Sportpolitik:Attacke gegen IOC-Chef Bach

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Marius Vizer, Präsident der Vereinigung aller Sport-Weltverbände, hat harte Kritik an IOC-Präsident Bach und dessen Agenda 2020 geübt.

Von Thomas Kistner, München

Der Haussegen hängt mächtig schief auf höchster Sportebene, das Internationale Olympische Komitee (IOC) wird scharf kritisiert. "Das IOC-System ist abgelaufen, veraltet, falsch, unfair und überhaupt nicht transparent", wetterte SportAccord-Präsident Marius Vizer bei der Eröffnung der Generalversammlung seiner Organisation am Montag in Sotschi. In SportAccord sind 107 Sport-Weltverbände zusammengeschlossen.

Vizer, Freund von Russlands Präsident Wladimir Putin und Chef des Judo-Weltverbands, wirft dem IOC unter Thomas Bach Einmischung in die Autonomie der Sportorganisation vor, das Blockieren von Multi-Sport-Events, Geldverschwendung beim olympischen TV-Kanal und vor allem Intransparenz beim angeblichen Reformprogramm Agenda 2020: "Die Agenda 2020 bringt Sport, Verbänden und Athleten kaum Nutzen", so Vizer. Er formuliert, was manche andere denken: "Die Mehrheit der Stimmen sollte den Leuten gehören, die im Sport involviert sind."

Von den 115 stimmberechtigten IOC-Mitgliedern haben die Athleten, Verbandspräsidenten und Vertreter der Nationalen Olympischen Komitees nur je 15 Stimmen. Seit er 2013 SportAccord-Präsident wurde, sei er "um ein konstruktives Verhältnis" zum IOC und dessen Präsidenten bemüht gewesen, sagt Vizer an - und klagt: "Das wurde leider nie Realität."

Bach reagierte auf die Angriffe mit Zynismus. "Vielen Dank für den freundlichen Empfang", erwiderte er Vizer und widersprach ihm: Er habe mit vielen Vertretern olympischer Sommer- und Wintersportverbände gesprochen und im Hinblick auf seine Agenda 2020 das gegenteilige Gefühl: "Mein Eindruck ist der, dass Sie Ihre Meinung exklusiv haben", sagte Bach. Nach dem Eklat erklärte sich eine Gruppe von 14 Verbandspräsidenten, darunter der Fußball-Weltverband Fifa mit Boss Sepp Blatter, solidarisch mit Bach und kritisierte Vizer in einem Schreiben für dessen Frontalangriff. Die Leichtathletik-Dach- organisation IAAF und der Schützenverband ISSF traten sogar demonstrativ aus dem SportAccord aus. Allerdings ist gerade die IAAF jüngst durch endemische Dopingprobleme tief in die Krise geraten.

Die SportAccord-Generalversammlung hatte das IOC früher gerne genutzt, um eine Exekutivsitzung abzuhalten. Eine solche war in Sotschi dieses Mal ebenso wenig geplant wie Präsentationen der Bewerber für die Winterspiele 2022, Almaty und Peking.

© SZ vom 21.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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