Sport kompakt:Unentschieden im Geisterspiel

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Frankfurt kann gegen St. Pauli nicht gewinnen. Der Vorstandschef des FC Bayern kritisiert den DFB-Präsidenten scharf wegen Unterstützung des Fifa-Bosses. Podolski nicht mehr Kapitän in Köln. Deutsche Schwimmer mit durchwachsenen Ergebnissen bei der WM in Shanghai. Sport kompakt.

Alexander Meier hat Eintracht Frankfurt im "Geisterspiel" der beiden Bundesliga-Absteiger gegen den FC St. Pauli mit seinem dritten Saisontreffer einen Punkt gerettet. Meier traf in der 78. Minute zum Ausgleich beim 1:1(0:1) gegen die Hamburger, die nach einem Treffer von Fin Bartels (38.) lange geführt hatten. Nach ihren Auftaktsiegen rangieren beide Teams nun mit je vier Punkten im oberen Tabellendrittel. Nur 16.500 Zuschauer kamen in die Frankfurter Arena. Wegen der Zuschauerausschreitungen in der vergangenen Saison durften nur 14.000 Eintracht-Fans ins Stadion, die Gäste hatten nur 2500 von möglichen 5000 Karten in Anspruch genommen. Rund 500 Frankfurter Ultras hatten sich vor dem Stadion versammelt und verfolgten die Begegnung im Radio.

Torschütze für St. Pauli im Spiel gegen Eintracht Frankfurt: Fin Bartels (vorne), im Zweikampf mit Constant Djakpa. (Foto: dapd)

Karl-Heinz Rummenigge hat DFB-Präsident Theo Zwanziger wegen dessen Unterstützung für Fifa-Boss Joseph S. Blatter heftig kritisiert. "Die Politik, die er gegenüber dem Fifa-Präsidenten Sepp Blatter verfolgt, finde ich nicht sehr klug: Blatter stets zu verteidigen, obwohl die ganze Welt weiß, wie es wirklich ist. Die Fifa ist ein Korruptionsstadel - dafür gibt es genug Beweise -, das wird auch Zwanziger nicht ändern", sagte Rummenigge dem kicker und fügte hinzu: "DFB-Präsident Zwanziger muss aufpassen."

Nach Präsident Uli Hoeneß ist Rummenigge der zweite Bayern-Verantwortliche, der Zwanziger für seine Nähe zu Blatter attackiert. Zwanziger will als Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees die Korruption im Weltverband bekämpfen und die WM 2022 in Katar überprüfen lassen. Allerdings hat der Jurist aus Altendiez weiter volles Vertrauen in Blatter. "Er ist viel zu klug, um sich korrumpieren zu lassen. Damit würde er sich nämlich in Abhängigkeiten begeben, erpressbar werden und genau das kann er nicht wollen. Aber er ist auf jeden Fall ein sehr guter Netzwerker und Strippenzieher", sagte Zwanziger zuletzt nach den Attacken von Hoeneß.

Der vom Fußball-Weltverband lebenslang gesperrte Mohamed bin Hammam hat indes die Fifa zur Veröffentlichung der Beweise gegen ihn aufgefordert. In einem offenen Brief bekräftigte der ehemalige Fifa-Präsidentschaftskandidat am Montag erneut seinen Willen zur Berufung gegen das Urteil der Ethikkommission. "Ich glaube, es gab keinen einzigen Beweis, den die Fifa vorlegen konnte, um zu zeigen, dass ich Delegierten für ihre Stimmen Geld gegeben hatte", schrieb der Katarer auf seiner Internetseite.

Die Fifa hingegen sieht es als erwiesen an, dass bin Hammam in seinem Wahlkampf gegen Verbandschef Joseph Blatter Stimmen kaufen wollte und schloss ihn am Samstag auf Lebenszeit von allen Fußball-Aktivitäten aus. Bin Hammam forderte die Fifa auf, die Protokolle der Verhandlung gegen ihn den Medien zugänglich zu machen. "Ich habe nichts zu verstecken und ich hoffe, die FIFA wird die Vertraulichkeit nicht als Ausrede nutzen", schrieb bin Hammam.

