Gerards, München

Philipp Lahm spricht über "Existenzängste", über "Sorgen". Er spricht über Dinge, die er als Fußballprofi nicht kennt. Er wisse, dass er "in einer privilegierten Position sei", fügt er an, aber er weiß auch, dass sich außerhalb des Fußballs nur in wenigen Sportarten viel Geld verdienen lässt. Deshalb ist er hier, in einem Münchner Restaurant. Lahm, der Fußballer, will dabei helfen, dass andere Sportler mehr Geld bekommen.

Die Deutsche Sportlotterie hat am Dienstag vorgestellt, wie sie künftig sein möchte; Lahm ist neuerdings Gesellschafter und eine Art Gesicht des Projekts, das früher der Diskuswerfer Robert Harting repräsentiert hat. Kurz zur Erinnerung: Die Sportlotterie ist ein Projekt, von dem Deutschlands Spitzensportler profitieren sollen; im Februar 2015 startete sie. 200 Millionen Euro sollten mittelfristig eingenommen werden, ein Teil sollte an Leistungssportler gehen, das war der Plan. Doch bislang werden lediglich zehn Sportler gefördert, mit 500 Euro pro Monat. Darunter die Olympiasieger Sebastian Brendel (Kanu) und Kira Walkenhorst (Beachvolleyball)

. Das Produkt sei früher "zu kompliziert" gewesen - diesen Satz hat Geschäftsführer Heinz-Georg Sundermann am Dienstag gesagt. Deshalb sei die Spielformel nun einfacher. Musste man früher eine Sommer- und Wintersportart wählen, dazu eine Farbe aus dem olympischen Medaillensatz und die Farben der olympischen Ringe ordnen - so geht das jetzt über eine Zahlenlotterie. Zudem wird der wöchentliche Hauptgewinn verdoppelt, auf eine Million Euro. Dass eine Lotterie erfolgreich sein kann, um Sportler zu unterstützen, zeigt das Beispiel Großbritanniens. Nach Angaben von Sundermann kamen seit 1997 5,8 Milliarden Euro zusammen, 1300 Athleten seien bislang gefördert geworden. Die Zahl der britischen Olympiamedaillen stieg rapide, auf 67 in Rio 2016. "Wenn wir in zwei Jahren 100 Millionen Euro haben, ist das ein sehr, sehr gutes Ergebnis", sagte Sundermann. 30 Prozent der Erlöse sollen an die Sportler gehen, und zwar direkt. Einer, der schon davon profitiert, ist der Kanute Brendel. Er müsse sich nun "weniger Gedanken machen, wo das Geld her kommt", sagte er. Der hauptberufliche Bundespolizist zahlt von dem Geld Trainingslager, Materialkosten und Rechnungen.

Allerdings kämpft das Projekt mit einem Problem: Die Lotterie ist zur Zeit nur im Internet und in Verkaufsstellen von Lotto Hessen zu finden, deren Chef Sundermann ebenfalls ist. Das limitiert den Umsatz. Acht Lottogesellschaften aus den Bundesländern kooperieren dagegen mit dem Deutschen Olympischen Sportbund; im Juli haben sie bei der Glücksspirale eine Zusatzauslosung gestartet - die Erträge fließen ebenfalls in die Sportförderung.

An dieser Stelle soll nun Lahm helfen. Er forderte die Landeslotteriegesellschaften auf, die Sportlotterie zu unterstützen. "Wenn man deutschlandweit präsent sein will, müssen andere Länder dazukommen. Das wird entscheidend sein", sagte er. Sundermann ergänzte, dass er zwei Zusagen von Lottogesellschaften habe, die ab Mitte 2017 mitmachen wollten. "Einen langen Atem", versprach er noch. Es klang, als spräche er sich selbst Mut zu.

© SZ vom 16.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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