Sportpolitik:Krisentreffen in Berlin

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Nach einem Spitzengespräch mit Vertretern von Fach- und Landesverbänden betont der Deutsche Olympische Sportbund seine Führungsrolle.

Nach den zuletzt heftigen Auseinandersetzungen versucht der deutsche Sport nun nach außen hin den Anschein von Einigkeit zu erwecken. In Berlin trafen sich am Mittwoch die Spitzen des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Präsident Alfons Hörmann und Vorstandschef Michael Vesper, mit den Sprechern der Spitzenverbände und der Landessportbünde, Siegfried Kaidel und Andreas Silbersack, zu einem Krisengipfel. Danach hieß es, die zuletzt entstandenen Missverständnisse seien ausgeräumt worden. Anlass des Streits waren das Verhalten und die Haltung der Beteiligten in der angedachten Strukturreform des Spitzensports.

In der vergangenen Woche waren Mail-Inhalte öffentlich geworden, in denen Hörmann wegen eines geplanten Treffens mehrerer Funktionäre mit dem zuständigen Abteilungsleiter des Bundesinnenministeriums von neuen "Allianzen" und "hinterhältigen Spielchen" sprach. Dabei soll Hörmann sogar die Vertrauensfrage gestellt haben. Der angegriffene Kaidel wies die Vorwürfe als absurd zurück und erklärte, er unterliege nicht der Inquisition. Nach dem Vierer-Gespräch in Berlin hieß es nun in einer Mitteilung, der Sport könne nur Erfolg haben, wenn er "unter Führung des DOSB" geschlossen seine Positionen entwickele und vertrete. Die geplante Neuordnung dürfte jedoch bald wieder für Aufregung sorgen. Am Mittwoch kam es in Berlin auch zum Treffen des sogenannten Beratungsgremiums, dem unter anderem Minister Thomas de Maizière (CDU), Hörmann sowie weitere Vertreter des Ministeriums und des Sports angehören. Ein grobes Reform-Konzept steht zwar. Demnach soll es künftig ein mehrstufiges Verfahren geben, das die einzelnen Disziplinen in drei verschiedene und unterschiedlich stark zu fördernde Gruppen einteilt - von Kandidaten mit klarem Medaillenpotenzial bis zu Kandidaten nahezu ohne Erfolgspotenzial. Finale Entscheidungen fallen aber erst beim nächsten Treffen der Runde, das für September geplant ist. Zentraler Knackpunkt ist dem Vernehmen nach noch immer, wer in dem Verfahren das letzte Wort hat und ob der Minister den organisierten Sport im Zweifel überstimmen kann. DOSB-Präsident Hörmann ist sich dabei bewusst, dass es im organisierten Sport in jedem Fall weiter Unruhe gibt. "Dass es an der einen oder anderen Stelle Gegenwind gibt, ist klar, weil es bei einigen Verbänden ans Eingemachte gehen wird", sagte er der Sport Bild.

© SZ vom 07.07.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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