Lukas Podolski ist nicht mehr Kapitän des Bundesligisten 1. FC Köln. Der neue Trainer Stale Solbakken bestimmte den brasilianischen Abwehrspieler Pedro Geromel zum neuen Mannschaftsführer. Zum Stellvertreter wurde Neuzugang Sascha Riether ernannt. Solbakken habe Podolski in mehreren und ausführlichen Einzelgesprächen die Entscheidung mitgeteilt, so der Trainer. "Ich kann nachvollziehen, welche Reaktionen diese Entscheidung auslöst, und ich verstehe die Enttäuschung einiger Fans. Gleichzeitig bitte ich alle Fans des 1. FC Köln um Verständnis, dass meine Entscheidung eine Entscheidung für die gesamte Mannschaft darstellt. Unser Ziel ist es, sportlichen Erfolg zu haben, und dafür ist es unerlässlich, Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen", begründete Solbakken seinen Schritt. Podolski äußerte sich nach dem Training nicht zur Entscheidung.

Dirk Nowitzki wird mit der Basketball-Nationalmannschaft in Vorbereitung auf die EM in Litauen (31. August bis 18. September) sechsmal in Deutschland auf Korbjagd gehen. Zum ersten Auftritt des Superstars der Dallas Mavericks und seines NBA-Kollegen Chris Kaman (LA Clippers) kommt es am 19. August beim Supercup in Bamberg, wenn die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes (DBB) ab 20.15 Uhr auf Belgien trifft. Einen Tag später steht das Duell mit Griechenland (17.30 Uhr) an, bevor die Mannschaft von Bundestrainer Dirk Bauermann am 21. August zum Abschluss des Turniers gegen Vize-Weltmeister Türkei antritt. Fortgesetzt wird die Testreihe mit dem Duell gegen Bosnien-Herzegowina am 23. August in Bremen (19.15 Uhr), bevor es zu zwei Duellen mit der Auswahl Chinas kommt. Diese finden am 26. August in München (19.15 Uhr) und am 28. August in Berlin (15.00 Uhr) statt. Beim ersten Länderspiel des Sommers in Deutschland am 5. August in Hagen gegen Finnland (19.00 Uhr) wird der 127-fache Nationalspieler noch fehlen.

Uruguays Fußball-Nationalmannschaft hat zum 15. Mal die Copa América gewonnen und ist nun alleiniger Rekordtitelträger. Der WM-Halbfinalist setzte sich am Sonntag in Buenos Aires mit 3:0 (2:0) gegen Paraguay durch, das mit dem früheren Bundesliga-Profi Nelson Valdez in der Startelf und dem eingewechselten Dortmunder Lucas Barrios antrat. Damit stieß Uruguay den 14-fachen Titelträger Argentinien vom Thron. Die Treffer erzielten die Offensivstars Luis Suárez (12. Minute) und Diego Forlán (42./90.). Mit ihrem Sieg hat sich die Nationalelf Uruguays für den Confederations Cup 2013 in Brasilien qualifiziert. Für den auf Seiten Paraguays erst in der 76. Minute eingewechselten Barrios endete die Partie schmerzhaft. Der 26-Jährige musste nur acht Minuten nach seiner Einwechslung das Feld wegen einer Muskelverletzung wieder verlassen und wurde auf einer Trage abtransportiert. Danach spielte Paraguay nur noch zu zehnt, weil die Mannschaft bereits dreimal gewechselt hatte. Paraguay, ohne einen einzigen Sieg in der regulären Spielzeit ins Finale gekommen, hatte Brasilien im Viertelfinale im Elfmeterschießen ausgeschaltet. Uruguay warf den zweiten großen Favoriten, Gastgeber Argentinien, ebenfalls im Elfmeterschießen in der Runde der letzten Acht raus.

Casey Stoner hat den Motorrad-Grand-Prix der USA im MotoGP gewonnen und mit dem fünften Saisonsieg seine Führung in der Weltmeisterschaft ausgebaut. Der Australier verwies am Sonntag (Ortszeit) auf dem Kurs von Laguna Seca in Kalifornien Titelverteidiger Jorge Lorenzo aus Spanien auf den zweiten Platz. Dritter wurde sein Landsmann Dani Pedrosa, der in der Vorwoche beim Deutschland-Grand-Prix auf den Sachsenring gewonnen hatte. Beim US-Grand-Prix wurde nur die MotoGP-Klasse ausgefahren. Einmal mehr ohne Chance auf einen Podestplatz war Valentino Rossi. Der sechsmalige MotoGP-Weltmeister aus Italien kam nur als Sechster ins Ziel, nachdem er schon am Samstag im Qualifikations-Training nicht über den siebten Rang hinaus gekommen war. Der elfte WM-Lauf findet am 14. August im tschechischen Brünn statt. Dort sind dann auch wieder die anderen Klassen bis 125 Kubikzentimeter und Moto2 mit dem WM-Spitzenreiter Stefan Bradl aus Zahling am Start

Der fünfmalige deutsche Badminton-Meister Marc Zwiebler (Bonn-Beuel) hat am Sonntag in Vancouver das erste Grand-Prix-Turnier seiner Karriere gewonnen. Bei den mit 50.000 Dollar dotierten Canada Open besiegte er im Endspiel den Indonesier Taufik Hidayat mit 21:13, 25:23. In Vancouver gab es durch das Mixed-Doppel Michael Fuchs (Bischmisheim) und Birgit Michels (Bonn-Beuel) einen weiteren deutschen Turniersieg. Fuchs/Michels bezwangen im Endspiel Chen Hung Ling/Chen Wen Hsing aus Taiwan mit 21:10, 23:21. Für beide war es nach dem Gewinn der US Open 2010 der zweite Grand-Prix-Titel.

Nach zwei Jahren ohne Sieg hat der amerikanische Golfprofi Sean O'Hair wieder auf der US-PGA-Tour gewonnen. Im Stechen am ersten Extra-Loch setzte sich der 29-Jährige am Sonntag im Shaughnessy GC von Vancouver gegen seinen Landsmann Kris Blanks durch. Nach vier Runden hatte das Duo mit je 276 Schlägen bei dem mit 5,2 Millionen Dollar dotierten Turnier an der Westküste Kanadas noch gleichauf gelegen. O'Hair holte sich mit einem Bogey am Schlussloch seinen insgesamt vierten Toursieg und erhielt dafür 936 000 Dollar. Rang drei belegte der Argentinier Andres Romero (277). Deutsche Profis waren nicht am Start.

Tour de France: Finale
:Prost, Australier!

Am Sekt genippt? Klar. Für die Kameras posiert? Auch. Cadel Evans fährt im Gelben Trikot über die Champs-Élysées und gewinnt die Tour 2011. Den finalen Sprint holt sich der Brite Mark Cavendish - zwei traurigen Norwegern ist das herzlich egal.

Das Tour-Finale in Bildern

Titelverteidiger Paul Biedermann und Rekord-Olympiasieger Michael Phelps haben sich bei der Schwimm-WM in Shanghai über 200 Meter Freistil für eine Neuauflage des Duells von Rom in Position gebracht. Biedermann, der zum Auftakt Bronze über die doppelte Distanz gewonnen hatte, zog in 1:45,93 Minuten als Zweiter ins Finale am Dienstag ein. US-Star Phelps qualifizierte sich als Fünfter (1:46,91) für den Endlauf. Halbfinalschnellster war der Franzose Yannick Agnel (1:45,62).

Kurzbahn-Weltrekordler Steffen Deibler ist an einer Medaille vorbeigeschwommen. Der Hamburger kam im Finale über 50 Meter Schmetterling in 23,55 Sekunden auf den sechsten Platz. Den Titel gewann 50-Meter-Freistil-Olympiasieger Cesar Cielo (23,10). Der Brasilianer durfte trotz Dopingbefunds starten. Silber und Bronze gingen an die Australier Matthew Targett (23,28) und Geoff Huegill (23,35).

Die Amerikanerin Dana Vollmer hat Gold über 100 Meter Schmetterling gewonnen. Die Staffel-Olympiasiegerin von Athen siegte im Finale in 56,87 Sekunden vor der Australierin Alicia Coutts (56,94) und der Chinesin Lu Ying (57,06). Titelverteidigerin und Weltrekordlerin Sarah Sjöström (Schweden) verfehlte als Vierte das Podest. Die deutsche Meisterin Sina Sutter (Essen) war im Vorlauf ausgeschieden.

Helge Meeuw hat über 100 Meter Rücken bei der Schwimm-WM das Finale erreicht. Der 26-Jährige belegte am Montag in Shanghai im Halbfinale in 53,34 Sekunden den insgesamt fünften Platz. Als Schnellster startet der Franzose Jeremy Stravius, der mit 52,76 Sekunden als Einziger unter der 53-Sekunden-Marke blieb. Über 100 Meter Brust verpasste die Wuppertalerin Sarah Poewe dagegen den Endkampf. Nach Platz drei im Vorlauf gelang ihr im Halbfinale in 1:08,38 Minuten nur die zwölftbeste Zeit. Mit ihrer Vorlaufzeit hätte sie es ins Finale geschafft. Im Halbfinale schwamm 200-Meter-Olympiasiegerin Rebecca Soni in 1:04,91 Weltjahresbestzeit.

Die 15-Jährige Ye Shiwen hat Gastgeber China das erste Schwimm-Gold beschert. Die Kurzbahn-Vizeweltmeisterin siegte über 200 m Lagen in 2:08,90 Minuten vor der Australierin Alicia Coutts (2:09,00), die kurz zuvor bereits Silber über 100 m Schmetterling gewonnen hatte, und Titelverteidigerin Ariana Kukors aus den USA (2:09,12).

Deutschlands Wasserballer hoffen trotz ihrer Verletzungsmisere bei der Schwimm-WM in Shanghai auf eine Überraschung und das Olympia-Ticket. Gegen Titelverteidiger Serbien im Viertelfinale an diesem Dienstag (09.20 Uhr) erwartet Bundestrainer Hagen Stamm aber eine kaum lösbarer Aufgabe. "Wir sind klarer Außenseiter, alles andere als eine glatte Niederlage wäre eine Überraschung." Die ersten drei dieser WM haben das Olympia-Ticket sicher, der Rest muss sich im Frühjahr qualifizieren. Florian Naroska fällt mit seiner Bizepsverletzung weiter aus, über einen Einsatz von Torhüter Alexander Tchigir soll erst kurzfristig entschieden werden.

Bundestrainer Dirk Lange hat die Hoffnung auf eine WM-Medaille in Shanghai für Doppel-Olympiasiegerin Britta Steffen noch nicht aufgegeben. "Sie kann sich noch steigern", sagte der Chefcoach der deutschen Schwimmer am Montag. Die schwache Zeit in der 4x100-m-Freistilstaffel (54,51) bewertete Lange als "bei weitem nicht optimal. Wenn sie sich nicht steigert, wird sie keine Medaille gewinnen." Ein besonderes Programm, um die trotz Bronze in der Staffel bitter enttäuschte Doppel-Weltmeisterin wieder aufzubauen, gebe es nicht. "Sie läuft normal in der Mannschaft mit", sagte Lange, "als Olympiasiegerin hat sie aber immer eine Sonderposition." Es sei nun ihre Aufgabe und die ihres Trainers Norbert Warnatzsch, "ihre Strategie umzusetzen." Steffen selbst hatte am Sonntagabend völlig niedergeschlagen gewirkt und an ihren Medaillenchancen in Shanghai ernsthaft gezweifelt. "Damit bist du nur noch Mittelklasse, wahrscheinlich kann man damit nicht mal ins Finale kommen", hatte sie gesagt, "ich bin dolle enttäuscht." Ihre Doppel-Titelverteidigung beginnt am Donnerstag über 100 und am Samstag über 50 m Freistil.

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